Geschichte der Waldnutzung

Geschichte der Waldnutzung

Den Deutschen wird nachgesagt, dass wir eine ganz besondere Beziehung zum Wald haben. In Deutschland hat jeder seine eigene Meinung zum Wald. Und wenn ich „jeder“ sage, meine ich auch wirklich jeden. Darunter natürlich die Forstfachleute und die Holz verarbeitende Wirtschaft aber auch Umweltverbände, Bürgerinitiativen und die Zivilgesellschaft diskutieren mit. Darüber hinaus haben Wissenschaft und Politik ein berechtigtes Interesse am Wald. So entsteht bei vielen der Eindruck, dass wir ein Volk von lauter Waldexperten sind. Wie falsch wir mit dieser Einschätzung liegen und wie falsch diese Außenwirkung ist, werde ich dir heute in meinem Beitrag erzählen, denn es wird das Thema Forstwirtschaft betrachtet. Es wird um unsere Expert:innen in Sachen Wäldern gehen und was sie mit unserem Wald anstellen. Bevor wir zu der aktuellen Situation kommen, fangen wir bei der Vergangenheit an. Denn unser Wald wird schon immer bewirtschaftet. 

Buchenwald bei Schloss Lichtenstein (Lichtenstein 2021)

Die Anfänge der Waldnutzung

Die Wälder, die wir heute vor der Haustür haben, sind größtenteils Wirtschaftswälder. Das bedeutet, dass wir in Mitteleuropa ausschließlich Ersatzgesellschaften als Wald haben. Wir beginnen unsere heutige Geschichte in der keltischen Zeit. Mit der Ausbreitung der Landwirtschaft und der Metallverhüttung wurde eine erste intensivere Waldnutzung betrieben. Besonders in der römisch-germanischen Periode und vor allem in den dichten besiedelten südwestlichen Teilen nahm die Waldnutzung weiter zu. 

Das freie Germanien wurde im 1. Jahrhundert von Publius Cornelus Tacitus als ein Land, bedeckt von schrecklichen Wäldern und abscheulichen Sümpfen beschrieben. Tacitus lebte im Süden, dort war die Landschaft schon seit Jahrhunderten vom Menschen überprägt. Im freien Germanien fanden sich die Eingriffe in dem Wald im Bereich des direkten Siedlungsbaus vor. Hier wurden die Wälder für den Ackerbau und das Weideland gerodet. Außerdem wurde das Holz für die Feuerstellen aus dem Wald geholt. Dies führte im Bereich der Siedlung zur weiteren Ausdünnung des Waldes. Teile des Waldes, welche durch Rotbuche (Fagus sylvatica) und Eichen (Quercus in Arten) geprägt waren, wurden als Waldweiden genutzt. Später im Beitrag gehe ich noch einmal im Detail auf Waldweiden ein. Dadurch, dass die Siedlungen meistens nach einiger Zeit aufgegeben wurden, konnte in diesen Bereichen eine natürliche Sukzession eine naturähnliche Vegetation entwickeln. Im römisch besetzten Teil sah das anders aus. Der Wald wurde in diesem Teil intensiver genutzt. Allein für den Städtebau wurden entsprechende Holzmengen benötigt. Besonders für den Hausbrand (Feuerstelle), den Betrieb der Bäder mit ihren aufwändigen Bodenheizungen und Warmwasserbecken mussten stetig große Holzmengen bereitgestellt werden. Durch die Niederlage gegen die Germanen musste die Strategie der Römer verändert werden. Die defensive Strategie erforderte jedoch den Bau des Limes, dieser war 500 km lang und wurde überwiegend aus Holz und Stein gebaut. Außerdem schlug man für den Limes eine Schneise in die Wälder. Auf den fruchtbaren Böden wurden die Flächen für die Land- und Weidewirtschaft entwaldet. Die Römer brachten aber auch einige vertraute Baumarten aus dem Mittelmeerraum mit, wie die Esskastanie (Castanea sativa) und Walnuss (Juglans regia). Du siehst, die römische Kolonisierung war ein einschneidender Eingriff in die Waldgesellschaften in Mitteleuropa. Verblieben sind viele waldfreie Zonen, die sich von der intensiven Beweidung nicht mehr erholt haben. Aber auch das Artengefüge in vielen Waldgesellschaften war durch die selektive Nutzung gestört, die eingeschleppten Arten wurden hingegen Bestandteil der Vegetation. Nach den Römern folge die Phase der Völkerwanderung. In dieser Zeit waren halbsesshafte Siedlungsformen hoch im Kurs. Dies verschaffte dem Wald die Möglichkeit, sich wieder auszubreiten. 

Waldnutzungen im Mittelalter 

Im Mittelalter nahm die Besiedlungsfläche wieder zu. Hier standen vor allem die Böden im Fokus, auf denen man Ackerbau betreiben konnte. Im frühen und hohen Mittelalter wurde dann begonnen, den Wald großflächig zu roden. Einerseits benötigte man die Fläche, um neue Siedlungsflächen zu erschließen. Auf der anderen Seite benötigte man den Wald für die Gewinnung von Bau- und Brennholz. Diese Periode hat die Landschaften in großen Teilen Mitteleuropas bis heute geprägt. Durch Seuchen und Einfall fremder Völker stockte die Rodung, da die Bevölkerungszahlen nicht wesentlich anstiegen. Auch im Mittelalter gab es Bereiche, die menschenleer blieben, wie zum Beispiel die hohen Mittelgebirgszüge. Die ersten Siedlungen, die sich im Schwarzwald oder auch im Harz nachweisen lassen, gab es erst ab dem Jahr 1000. Die zweite große Rodungsperiode setzte ab dem Jahr 1100 ein. Dabei drangen die Menschen in entlegene Täler der Mittelgebirge vor. Spannend ist hier zu erwähnen, dass diese zweite Rodungsperiode damals das Verhältnis zwischen Kultur- und Waldfläche geschaffen hat, die dem heutigen Verhältnis entspricht. Diesen Umstand kann man bis heute in der Landschaft ablesen. Bis zum Jahr 1300 wurden viele Wälder gerodet und landwirtschaftlich so intensiv genutzt, dass sie ihren Waldcharakter verloren haben. Die massiven Rodungen hatten damals schon dramatische Folgen. Es wurden viele geschlossene Waldgesellschaften zerstört. Zurück blieben kahle Bergrücken und Heidelandschaften. Die Baumartenverteilung änderte sich. Aufgrund der verschwindenden und sich nicht regenerierenden Wälder kam es zu massiver Erosion der Böden. Daraufhin wurden Felder und Siedlungen aufgegeben. Versorgungsengpässe waren besonders in Kriegszeigen eine Folge des Raubbaus. Eine Verschnaufpause gab es für den Wald während des dreißigjährigen Krieges. Die Bevölkerung wurde langfristig dezimiert, diese erholte sich erst nach 200 Jahren vom Krieg. Verlassene Landstriche mit vormals landwirtschaftlicher Nutzung verwaldeten nach und nach. 

Buchenwald bei Castrop-Rauxel (Castrop-Rauxel 2021)

Im Mittelalter benötigte man Holz für die Herstellung von Glas, in der Gerberei oder im Bergbau beim Grubenausbau. Seit dem 16. Jahrhundert bis ins frühe 19. Jahrhundert wurde regelmäßig über Holznot geklagt. Im Schwarzwald wurden riesige Mengen Holz zu Flößen gebunden und in die Niederlande für den Schiffsbau exportiert. In der Zeit war oft unklar, wie die Besitzverhältnisse der Wälder waren, wodurch der Raubbau weiter befeuert wurde. Um 1800 waren in Deutschland kaum noch geschlossene Wälder vorhanden. In der Winterzeit war das Holz teilweise so knapp, dass alles verbrannt wurde, was man aus Holz hatte. Das waren die dunkelsten Zeiten des Waldes. Zu der Zeit wurde der Wald sehr vielseitig genutzt. Wie wir dieser Phase entkamen, erkläre ich dir gleich. Erst einmal schauen wir uns die Nutzung noch genauer an. 

