Moore – zahlreiche Mythen und Sagen ranken sich um die Feuchtgebiete. Lange hielt sich der Volksglaube, dass die Geister tot geborener und nicht getaufter Kinder Reisende vom Weg abbringen und diese in Moorlöchern versinken. Damit steigen wir heute mal ganz anders in das Thema ein. Spannend ist auch, dass wir heute den ersten Teil einer dreiteiligen Serie bestreiten. In meinem Beitrag über die Naturräume habe ich Euch schon gesagt, wo man Moore in Deutschland finden kann. Günstige Bedingungen für Moore findet man vor allem in Nordamerika, Nordeuropa, Südamerika, Nord- und Südasien sowie im Amazonasbecken. In diesen Bereichen entstanden Moore aller Art und Torflagerstätten mit einer Fläche von insgesamt vier Millionen Quadratkilometern. Damit bedecken Moore eine Landfläche von drei Prozent der Erdoberfläche. Besonders viele Moore finden wir heute noch in Teilen Russlands, Alaskas und Kanadas. In Deutschland finden wir die größten Moore im Nordwesten, Nordosten und im Alpenvorland.

Wie entstehen Moore?
Für die Entstehung eines Moores müssen einige Bedingungen erfüllt sein: Das Gebiet muss niederschlagsreich sein und eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen. Dabei staut sich im Boden eine Schicht Wasser. Dies kann nicht jeder Boden. Darüber hinaus muss die Produktion an Pflanzensubstanz deren Verlust durch Zersetzung übertreffen. Ökologisch unterscheidet man zwischen Hoch-, Nieder- und Zwischenmooren. Daher gibt es nicht die eine Entstehungsgeschichte des Moores. Schauen wir uns die unterschiedlichen Moore einmal genauer an. Beginnen wir mit den Hochmooren.
Hochmoor