Hutewald oder auch Waldweide ist eine frühe historische landwirtschaftliche Form der Waldnutzung. Hierbei wurde das Vieh in den Wald getrieben. Je nach Intensität der Nutzung lichteten sich die Wälder auf oder starben ab. Gehölze, die nicht gerne gefressen wurden, breiten sich aus, wie z.B. der Wacholder. Heute kannst du sowas noch in den parkartigen Landschaften der Wacholderheiden sehen. Zeidelweiden dienten der Bienenzucht. Honig war im Mittelalter die einzige Art, Speisen zu süßen. Bienenwachs wurde darüber hinaus für die Herstellung von Kerzen zur Beleuchtung von Kirchen genutzt. In den Zeidelweiden hat man insbesondere Baumarten wie Linde, Salweide, Tanne oder Kiefer gefunden. Harznutzung ist die älteste Nutzungsform im Waldgewerbe. Nadelbäume wie Fichte und Kiefer sind hierbei die bevorzugten Baumarten. Ganze Bestände beklagten Zuwachsverluste und Schwächung der Vitalität. Harz war jedoch ein beliebter Grundstoff, daher wurde überall Harz gewonnen, wo man nur konnte. Brennholz ist leicht erklärt. Holz ist auch heute noch ein wichtiger Energieträger des Menschen. Im 19. Jahrhundert wurde das Holz durch Kohle ersetzt. Siedlungsnah wurde Feuerholz und Hausbrand gewonnen. Holz wurde teilweise auch von Aschenbrennern einfach verbrannt, um Pottasche zu gewinnen. Dies war die einzige Kaliumquelle für die mittelalterlichen Gewerbe. In allen Waldungen wurden Köhlereien betrieben und Holzkohle hergestellt. Siedlungsnah verwendete man wegen des Brandschutzes minderwertiges Holz. Nutzholz wurde schon immer aus verschiedenen Teilen Europas importiert. Dieses nutzte man für den Bau oder die Konstruktion. Beliebte Hölzer dafür waren Eiche und Nadelhölzer. Eine besondere Stellung hatte die Eibe, welche bei der Waffenherstellung sehr beliebt war. Die Flößerei wurde immer im Zusammenhang mit Im- oder Export von Holz betrieben. Dabei wurden Bäume oder Baumteile als Floß über Flüsse oder einzeln über Bäche von a nach b transportiert. 

Kommen wir nun zu der ersten Aufforstungswelle in Deutschland. Um die Holznot abzuwenden, wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts devastierte Wälder und Kahlflächen mit Fichten und Kiefern aufgeforstet. Auf besseren Böden wurde vielfach die Gemeine Fichte (Picea) gepflanzt und auf ärmeren Böden fand man die Waldkiefer (Pinus). Diese Baumarten wachsen schneller als Rotbuchen oder Weiß-Tannen auf und führten zu hohen Holzerträgen. Zeitgleich entstanden die ersten staatlichen Forstverwaltungen in Mitteleuropa. Diese sollten die Holznutzung sicherstellen. Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Brennholz von der Kohle in den Haushalten, in der Industrie- und den Gewerbebetriebe abgelöst. Dies sorgte für eine deutliche Entlastung der Wälder. Nach den Weltkriegen sorgte der Wiederaufbau wiederrum für große Kahlflächen, auf denen häufig Reinbestände aus Fichte und Kiefer gepflanzt wurden. In den 1990er Jahren wurde vermehrt auf Mischwälder gesetzt. Doch durch den Druck der Holzindustrie wurden diese Projekte wieder eingestampft. Womit wir einen schnellen Ritt durch die Zeit gemacht haben und wieder in der heutigen Zeit angekommen sind. Die deutsche Waldlandschaft ist geprägt von Reinbeständen aus Kiefer und Fichte. Einige wenige Buchenwälder haben die Zeit überdauert und sind besonders geschützt. Die Reinbestände kämpfen mit den Folgen der schweren Stürme aus den Jahren 1990, 1999, 2007 und 2008 und dem Borkenkäfer, der in den letzten Jahren durch den Klimawandel ein leichtes Spiel in den Plantagen hatte. Fakt ist, dass Deutschland zu etwa einem Drittel mit Wald bedeckt ist. Fast alle Wälder, die wir haben, sind Wirtschaftswälder. Wie die heutige Forstwirtschaft den Wald verändert, erzähle ich dir jetzt. 

Forstwirtschaft und wie sie den Wald verändert

In Deutschland sind Waldbesitzer angehalten, nach dem Bundes- und Landeswaldgesetzen zu bewirtschaften. Sie sind verpflichtet, „ordnungsgemäß und nachhaltig“ zu bewirtschaften (§11 Bundeswaldgesetz). Hierbei soll der Wald nicht nur als Rohstoffquelle, sondern auch als Grundlage für den Arten-, Boden-, Klima- und Wasserschutz sowie für Freizeit und Erholung der Bevölkerung berücksichtig werden. Die moderne Forstwirtschaft muss ständig zwischen den wirtschaftlichen und ökologischen Interessen abwägen. Wir haben aus den katastrophalen Rodungen des Mittelalters scheinbar gelernt und wollen den nachfolgenden Generationen mindestens vergleichbare Nutzungsmöglichkeiten überlassen. Daher gibt es die Zertifizierung Forest Stewardship Council (FSC) und Program for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC). Diese sollen für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Welche Grundsätze die Wälder haben müssen, um eine Zertifizierung erhalten zu können, hatte ich einem vorherigen Beitrag schon aufgezeigt. Die waldbauliche Tätigkeit umfasst dabei zielorientiertes Planen, Entscheiden und Umsetzen im Bereich der Erneuerung, Pflege und Sanierung von Waldökosystemen. Gleichzeitig müssen immer ökologische, sozioökonomische und technische Erkenntnisse betrachtet werden. Dennoch lass dir gesagt sein, dass jede holzwirtschaftliche Nutzung ein Eingriff in den Wald beinhaltet und damit dem Wald permanent Biomasse entzieht. Diese würde ohne Eingriff von Natur aus zur Bodenbildung im Wald verbleiben. 

Plantage (Hollenstedt 2021)

In den letzten Jahren wurde die Kritik an der Forstwirtschaft aus dem Bereich der Naturverbände lauter. Zum einem haben sich die Umtriebszeiten der Forstwirtschaft verkürzt, womit das Ökosystem immer mehr gefährdet wird. Zur Erklärung: in der Forstwirtschaft bezeichnet man mit „Umtriebszeit“ den zu erwartenden Zeitraum von Bestandsbegrünung bis zur Endnutzung durch den Holzeinschlag. Die Perioden zwischen Aufwuchs und Einschlag haben sich also verringert. Dies wird besonders durch den Bedarf des Menschen nach Bau- und Brennholz vorangetrieben. Doch warum ist das problematisch? Ich werde es dir anhand von Vögeln erklären. Alte Bäume gibt es in unseren Wäldern kaum noch. Doch alte Bäume werden als Lebensraum für Höhlenbrüter benötigt, da diese bestes Baumaterial für ihre Nisthöhlen darstellen. Ein weiteres Problem ist, dass viel Totholz aus den Wäldern entnommen wird, obwohl es für Vögel ein wahres Buffet ist. 

Die Forstwirtschaft setzt noch immer auf ihren Brotbaum: die Fichte. Auch wenn sich in den letzten Jahren schon herauskristallisiert hat, dass die Fichte nicht das Allheilmittel ist. Die Fichte bildet monokulturartige, extrem artenarme Stangengärten. Mittlerweile nimmt der Holzeinschlag überhand und gleichzeitig wird es uns als nachhaltige Forstwirtschaft verkauft. Das sind Maßnahmen und Schäden, die unsere Wälder jetzt schwächen. Doch auch in der Vergangenheit wurden Maßnahmen getroffen, die wir aktuell als Spätfolgen noch immer wahrnehmen können. Dazu gehört das Entwässern von Waldmooren sowie die Aufforstung von Heiden und Waldwiesen. 

Wie vieles in unserer Welt hat der Wald eine starke Strukturverarmung erlebt – und zwar nicht nur in der Fläche, sondern auch im stufigen Aufbau. Jetzt haben wir über die Geschichte des Waldes an sich sowie die Aufgaben und einen Teil der Probleme der Forstwirtschaft gesprochen. Wir wissen, dass die Forstwirtschaft alle unsere Wälder bewirtschaftet. 

Aber welche Probleme sie noch in den Wald bringt, möchte ich dir jetzt erzählen: den Harvester. Eine Höllenmaschine, die Bäume „erntet“. Ein Wald ist nicht nur von Wegen sondern auch durch Rüttelgassen durchzogen. Diese durchziehen einen Wald und dienen der Baumernte. Sie werden massiv von Harvestern befahren. Diese sägen einen Baum oberhalb der Wurzel ab und entasten ihn im gleichen Zug. Nach der Entastung wird der Baum in Stücke gesägt, damit er besser aus dem Wald transportiert werden kann. Diese Harvester nehmen keine Rücksicht auf den Unterwuchs, die Waldrandhecken oder z.B. auch auf Ameisenhaufen. All das wird einfach plattgefahren. Zurück bleiben tiefe Gräben, als hätte gerade eine große Schlacht in diesem Wald gewütet. Das sind die Schäden, die man sofort sehen kann. Doch viel schlimmer sind die Schäden, die im Verborgenen bleiben. Schäden an Wurzeln und an den Pilzmyzelien. Bei Regen bleibt das Wasser infolge der Verdichtung in den Gräben stehen. Der natürliche Schutz des Bodens ist dahin und er wird für Erosion besonders angreifbar. So geht mit jeder Überfahrt kostbarer Waldboden verloren. Dabei ist der Boden so unfassbar wichtig für alles Leben auf der Welt. 

Geräumter Forst (Castrop-Rauxel 2021)

Also du siehst, es gibt durchaus Probleme in unseren Wäldern. In den Nadelholzplantagen werden die Probleme immer größer – auch angetrieben vom Klimawandel. So sterben immer mehr Plantagen ab. Die Fichte ist nicht für die Trockenheit ausgelegt. Darüber hinaus befällt der Buchdrucker (Borkenkäfer) viele geschwächte Fichtenplantagen. Welche wichtigen Funktionen der Wald hat, kannst du in meinem Beitrag „Das Ökosystem Wald und prägende Faktoren“ nachlesen. Wie nachhaltige Forstwirtschaft aussehen müsste und wie unsere Wälder fit in den Klimawandel gehen können, werde ich dir ein einem weiteren Beitrag erzählen. 

Das Ökosystem Wald und prägende Faktoren

Das Ökosystem Wald und prägende Faktoren

In meinem letzten Beitrag habe ich etwas über die Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang des Waldes benutzt werden, erzählt. Heute möchte ich dir näherbringen, wie die Zusammenhänge im Ökosystem Wald sind. Welche Faktoren beeinflussen den Wald? Was braucht es, damit ein Wald entsteht? Wälder sind früher immer ein Begriff der Sehnsucht gewesen. Heute ist von den einstigen Wäldern nicht mehr viel übrig. Wie die Gestalt der Wälder bestimmt wird, kannst du in dem heutigen Beitrag lesen. Fangen wir also mit der Grundlage an: den abiotischen Faktoren. 

Abiotische Faktoren

Die abiotischen Umweltfaktoren spielen bei der Gestaltung eines Ökosystems eine maßgebliche Rolle. Damit unterliegt ein Ökosystem immer den Zwängen der abiotischen Umweltfaktoren, an denen Lebewesen nicht erkennbar beteiligt sind. 

Abiotische Faktoren umfassen das Klima und die Atmosphäre sowie Wasser, Temperaturen, Licht, Strömungen und Salinität. Darüber hinaus auch die Konzentration an Nährsalzen und anderen chemischen Stoffen. Diese Faktoren sind alle nicht-belebten Interaktionspartner in einem Ökosystem. Doch wie wirken sich die abiotischen Faktoren auf ein Ökosystem aus? Gucken wir uns doch einmal die einzelnen Faktoren genauer an. 

Das Klima ist ein großer Faktor, der viele Bereiche umfasst. Dazu zählen die thermischen und hygrischen Faktoren. Unter thermischen Faktoren fallen die Strahlungsverhältnisse, Luft- und Bodentemperatur. Die hygrischen Faktoren umfassen Luftfeuchtigkeit, Niederschlag und Schneedecke. Besondere Wettererscheinungen wie Nebel, Winde oder Blitze fallen ebenfalls unter die hygrischen Faktoren. Alle Lebewesen haben je einen eigenen Temperaturbereich, in dem sie existieren können. Daher spielt die Lufttemperatur beim Klima eine entscheidende Rolle. Eine zu hohe oder eine zu niedrige Temperatur kann zu Einschränkungen beim Stoffwechsel führen, wie eine Hitze- oder eine Kältestarre. Zu hohe oder zu niedrige Temperaturen können im schlimmsten Fall den Stoffwechsel zum Erliegen bringen – wie bei einem Hitze- oder Kältetod. Das Relief ist maßgeblich für die Gestalt des Ökosystems. Hierbei spielen vorrangig die Lage, die Hangrichtung und die Hangneigung eine Rolle. Das Relief hat Einfluss auf die Höhe und Dauer der Sonneneinstrahlung sowie auf die Witterungsexposition (Wetterseite). 

Waldwanderweg (Eifel 2020)

Der abiotische Faktor Boden ist das was du am Ehesten kennst, weil man ihn anfassen kann und er die Grundlage unserer Zivilisation ist. Boden ist für alle Pflanzen und Tiere wichtig. Böden werden durch ihre Struktur, also der Körnung, den Humusgehalt und das geologische Ausgangsmaterial bestimmt. Von weiterer Bedeutung ist die Feuchtigkeit, der Nährstoffhaushalt, der pH-Wert und die chemische Zusammensetzung des Bodens. Die chemischen Faktoren beschreiben die Kohlendioxid- und die Sauerstoffkonzentration sowie die Gift- und Schadstoffe im Boden. Außerdem wird bei den chemischen Faktoren auch immer der pH-Wert bestimmt. Dieser reicht von sauer bis alkalisch. Wie sauer oder wie alkalisch ein Boden ist, liegt am Ausgangsgestein und wie dieses verwittert. Ein weiterer abiotischer Faktor ist das Licht. Licht ist als Energiequelle und Reiz für jedes Lebewesen zu sehen. Licht ist vor allem für Pflanzen ausschlaggebend, da der Lichteinschlag für die Photosynthese von essenzieller Bedeutung ist. Neben Boden und Licht ist für jedes Leben auch der Zugang von Wasser wichtig. Der abiotische Faktor Wasser wird durch den Grundwasserstand, das Bodenwasser und den Wassergehalt der Luft betrachtet. Der Grundwasserspiegel bestimmt maßgeblich die Gestalt von Biotopen und Ökosystemen. Ich bin eben schon auf die chemischen Faktoren eingegangen. Aber es gibt in jedem Ökosystem immer auch mechanische Faktoren, die Einfluss auf das Ökosystem nehmen. Dazu gehören Wind, Raumeinengung und die Schneelast im Winter. Jetzt weißt du, wie der Wasserkreislauf im Wald funktioniert und welche Faktoren maßgeblich für ein Ökosystem sind. Wasser ist für den Wald ein wichtiger abiotischer Faktor. Damit du verstehst, was das Ökosystem so wertvoll für unsere Landschaft macht, will ich dir den Wasserkreislauf in Erinnerung rufen. Was ein Wasserkreislauf macht, wie er funktioniert und was der Wald damit zu tun hat, liest du jetzt. 