Hochmoore wachsen mit der Zeit über den Grundwasserstand hinaus oder haben sich in einem niederschlagsreichen Gebiet als wurzelechtes Hochmoor auf dem mineralischen Untergrund gebildet. Doch wie überleben diese Moore? Die Hochmoore werden durch Regenwasser (ombotroph) ernährt. Daher bezeichnet man Hochmoore auch als Regenmoore. Durch den Regen sind Hochmoore eher sauer und sehr nährstoffarm. Sie verfügen über einen geringen Gehalt an Stickstoff und andere Nährstoffe. Außerdem zeichnen sich Hochmoore durch einen hohen Kohlenstoffgehalt im Torf aus. Hochmoore wachsen jedes Jahr einen Millimeter in die Höhe. Das klingt erst einmal nach nicht viel, ist jedoch auf die Fläche gesehen eine ganze Menge. Die Hochmoorzentren sind in der Regel baumfrei, was nicht unbedingt einladend für Pflanzen klingt. Der Untergrund ist sauer, nährstoffarm und hat eine permanente Wassersättigung. Damit stellen sich die Pflanzen einer besonderen Herausforderung. Hinsichtlich der ökologischen Bedingungen lassen sich Hochmoore relativ klar von allen anderen Moortypen abgrenzen. Du fragst Dich sicherlich, wie hier Pflanzen überleben und welche Pflanzen in einem Hochmoor wachsen. Die Pflanzen- und Tierwelt der Hochmoore ist einzigartig, vielfältig und stark gefährdet. Pflanzen, die unter diesen extremen Bedingungen in einem Hochmoor zurechtkommen, sind echte Spezialisten und Hungerkünstler. In der Pflanzenwelt werden für solche speziellen Standorte besondere Anpassungen und Strategien entwickelt. So wachsen und gedeihen Hochmoorspezialisten ausschließlich in Hochmooren und auch auf keinen anderen Moorböden. Wer sind also diese Spezialisten? Dazu gehören zum Beispiel fleischfressende Pflanzen. Viele Arten fangen Insekten, verdauen sie und können dadurch zusätzlichen Stickstoff und Mineralsalze aufnehmen. Dazu gehören der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) und die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula). Der Sonnentau fängt über die rundlichen Blätter mit rötlichen Drüsen, welche eine klebrige Flüssigkeit absondern, kleine Insekten. Die Venusfliegenfalle fängt die Insekten durch große Klappfallen. In Hochmooren findet man neben den fleischfressenden Pflanzen auch Zwergsträucher. Überwiegend alle Vertreter der Familie Ericaceen (Heidekrautgewächse). Bekannteste Vertreterin ist die Besenheide (Calluna vulgaris), die durch die Lüneburger Heide bekannt geworden ist. Andere Vertreterinnen sind die Rosmarinheide (Andromeda polifolia), die Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) und die Glockenheide (Erica tetralix). Durch die Symbiose mit Pilzen wird die Nährstoffaufnahme der Zwergsträucher verbessert. Dickfleischige Blätter mit einer dicken Epidermis sind Merkmale für die speziellen Herausforderungen. Die Zwergsträucher sind durch viele kleine Tricks optimal an die extremen Temperaturschwankungen angepasst. Außerdem bilden einige von ihnen einen Stockwerkbau in den Wurzeln aus, damit Sauerstoffmangel durch das ständig höher wachsende Torfmoos vorgebeugt werden kann. Wo wir schon beim Thema der Torfmoose sind, kann ich noch ein paar Sätze dazu sagen. Zu den Torfmoosen gehören unter anderem Wollgräser (Eriophorum), Seggen (Carex) und Rasenbinsen (Trichophorum). Je nach Moor und Bedingungen im Moor werden unterschiedliche Gesellschaften von Torfmoosen gebildet. Die Art, welche am häufigsten vorkommt, ist namensgebend für die Torfmoorgesellschaften. Im Hochmoor findet man besonders an den stärker dränierten Randhängen und den Kolkrändern auch Bäume. Dazu gehören die Moorbirke (Betula pubescens), Fichten (Picea) und Kiefer (Pinus). Sie sind Arten, die mit extremen Verhältnissen und nährstoffärmeren Standorten gut klarkommen. Meist findet man nur vereinzelt Gehölze mit niedrigerem Wuchs, der aus dem besonderen Standort resultiert. Innerhalb eines sich entwickelnden Hochmoores können sich nur wenige Organismengruppen entfalten. Im Moor gibt es weder Fische noch Schnecken, Muscheln oder Krebse. Nur Spezialisten, wie schon bei den Pflanzen erwähnt, können hier überleben. Es gibt einige Einzeller wie die Wurzelfüßer (Rhizopoden). Diese kleinen Tierchen sind beschalte Amöben (Testaceen) und können in einer hohen Individuendichte auftreten. Gut, wir können die Einzeller nicht sehen, also kommen wir zu Tieren, die wir auch ohne Mikroskop sehen können. Im Sommer können wir zahlreiche Libellen bewundern. Libellen lieben feuchte Standorte, weshalb man sie Hoch- und Niedermooren findet. Eine der wenigen Libellenarten, die nur im Hochmoorgewässern mit Torfmoos-Schwingrasen zu finden sind, ist die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica). Von Juli bis September ist die Hochmoor-Mosaikjungfer aktiv, man kann die Männchen an sonnigen Tagen auf Baumstämmen sich sonnen sehen. Neben den Libellen findet man auch Schmetterlinge im Moor. Einer der Schmetterlinge, die auf Moore angewiesen sind, ist der Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria aquilonaris). Die Gewöhnliche Moosbeere ist die Futterpflanze für die Raupen des Falters. Später als Schmetterling ist die Glockenheide die wichtigste Nahrungsquelle. Es gibt ebenfalls auch einige Amphibien wie z.B. den Moorfrosch (Rana arvalis). Der Moorfrosch lebt und/oder laicht im Hochmoor. Neben dem Moorfrosch findet man die Mooreidechse (Lacerta vivipara) und die Kreuzotter (Vipera berus). Letztere wird auch als Moorotter bezeichnet. Neben den Amphibien und Reptilien findet man auch viele Vögel. Dazu gehören Krick- und Knäkente, das Birkhuhn, die Sumpfohreule, der Große Brachvogel, die Bruchwasserläufer, der Südliche Goldregenpfeifer und der Kranich, welche im offenen Bereich der Hochmoore leben. In den Randbereichen leben die Uferschnepfe, der Rotschenkel, die Feldlerche, das Braunkehlchen und etliche weitere Arten. Durch die Zerstörung der Moore sind viele dieser Arten drastisch zurückgegangen und damit vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden. Darauf werde ich später im Beitrag noch etwas genauer eingehen. Schauen wir uns jetzt die Zwischenmoore näher an.
Zwischen- bzw. Übergangsmoor
Das Zwischen- bzw. Übergangsmoor ist kein dauerhafter Zustand. Das Zwischen- bzw. Übergangsmoor bezeichnet den Übergang von einem Niedermoor zu einem Hochmoor. Gekennzeichnet wird dieses Moor durch Kleinseggenriede und Binsenarten. Darüber hinaus findet man Mineralbodenwasserzeiger wie Fieberklee (Menyanthes trifoliata), das Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris) sowie das Schweinsohr (Calla palustris) und viele mehr. Torfmoose findet man in sauren Zwischenmooren. In nährstoffreichen Ausprägungen findet man eher Braunmoos vor. Saure, mäßig nährstoffreiche (mesotrophe) Moore werden aus saurem Mineralbodenwasser gespeist und besitzen dadurch eine bessere Stickstoffversorgung. Grundsätzlich sind sie den Armmooren näher. Man findet sie in den nährstoff- und kalkarmen Gebieten der Jungmoränenlandschaften besonders in Durchströmungs- und Kesselmooren, in Dünengebieten, außerdem in den Kristallinbereichen der Mittelgebirge, vor allem in Hangmooren. Auch hier ist es wieder ein Mix aus Hoch- und Niedermoor. Neben den sauren Zwischenmooren findet man noch subneutrale, mäßig nährstoffreiche und kalkfreie Moore. Die Vegetation setzt sich aus braunmoorreichen Kleinseegenrieden, in welchen teilweise noch Torfmoose wachsen, zusammen. Man findet diese Moore im östlichen Mitteleuropa, diese sind jedoch durch die allgemeine Nährstoffbelastung besonders gefährdet. Sie entstehen aus Verlandungsmooren, Hangmooren, Quellmooren und Kesselmooren, am häufigsten entstehen sie aber aus Durchströmungsmooren. Jetzt habe ich Dir so viele unterschiedliche Moorarten genannt, dass Du bestimmt nicht mehr so recht weißt, wo oben und unten ist. Im Nachfolgenden wollen wir uns mit den Niedermooren und den unterschiedlichen Ausprägungen beschäftigen.
Niedermoore