Die Funktion des Wasserkreislaufs

Vom Wasserkreislauf hast du bestimmt schon etwas in der Grundschule gehört. Ich denke, jeder weiß etwas damit anzufangen, doch möchte ich dein Wissen noch einmal auffrischen und erweitern. Ich gehe davon aus, du kennst das Grundprinzip des Wasserkreislaufes. 

Das Wasser der Erde bewegt sich ständig in einem Kreislauf. Der Wasserkreislauf wird, wie alles auf der Erde, von der Sonne angetrieben. Die Meere sind der größte Wasserspeicher der Erde, sie bedecken den Großteil der der Erdoberfläche. Durch die starke Sonneneinstrahlung erwärmen sich die Meere und auch andere Gewässer der Erde. Es bildet sich nach oben steigender Wasserdampf. Diesen Vorgang nennt man Verdunstung. Bei diesem Vorgang der Verdunstung entsteht Luftfeuchtigkeit. Die verdampfenden Wasserteilchen sind für unsere Augen unsichtbar. Die feuchte, warme Luft trifft in höheren Lagen auf kühlere Luftschichten. Durch die kalten Temperaturen kondensiert das Wasser zu Nebel. Die unzähligen Tropfen Wasser im Nebel sammeln sich und es entstehen Wolken. In den Wolken sammeln sich immer mehr Wassertropfen und wenn sie groß genug sowie voller Wasser sind, bilden sich Niederschläge. So kehrt das Wasser als Regen, Schnee oder Hagel auf die Erde zurück. In den meisten Fällen fallen die Niederschläge auf den Boden und auf Pflanzen jeglicher Art. Die Niederschläge, die auf den Boden fällt, versickern langsam. Boden besteht überwiegend aus vielen kleinen Hohlräumen und ist ein ausgezeichneter Wasserspeicher. Das in den Hohlräumen gespeicherte Wasser nennt man Grundwasser. Der Boden spielt dabei eine entscheidende Rolle. Kies, Erde und Gestein wirken wie ein Filter und säubern das Wasser. Der andere Teil fällt direkt in die Gewässer und der Wasserkreislauf kann erneut beginnen. Die Niederschläge fließen entweder oberirdisch über Gewässer oder unterirdisch als Grundwasser zurück zum Meer. Dieser Kreislauf ist Voraussetzung für das Leben. Doch was hat der Wasserkreislauf mit Wäldern zu tun? Das erkläre ich dir jetzt.

Wälder bilden ihren eigenen kleinen Wasserkreislauf. Ein Wald ist ein sehr großer Wasserspeicher und der Waldboden kann sehr viel Wasser aufnehmen: bis zu 3 Millionen Liter Wasser pro Hektar Waldboden. Die Verdunstung im Wald läuft verzögert ab. Der größte Teil des Niederschlags landet im Wald nicht auf dem Boden, sondern auf den Blättern, Nadeln und Zweigen. Der restliche Niederschlag fließt entlang des Stammes in Richtung Boden und versickert gezielt im Wurzelbereich. Aus dem Boden wird das Wasser von den Bäumen und Sträuchern wieder aufgenommen. Das Wasser wird in luftige Höhen in die Baumkronen transportiert. Die Blätter geben das Wasser wieder an die Luft ab, dies wird Evapotranspiration genannt. Die Konsequenz ist eine höhere Luftfeuchtigkeit im Wald. Durch die Wärme der Sonne steigt die Luftfeuchtigkeit aus dem Wald in höhere Luftschichten auf. Es bilden sich Wolken und es beginnt zu regnen. Nach dem Abregnen der Wolken beginnt der Kreislauf von Neuem. So sind gesunde Wälder in der Natur riesige Wasserpumpen. Die Bäume sind in dem gesamten Ökosystem Wald die Wassersammler und das Kraftwerk, welches das Wasser aus dem Boden wieder in die Luft befördert.

Die Gänge, Hohlräume und Poren im Boden ermöglichen dem Niederschlagswasser ein rasches Einsickern in den Waldboden. Dadurch ist der Waldboden ein idealer Wasserspeicher. Im Boden bewegt sich das Wasser nur langsam durch die Humusauflage und den Mineralboden. Das Niederschlagswasser wird in den Gängen, Hohlräumen und Poren gebunden, da sie meist „blind“ enden und das Wasser so nicht einfach auslaufen kann. In das Grundwasser kann der Niederschlag erst gelangen, wenn er langsam durch den Boden gesickert ist. Doch warum erzähle ich dir von diesem kleinen Wasserkreislauf? Dieser Kreislauf des Wassers, welcher auf kleinem Raum vollzogen wird, ist so sensibel, dass jeder Eingriff fatale Auswirkungen haben kann. Heute merken wir immer mehr, dass unser Eingreifen in den Wald diese kleinen Wasserkreisläufe immer mehr stört. Die Folge von den gestörten Wasserkreisläufen ist, dass unsere Wälder immer weiter austrocknen. Dadurch werden die Wälder anfälliger für Krankheiten und Schädlingsbefall. In einem weiteren Beitrag möchte ich dir noch erzählen wie der Mensch in den Wald eingreift und welche krassen Folgen das hat. Jetzt möchte ich dir noch unterschiedliche Waldgesellschaften vorstellen.

Waldgesellschaften 

Wald auf einem trockenen Standort (Müden 2020)

In der Landschaftsökologie spricht man häufig von Gesellschaften, in denen Pflanzen leben. Deshalb beginne ich mit dem Buchenwald. Ein Buchenwald wird wie eben schon erklärt durch abiotische Faktoren geprägt. Deshalb muss über den Bodensauren Buchenwald gesprochen werden. Diese Art von Buchenwald wächst auf mehr oder weniger basenarmen Sand-, Lehm- und Gesteinsböden. Die Böden, die sich auf dem Gestein bilden, sind meist oligotrophe, zum Teil podsolierte Braun- und Parabraunerden, manchmal aber auch Ranker. In einem Buchenwald hat die Rotbuche (Fagus sylvatica) die Oberhand. Die Krautschicht hingegen ist eher artenarm und hier überwiegen Säureanzeigende Arten wie zum Beispiel Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica) oder die Pillen-Segge (Carex pilulifera). Ein anderer Buchenwald ist der mesophile Buchenwald. Diese Gesellschaft wächst eher auf mäßig trockenen bis mäßig Feuchten, mehr oder weniger basenreichen Lehm- und Lössstandorten. Diese findet man auf mittel- bis tiefgründigen Kalkverwitterungsböden und auf basenreichem Silikatgestein. Dazu gehört zum Beispiel Basalt- oder Diabas-Gestein. Die Böden, die sich auf diesem Gestein bilden, sind eutrophe Braun- und Parabraunerden oder Mullrenzina. Auch diese Waldgesellschaft wird durch die Rotbuche (Fagus sylvatica) dominiert. Die Krautschicht besteht hier aus mesophilen Arten wie zum Beispiel das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Waldmeister (Galium odoratum) oder auch der gefleckte Aronstab (Arum maculatum). Du siehst, je nach Standort kann ein Buchenwald unterschiedliche Gestalt annehmen. 

Fruchtstand vom gefleckte Aronstab (Trier 2020)

In Deutschland findet man natürlich auch andere Waldgesellschaften wie zum Beispiel den Eichen- und Hainbuchenmischwald nährstoffreicher Standorte. Diese Wälder sind eher Mischwälder aus Eichen und/oder Hainbuchen mit Buchen und anderen Edellaubhölzern wie Ahorn, Esche, Linde sowie Hasel. Du kannst diese Wälder auf mäßig bis gut nährstoffversorgten, mäßig trockenen bis feuchten (selten auch nassen) Standorten außerhalb der Flussauen finden. Der Anteil von Rotbuche ist deutlich geringer als in den vorherigen Waldgesellschaften. Es entwickeln sich Gley-, Pseudogley- und Pelosolböden auf Standorten die stark von Grund- und Stauwasser beeinflusst werden. Auf solchen Böden entwickeln sich Eichen- und Hainbuchenmischwälder, als potenziell natürliche Vegetation. Überwiegend findet man jedoch eine solche Waldgesellschaft nutzungsbedingt auf mesophilen Buchenstandorten. Die Krautschicht besteht aus überwiegend mesophilen Arten wie zum Beispiel der Hasel (Coryllus avelana), dem Wald-Knäuelgras (Dactylis polygama) und der gewöhnlichen Goldnessel (Lamium galeobdolon). Das sind drei Arten der Waldgesellschaften, die je nach Artausprägung noch einige Unterarten haben.

Ökogramm für Europa 

Ökogramm Wald (Eigene Darstellung)

In Deutschland ist die vorherrschende Baumart in Wäldern die Rotbuche (Fagus sylvatica). Würde man alle Naturräume in Deutschland der Natur überlassen, würde überall ein dichter Buchenwald entstehen. Diese Entwicklung würde natürlich nicht über Nacht geschehen, aber in ein paar hundert Jahren schon. Für jede Baumart gibt es ein dazugehöriges Ökogramm. Ein Ökogramm ist eine graphische Darstellung, die den Einfluss verschiedener Umweltfaktoren auf eine biologische Art darstellt. Natürlich gibt es solche Ökogramme auch für eine Artengemeinschaft wie zum Beispiel eine Pflanzengesellschaft. Du kannst dir also denken, dass es ebenfalls ein Ökogramm für die Rotbuche gibt. Dieses Ökogramm betrachtet verschiedene Faktoren, wozu der pH-Wert und die Bodenfeuchte gehören. Auf der y-Achse des Ökogramms ist die Bodenfeuchte von Wasser über sehr nass, nass, mäßig nass, feucht, mäßig feucht bis hin zu frisch, mäßig frisch, mäßig trocken, trocken und sehr trocken dargestellt. Auf der x-Achse wird der pH-Wert von stark sauer, sauer, mäßig sauer, schwach sauer über neutral und alkalisch angegeben. Das Vorkommen oder die Dominanz der betrachteten Art wird durch Punkte gekennzeichnet. Aus diesen Punkten kann für eine betrachtete Gruppe der charakteristische Bereich geschlossen werden. In der Natur gibt es keine klaren Grenzen. Daher können die Punkte unscharf begrenzt dargestellt werden. Im Ökogramm der Rotbuche (Fagus sylvatica) steht die Rotbuche im Mittelpunkt. Ihr Vorkommen erstreckt sich von sehr nassen bis zu trockenen und von stark sauren bis zu alkalischen Böden. Sie kommt in Reinbestand im Wald von feuchten bis mäßig frischen Standorten vor. Der pH-Wert ist im Reinbestand mäßig sauer bis alkalisch. Auf den anderen Standorten teilt sich die Buche ihren Lebensraum mit anderen Arten. Außer den Standorten sehr nass bis Wasser und sehr trocken wird nicht von der Rotbuche besiedelt. Auf sehr nassen bis wasserreichen Standorten entwickeln sich Hochmoore sowie Großseggen- und Röhrichtgesellschaften. Auf den sehr trockenen Standorten findet man Silbergrasrasen oder Trockenrasen. Du siehst, die Rotbuche hat eine große Standortamplitude. Wie weitere Waldgesellschaften aussehen und was die Rotbuche noch alles kann, werde ich dir in einem weiteren Beitrag erzählen. 

Von Urwäldern und Forsten

Von Urwäldern und Forsten

Der Wald ist seit jeher ein Sehnsuchtsort. Als Sehnsuchtsbegriff wurde er erst um 1800 durch Dichtung, Malerei und Musik der deutschen Romantik geprägt. Die deutsche Nationalbewegung erklärte den Wald im historischen Bezug auf die mythische Hermanns Schlacht im Teutoburger Wald zu einem Symbol der nationalen Identität. In diesem Zusammenhang wird auch häufig der Ausdruck „deutsche Eiche“ angebracht. Die deutsche Eiche ist ein nationales Symbol für Stärke und Heldenmut. Wobei die wahre Heldin in unseren Wäldern tatsächlich die Buche ist. Die Buche ist die Art, die in Mitteleuropa alle Waldstandorte besiedeln kann. Würde der Mensch die Natur machen lassen, wäre ganz Deutschland von vielfältigen Buchenwäldern bedeckt. Daher würde ich dir heute gerne ein paar Begrifflichkeiten zum Thema Wald erklären. Außerdem würde ich dir gerne erklären, wie der Lebenszyklus des Waldökosystems funktioniert. 

Wald wird in zwei Gruppen unterschieden. Der Vegetationskundler unterscheidet zwischen natürlich und spontan entstanden Wäldern und auf künstliche Pflanzungen von Baumarten, die auf Forsten zurückgehen. Im Allgemeinen spricht man von Wald, im Gesetz wird ebenfalls kein Unterschied gemacht. Damit du immer weißt, was genau mit den unterschiedlichen Begrifflichkeiten gemeint ist folgt hier die Erklärung. 

Was ist ein Urwald? 

Der Urwald oder auch Primärwald ist ein Wald, welcher unberührt von menschlichen Einflüssen ist. Die ökologische Klimaxgesellschaft (beschreibt einen relativen stabilen Endzustand einer Vegetation) gründet auf eine weitestgehend naturbelassene Entwicklung. Dies findet man vermutlich auf nur noch 10 Prozent der Böden Amazoniens. Hier findest du noch Urwälder ohne Spuren menschlicher Bearbeitung betrachten. In Deutschland gibt es kaum noch Urwälder. Die Wälder die nahe an Urwälder herankommen, findest du in den Kern- oder Ruhezonen von Naturschutzgebieten. Jedoch sind diese Zonen ebenfalls schon durch den Menschen geprägt worden und erst nach der unter Schutzstellung fiel der menschliche Einfluss auf das Ökosystem weg. 

Nach einem Urwald „entwickelt“ sich normalerweise ein Sekundärwald. Dieser entsteht immer dann, wenn massive Eingriffe in Wälder von Menschen verursacht und vorgenommen werden. Eine Sekundärvegetation besteht aus unterschiedlich stark veränderten Artenzusammensetzungen. Sekundärwälder kannst du immer nach menschlichen Eingriffen finden wie zum Beispiel nach dem Straßenbau, Holzeinschlag, Brandrodung oder Etagenanbau. Leider muss man sagen, dass weltweit die Wälder einen starken Wandel bezüglich ihrer Nutzung und Ausprägung erlebt haben. Je nach Nutzungsart und -intensität bilden sich innerhalb eines Waldsystems eine Ersatzgesellschaft aus. Oft unterscheiden sich die Ersatzgesellschaft von der natürlichen zyklischen Sukzession des Urwaldes oft erheblich. Wie ein Zyklus von einem Waldsystem aussieht, beschreibe ich im später. Erst möchte ich dir noch weitere Arten von Wäldern beschreiben. 