Niedermoore bilden sich in Senken, Flussniederungen, Mulden, an Hängen bei Quellaustritten oder durch Verlandungen von Seeflächen. Meist wachsen sie nur wenig in die Höhe. Die Moorfläche wird von mehr oder weniger nährstoffreichen Grund-, Quell- oder Sickerwasser durchsetzt (topogen). Die meisten noch wachsenden Niedermoore finden wir heute noch in Mitteleuropa. Durch die nährstoffreichen Bedingungen werden Niedermoore als Reichmoore bezeichnet. Die Bezeichnung resultiert aus der zeitweiligen Überstauung mit Fremdwasser und phasenweiser Austrocknung. Im Gegensatz zum Hochmoor hat das Niedermoor ein hohes Stickstoffangebot. Der pH-Wert liegt zwischen 3,2 und 7,5 und wird fast bedeutungslos. Niedermoore entwickeln sich bei geeigneten Bedingungen über Zwischenmoorstadien weiter zu Hochmooren. Die Vegetation ist im Vergleich zum Hochmoor artenreichen und besteht hauptsächlich aus Schilfgräsern, Binsen, Sauergräsern und Moosen. Die Vegetation zeichnet sich durch dichten und hohen Bewuchs aus. Außerdem unterscheidet sich die Gestalt des Moores von der Art und Weise wie es gespeist wird.

Es gibt Quellmoore, Hangmoore, Versumpfungsmoore, Verlandungsmoore, Überflutungsmoore, Druchströmungsmoore und Kesselmoore. Wenn aus dem Untergrund Quellwasser austritt, entstehen Quellmoore. Für die Torfbildung muss der Boden permanent mit Wasser gesättigt sein. Dies geschieht nur, wenn die Quellausschüttung ergiebig, dauerhaft und gleichmäßig ist. Besondere Kennzeichnung von Quelltorfe sind, dass sie meist stark zersetzt sind. Dies geschieht nur durch den hohen Sauerstoffgehalt der Quellwässer und kleinflächiger Austrocknung. Außerdem sind sie oft schlammig, was aus den Auswaschungen der Grundwasserleitern (Sand, Ton, Schluff) resultiert. Bei Quellmooren unterscheidet man noch in Niederungsquellmoore, welche sich in Tälern bilden, und in Hangquellmoore, welche sich an flachen Unterhängen bilden. Je nach Zusammensetzung des Wassers und der Gesteine, ändert sich die Form des Moors. Bspw. bildet sich durch einen hohen Eisengehalt Eisenockerschlamm an den Kuppen. In Gebieten mit anstehendem Kalkstein oder abgelagertem Geschiebemergel bilden sich Kuppen aus fast reinem Kalk (Quelltuff oder Wiesenkalk). Die Kuppen können bis zu zehn Meter hoch und rund 200 Meter breit werden. Trotz allem erreichen die Quellmoore meist nur eine geringe Mächtigkeit. Quellmoore gehen in Richtung des Wasserabflusses oft in hydrologische Moortypen über wie zum Beispiel in das Durchströmungsmoor. Hangmoore hingegen entstehen an flachen Hängen mit stauendem Untergrund.