Buchen im NSG Bolmke (Dortmund 2021)

Was ist ein Laubwald? 

Laubwälder bestehen, wie der Name schon sagt, aus Laubbäumen. In diesen Wäldern wird man, wenn überhaupt, vereinzelt ein paar Nadelbäume finden. Typische Laubwälder sind Tropische Regenwälder, Monsun-, Lorbeer- und sommergrüne Laubwälder. In Mitteleuropa herrschende die perfekten Klimabedingungen, um sommergrüne Laubwälder auszubilden. In diesen Wäldern entstehen durch Megaherbivoren kleine Offenlandschaften. Dazu gehören Rehe, Rinder, Wildschweine oder aber auch Elche. In Mitteleuropa ist die vorherrschende Waldgesellschaft die der Rotbuchen. Die Rotbuche ist in Mitteleuropa auf nahezu allen Standorten anzutreffen. In größeren Höhenlagen oder in kontinentaleren Bereichen, in denen das Klima für Laubgehölzen zu kalt, zu trocken oder zu nass ist, konnten sich eher Nadelbäume durchsetzen. Im Westen von Europa steigt der Laubwald bis auf ca. 2000 Meter hoch, im Osten und im Norden dagegen nur auf 1000 bis 1400 Meter Höhe. Mit dem Einfluss des Menschen hat sich die Landschaft deutlich verändert, so auch die Waldlandschaft. Die Waldlandschaft wurde von Menschen in ihrer ursprünglichen Baumartenzusammensetzung systematisch verändert. Darüber hinaus hat der Mensch zahlreiche Forste angelegt und damit die ursprünglichen Laubwälder verdrängt. Der reine Laubwald hat in Mitteleuropa durch die menschliche Einflussnahme stark abgenommen. Die heimischen Wälder bestanden um 1860 noch zu 70 Prozent aus Laubwäldern, heute sind es nur noch 30 Prozent. 

Was ist ein Nadelwald? 

Kommen wir zum Nadelwald. Ein Nadelwald besteht ausschließlich aus Nadelbäumen. Natürliche Nadelwälder wachsen in Mitteleuropa in der borealen Zone in kalten Klimaten. Heute findest du Nadelwälder in den Hochlagen der Mittelgebirge und in den Alpen. Hier werden Nadelwälder als natürliche angesehen. Diese Regionen weisen ein ähnliches Klima wie in der borealen Zone auf. Über Nadelwälder-Vorkommen im Flachland gibt es unterschiedliche Auffassungen. In besonders trockenen Gebieten kann ein Kieferwald die potenziell natürliche Vegetation darstellen. Jedoch findet man sowas eher im Südwesten der USA, in Südwesteuropa oder in den Karstgebieten des Balkans und den Alpen. Natürliche Nadelholzstandorte im Flachland sind sehr ungünstige Standorte, wie Nordhänge oder an Kaltluftseen. Du siehst, eigentlich ist ein Nadelwald in Deutschland eher die Seltenheit. Warum der Nadelwald in Deutschland aber eher die Regel ist, erkläre ich dir später.

Was ist ein Mischwald? 

Mischwälder ist ein vorwiegend umgangssprachlicher Begriff, welcher Wälder bezeichnet, in denen mehrere Baumarten gemeinsam vorkommen. Diese bestehen meist aus unterschiedlichen Laub- und Nadelbäumen. Jede Baumart muss ausreichend vorhanden ist, um dabei eine artspezifische Rolle im Ökosystem zu übernehmen. Forsteinrichtungen sprechen von Mischbeständen, sobald die Beimischung mindestens 5 Prozent der Fläche beträgt. Man kann Mischwälder unterteilen in Laubmischwälder und Nadelmischwälder. In Laubmischwäldern kommen hauptsächlich Laubbaumarten vor, in Nadelmischwäldern wachsen verschiedene Nadelgehölze. In der Vegetationskunde wird die Bezeichnung Mischwald ohne weitere Zusätze eher selten verwendet. Hier wird exakt differenziert wie zum Beispiel Stieleichen-Hainbuchen-Wald oder Erlen-Eschen-Auwald. Nach der dritten Bundeswaldinventur sind ca. 76 Prozent der deutschen Wälder Mischwälder. Die Bundeswaldinventur definiert Mischwälder wie folgt: In einem Mischwald kommen Bäume aus mindestens zwei botanischen Gattungen vor, wobei jede mindestens 10 Prozent Flächenanteil hat.  

Fichtenforst (Tostedt 2020)

Was ist ein Forst?

Forste sind bewirtschaftete Wälder. Die Trennung von Wald und Forst ist fließend, besonders in Deutschland. Die stärkste Abgrenzung kann man zwischen Urwald und Forst finden. Früher waren Forste königliche Wälder oder Bannwälder (ein Waldgebiet, dessen Nutzung dem Landesherren vorbehalten war). Darunter verstand man Wälder mit Jagdrecht, Fischerei- und Holzrecht speziell für Berechtigte, in den meisten Fällen waren das die Landherren. Wo findet man in Deutschland denn Forstwälder? Alle ausgedehnten Kiefern- und Fichtenforste im Tiefland Mitteleuropas sind ausschließlich vom Menschen angepflanzt bzw. gefördert worden. Normalerweise würden hier natürliche Laubwaldgesellschaften vorkommen. Die Forste wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts angelegt. Sie waren damals die Lösung für die Wiederbewaldung. Heinrich Cotta förderte damals die Wiederbewaldung des sehr waldarmen Mitteleuropas. Viele Böden waren damals durch den Raubbau ausgemagert und boten nur noch anspruchslosen und widerstandsfähigen Nadelgehölzen ausreichend Chancen. Darüber hinaus etablierte Heinrich Cotta die Forstwirtschaft in ganz Mitteleuropa. Die Forste wurden später, nachdem die Böden sich regeneriert hatten, einfach beibehalten. 

Wie entstehen Wälder? Phasen in der Waldentstehung. 

Gesunde Wälder sind im Normalfall mehrere Jahrhunderte alt und in der heutigen Welt kaum noch anzutreffen. Daher werde ich dir nur erklären können, was mit einem Wald in der heutigen Zeit passiert, bzw. wie ein heutiger neuer Wald entstehen kann. In der Ökologie nennt man diese Theorie die Mosaik-Zyklus-Theorie. Diese läuft in der Forstwirtschaft wie folgt ab: 

Die Theorie beruht auf drei verschiedenen Phasen: die Verjüngungs-, die Optimal- und die Zerfallsphase. Da in der heutigen Landschaft fast nur noch Wirtschaftswälder existieren, beginnt die Mosaik-Zyklus-Theorie mit einem Kahlschlag einer Teilfläche in einem Wald. Der Anfang ist somit ebenfalls das Ende. Nach der Rodung der Teilfläche folgt die Verjüngungsphase. In dieser Phase werden die neuen Bäume angepflanzt oder die Samen der nächsten Generation Bäume ausgesät. Die Saat geht auf und die Jungbäume wachsen heran. Sie entwickeln sich in Abhängigkeit von Umweltfaktoren. Nach einigen Jahren geht der neue Wald, der in der Verjüngungsphase entstanden ist in die Optimalphase über. In der Zeit findet man einen dicht gewachsenen Wald aus bekannten Schichten wie Moosschicht, Krautschicht, Strauchschicht sowie 1. und 2. Baumschicht. Ein Laubmischwald braucht ca. 80 bis 120 Jahre, bis der Wald groß ist. Danach wird der Wald geerntet und es beginnt die Zerfallsphase, in dem einige Bäume auf der gerodeten Fläche verbleiben und zersetzt werden. Wie du dir jetzt denken kannst, besteht das System als Kreislauf. 

Buschwindröschen (Kirchhellen 2021)

Darüber hinaus beschreibt dieser Kreislauf, den natürlichen Ablauf, nur läuft es wesentlich langsamer ohne den menschlichen Einfluss ab. Die Ökologen Hermann Remmert und Wolfgang Scherzinger haben die Zyklen und Mosaiken der Mosaik-Zyklus-Theorie genauer beschrieben. Die beiden beschreiben, wie sich Ökosysteme zyklisch verjüngen und die Sukzession innerhalb der Ökosysteme phasenverschoben und asynchron ablaufen kann. Die Ursachen hierfür können innerhalb (endogene) oder außerhalb (exogen) des Systems liegen. Ein einheitliches Klimaxstatium, wird nach diesem Konzept, nie erreicht. Die Ökologen beschreiben, dass sich ein Ökosystem aus dynamischen Mosaiken mit verschiedenen Pflanzengemeinschaften und unterschiedlichen Altersstufen bestehen. Daher werde ich dir die unterschiedlichen Phasen, die Remmert und Scherzinger in ihrer Theorie beschreiben, ebenfalls vorstellen. 

Die erste Phase ist die Ruderalphase. Sie tritt direkt nach einem Systemzusammenbruch ein und bildet den Startpunkt der Wiederbesiedelung nach dem Kahlschlag. Die Vegetation ist oft durch Gräser, Stauden, Brennnessel und Brombeer-Sträucher geprägt. Die maximale Bewuchshöhe ist maximal 2 Meter und der Totholzanteil des ruderalen Systems ist ein deutlicher Bestandteil. Diese doch sehr rudimentäre Vegetation wird oft von Zauneidechsen und Mäusebussarden besiedelt. Zwei Jahre hat die Vegetation Zeit zu wachsen. Danach endet die Ruderalphase und das Gebiet tritt in die Pionierwaldphase ein. In dieser Phase verändert sich das Gesicht der Vegetation deutlich. Man findet wenige alte Gewächse. Dafür wachsen jetzt junge Bäume, die jedoch keinerlei Kronenschluss aufweisen. In diesem Wald finden sich überwiegend Weiden, Pappeln und Birken als schnell wachsende Bäume sowie die ersten Rotbuchen. Der Anteil des Totholzes ist deutlich zurückgegangen. Der Wespenbussard ist eine typische Vogelart dieser Wachstumsphase. Die Bäume in dieser Phase haben ca. 15 Jahre Zeit, um groß zu werden. Die ersten Phasen treten nur bei einem vollständigen Zusammenbruch des gesamten Ökosystems auf. 

Auf die Pionierwaldphase tritt die Dickungsphase ein. Diese dauert mindestens 60 Jahre und ist damit fast genauso lang wie ein Menschenleben. Der Wald bildet während dieser Wachstumsphase den Kronenschluss aus. Die Bäume sind gut 10 Meter hoch und das Totholz ist nur noch marginal sichtbar. Die Artenzusammensetzung dieses Waldes ist immer abhängig von den vorhandenen Bedingungen und des Standortes. In einem solchen Wald findet man des Öfteren Haselhühner und Sperber. 

Nach der Dickungsphase tritt die Schlusswaldphase ein. Hier findet man Bäume, die eine Wuchshöhe von 15 bis 20 Metern haben. Die Bäume geben vor allem Sperber und Bundspechten ein Zuhause. Erst reichlich später nach etwa 100 Jahren erreicht der junge Wald die Optimalphase. Hier würde der Förster erst den Idealzustand des Waldes vorfinden. Die Bäume sind ca. 20 bis 30 Meter hoch und das Kronendach ist vollständig geschlossen. Der Anteil von Totholz steigt wieder leicht an. Vor allem Kauze, verschiedene Spechtarten und Habichte kommen hier vor. Das Ökosystem entwickelt sich weiter bis es nach ca. 250 Jahren die Plenterphase erreicht. Diese kann aber auch weitere 150 Jahre andauern. Bäume sterben ab und fallen um, sodass der Totholzanteil weiter gesteigert wird. Diese Waldgebiete werden von Weißrückenspechten, Hohltauben und Trauerschnäppern besiedelt. Nach ca. 400 Jahren setzt langsam die Zerfallsphase ein. Dann wird der Wald lückenhaft, was am hohen Totholzanteil liegt. In der Zerfallsphase zeigt sich allerdings eine hohe Artenvielfalt. Man kann in solchen Wäldern Schreiadler, Gartenrotschwänzchen, Kauze und Spechte beobachten. Beim Zerfall des Waldes, welcher älter als 550 Jahren ist, zeigen sich wenige noch stehende Bäume, viel Totholz und ein vielfältiges Tierleben. Bei einem Zerfall können Bussarde, Haselhühner und Auerhähne beobachtet werden. Danach beginnt wieder die Ruderalphase. Unsere Wälder sind heute jedoch überprägt von der Forstwirtschaft und schaffen es nicht über die Optimalphase hinaus. Diese wird aber auch wesentlich schneller erreicht als es in der Natur vorgesehen wurde. 

Heute im Wald: Deutschlands Vogelwelt

Heute im Wald: Deutschlands Vogelwelt

Heute melde ich mich mit einer besonderen Serie zurück. Es geht um Vögel. Es gibt ja viele Menschen, die sich für Vögel interessieren. Ich meine, wer saß nicht schon mal in einem Café in der Stadt und hat die Stadttauben beobachtet?! Ich denke, das hat jeder irgendwann schon mal gemacht. Doch was macht Vögel so interessant für uns Menschen? Ich möchte dich heute für eine Welt sensibilisieren, die wir als durchaus selbstverständlich hinnehmen. Also, was fasziniert uns an der Vogelwelt? Das Offensichtliche werde ich denke ich mal zuerst nennen: das schillernde Federkleid. Zum Beispiel wenn man aus der Hecke das Orange des Rotkehlchens blitzen sieht oder wenn ein Grünspecht mit seiner roten Kappe über den Rasen hüpft. Natürlich gibt es durchaus auffälligere Vögel wie den Eisvogel oder die farbenfrohen Papageien und Kolibris in anderen Ländern. Neben dem auffälligen Federkleid machen sich Vögel besonders im Frühling durch ihre zahlreichen Stimmen bemerkbar. Kein Vogel klingt gleich und man kann es wohl mit Menschen und ihren unterschiedlichen Sprachen vergleichen. So kann man Vögel nicht nur mit den Augen, sondern auch durch das Gehör beobachten. Wenn man Vögel beobachtet, wird man durch ihren Flug in den Bann gezogen. Bspw. wenn Möwen ohne große Anstrengung im Sturm Schiffen folgen können oder Greifvögel sich durch den Aufwind höherschrauben. Das größte Rätsel bleibt jedoch der Vogelzug. Ob die Vögel nun große Strecken zurücklegen oder im kleineren Rahmen ziehen, bleibt es für den Menschen nahezu unvorstellbar, wie die Tiere diese Strecken zurücklegen können. Worüber kaum einer nachdenkt, ist, die Allgegenwärtigkeit von Vögeln. Sie sind kleine Kumpel, die sich mit uns einen gemeinsamen Lebensraum teilen. Über die Tropen und Halbwüsten sowie Wüsten findet man Vögel, aber man findet sie ebenso in polaren Eisfeldern, höchsten Bergregionen und in unseren gebauten Betonwüsten, den Großstädten. Wenn du dich jetzt fragst, wo es die meisten Vogelarten in einer Großstadt geben soll, dann wird Berlin die Antwort sein. Hier kann man bis zu 300 unterschiedliche Arten beobachten – und das tagsüber. Du merkst also, die Faszination des Menschen gegenüber unseren gefiederten Freunden ist groß. 