Hierbei wird das Moor durch oberhalb liegende Bäche oder Rinnsale beständig durch Wasser auf der Oberfläche und in den oberen Bodenhorizonten permanent wassergesättigt. Da sich das Wasser vor dem Eindringen in den Torfköper aufstaut, wachsen Hangmoore am oberen Ende hangaufwärts. Die Torfkörper sind nicht sehr dick, oft weniger als einen Meter, da bei einem stärkeren Höhenwachstum die Hangneigung so stark wird, dass eine natürliche Entwässerung einsetzt. Versumpfungsmoore entstehen in flachen Senken bei einer periodischen Vernässung auf stark verdichteten oder tonigen Böden. Wenn der Grundwasserspiegel ansteigt, könnten Versumpfungsböden auch auf Sandböden entstehen. Primär bilden sich solche Moore in flachen Landschaften, zum Beispiel in Flussauen außerhalb der Überflutungsgebieten oder in Urstromtälern.

Versumpfungsmoore sind meistens sehr großflächig und die Mächtigkeit der Torfe sind eher gering, nur selten sind sie mehr als einen Meter dick. In diesen Bereichen schwankt der Grundwasserstand und sorgt damit für eine natürliche Durchlüftung des Torfkörpers. Der Torf ist daher üblicherweise eher stark zersetzt und damit nährstoffreich. Verlandungsmoore hingegen entstehen, wenn Seen durch Verlandung und Zuwachsen von Stillgewässern, durch Ablagerungen von Mudden auf dem Gewässergrund und durch das Hineinwachsen von Ufervegetation in das Gewässer. Bei dieser Verlandung von Seen entstehen besondere Torfe (Sinktorfe), sie sinken allmählich auf den Gewässergrund ab. Wenn der komplette See verlandet ist, hört das Torfwachstum auf und der Torf wird durch Wasserstandschwankungen in der Regel oberflächlich stark zersetzt. In einem Verlandungsmoor findet man neben Torf häufig mächtige Muddenschichten. In Deutschland sind ca. 15 Prozent aller Moore Verlandungsmoore. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Nährstoffgehalt sich an den verlandeten Seen orientiert und kann daher stark schwanken. Heute sind die Nährstoffschwankungen eher eutroph, also durch den Menschen gemacht.

Es gibt unterschiedliche Überflutungsmoore, die Küstenüberflutungsmoore (entlang von Meeresküsten) und die Auenüberflutungsmoore (entlang von Flüssen). Dieser Moortyp entsteht durch periodisch oder episodisch stark schwankende Wasserstände. Das bedeutet aber auch, dass bei einem niedrigen Wasserstand das Moor trockenfallen kann. Ein weiterer Faktor ist, dass die Landschaft, in der es entsteht, gering reliefiert ist. Das Überflutungsmoor ist großflächig, hat aber eine geringe Mächtigkeit des Torfkörpers. Die Verzahnung oder Wechsellagerung von Torf und mineralischen Materialien (Schluff oder Sand), welches mit der Überflutung ins Moor eingetragen wird, ist typisch für diesen Moortypus. Das Durchströmungsmoor beschreibt die Tatsache, dass der Torfkörper von einem Grundwasserstrom infiltriert wird. Wichtig ist, dass dieses Grundwasser im Moorkörper verbleibt und nicht als Quelle zutage tritt. Oft ist das Durchströmungsmoor ein nachgelagertes Moor. Es schließt sich zum Beispiel an ein Quellmoor an. So, das letzte Moor dieses ersten Teils ist das Kesselmoor.

Sie sind vorwiegend in Jungmoränenlandschaften oder in Vulkanlandschaften verbreitet und entstehen aus Geländehohlformen ohne natürlichen Abfluss. Diese Voraussetzungen findet man in Senken oder in Toteislöchern (Söllen), in der Mitte liegt zuweilen noch ein Restsee. Kesselmoore sind kleinflächig (meist unter einem Hektar) und haben eine große Torfmächtigkeit ohne einen natürlichen Zu- und Abfluss.
Wie der Mensch die Moore genutzt hat und wie der Rückgang der Moore in Deutschland Zustande gekommen ist, werde ich dir in der nächsten Woche erzählen.