Taube im Gras (Dortmund 2021)

Vögel im Wald 

Kommen wir zuerst zu den Vögeln, die im Wald leben. Man kann viele unterschiedliche Arten im Wald entdecken. In Deutschland leben ca. 70 unterschiedliche Arten in den Wäldern. Bevor wir uns die unterschiedlichen Familien einmal genauer anschauen, möchte ich dir noch ein paar Vorzüge des Waldes für die Vögel aufzeigen. 

Ein Wald ist stufig aufgebaut. Er bietet damit zahlreiche ökologische Nischen für viele Vogelarten. In jeder Schicht findest du spezialisierte Bewohner. Das „Dach“ des Waldes, die Kronenschicht, besteht aus Baumkronen. Hier können viele insektenfressende Vogelarten Nahrung finden. Aber auch Arten, mit gemischter oder eher pflanzlicher Nahrung kann man in den Baumkronen entdecken. Nach der Kronenschicht folgt die Strauchschicht. Die Strauchschicht wird durch die Ausbildung der Kronenschicht geprägt. Ist die Kronenschicht geschlossen, so ist die Strauchschicht kaum vorhanden. Durch die Kronenschicht wird im Wald der Lichteinfall reguliert. In den Lücken beim Lichteinfall kann sich eine Strauchschicht entwickeln. In dunkleren Bereichen liegt der Stammraum offen. So entsteht ein abwechslungsreicher Lebensraum, mit vielen kleineren Pflanzenstrukturen. Die letzte Schicht ist die Kraut- und Moosschicht. Sie entwickelt sich über den Boden und wie bei der Strauchschicht spielt der Lichteinfall eine große Rolle. In geschlossenen Wäldern kann man oftmals ausschließlich frühblühende Arten betrachten. Dies wird durch den hohen Lichteinfall im Frühjahr bedingt. Dazu gehören auch die Buschwindröschen (Anemone nemorosa), die sich vor dem Austreiben des Laubes entwickeln. Nun zeige ich dir einen Teil der 70 unterschiedlichen Vogelarten, die es im Wald gibt. Ich denke jeder kennt ihn, jeder liebt ihn und jeder kann ihn im Wald hören. Es geht als erstes um die Spechte. Der bekannteste von den Spechten ist der Buntspecht. Mit seinem schwarzweißen Federkleid ist er eher auffällig. Besonders seine tiefrote Unterschwanzdecke fällt auf. Er ist ganzjährig zu beobachten, der häufigste Trommler und größer als der Klein- oder Mittelspecht. Etwas kleiner und ebenfalls im Wald anzutreffen sind der Mittel- und Kleinspecht sowie der Weißrückenspecht. Sie sehen dem Buntspecht sehr ähnlich. Dennoch ist das Muster des Federkleids anders. Besonders fällt bei beiden Arten die rote Kappe auf. Neben den bunten Spechten findest du im Wald auch die eher unauffälligen Grau-, Grün-, Schwarz- und Dreizehenspecht. Die Spechte haben ihren Namen durch die Farbe ihres Federkleides oder so wie der Dreizehenspecht durch die Anzahl ihrer Zehen. Normalerweise besitzen Spechte vier Zehen, der Dreizehenspecht aber wieder Name schon sagt drei. Der Grauspecht ist vor langer Zeit aus Asien eingewandert. Der Grünspecht ist ein waschechter Europäer. Der Schwarzspecht ist der größte Specht in Europa und bewohnt nur große zusammenhängende Buchenwälder. Einen Waldbewohner, den man ebenfalls durch das ganze Stimmengewirr hören kann, ist der Kuckuck. Du kennst ihn aus Kinderliedern und wahrscheinlich vom Ausdruck des Kuckuckskindes. Die Kuckuck-Eltern suchen sich Wirtseltern, die ihren Nachwuchs aufziehen. Daher rührt der Ausdruck „Kuckuckskind“. Der Kuckuck ist ein Zugvogel und kann bei uns von April bis September beobachtet werden. Kommen wir nun zu den mystischen Bewohnern des Waldes – den Eulen. In deutschen Wäldern findet man den Raufuß-, Wald- und Sperlingskauz, aber auch die Waldohreule. Die Waldohreule und der Waldkauz sind die häufigsten vertretenen Eulen im Wald. Sie bewohnen gerne Wälder, welche in der Nähe von offenen Flächen liegen. So können sie geschützt brüten und in der offenen Fläche jagen. Sie sind streng nachtaktiv und leben daher eher heimlich im Wald. Am besten kann man sie im Winter auf den Bäumen beobachten. Weitere Räuber im Wald sind Habichte, Schreiadler, Sperber und Wespenbussarde. Sie gelten als geschickte Jäger. Der Habicht jagt Kleinsäuger und Vögel, manchmal erbeutet er aber auch Fasane. Der Wespenbussard hingegen ernährt sich ausschließlich von Wespen und Larven. 

Meisen am Futterhaus (Dortmund 2020)

Bei 70 unterschiedlichen Arten von Vögeln werde ich nicht alle beschreiben können. Besonders bei den kleineren Vögeln können wir auf einige Arten einfach nicht verzichten. In den Baumkronen leben z.B. die Kernbeißer und der Pirol. Der Pirol ist ein farbenprächtiger Vogel, welcher in Deutschland mittlerweile auf der roten Liste steht, also stark bedroht ist. Der Kernbeißer kann mit seinem Schnabel auch Kirschkerne knacken. In der Strauchschicht findet man neben dem Rotkehlchen und dem Zaunkönig auch diverse Meisenarten. Die größte Meisenart in Europa ist die Kohlmeise. Die kennst du bestimmt aus deinem Garten. Das Rotkehlchen ist ein sehr zutraulicher Vogel und der diesjährige Vogel des Jahres. An den Stämmen findet man außerdem den Baumläufer. Dieser klettert spiralförmig die Bäume hoch und sucht nach Nahrung. Neben dem Baumläufer findet man auch noch den blau-orangen Kleiber, welcher ebenfalls den Baum hoch und runter klettert. Sein Spitzname ist Spechtmeise. Abwärts schafft es der Kleiber auch kopfüber den Baum herunter. Man kann ihn überall dort entdecken, wo einige ältere Laubbäume stehen.

In der untersten Schicht, der Krautschicht, findet man oft Drossel. Dazu gehört zum Beispiel auch die Amsel. Die Amseln kennen wir auch aus dem Garten. Das typische Konzert gehört zu jedem Sommerabend dazu. Amseln und andere Drosselarten hüpfen über den Boden auf der Suche nach Würmern. Für mich ist der Zilpzalp ebenfalls ein typischer Waldvogel. Man kann seinen typischen Ruf überall hören. Er ist eher unscheinbar und dennoch kann man ihn kaum überhören. Mittlerweile lebt er auch in naturnahen Gärten oder Parks. Ein farbenfroher Vertreter der Familie der Rabenvögel ist der Eichelhäher. Er ist groß und auffällig, auch da er gerne in lockeren kleinen Grüppchen unterwegs ist. Er ernährt sich von Eicheln, Bucheckern und anderen Sämereien sowie Beeren, Obst und Nüssen. In seltenen Fällen greift er auf tierische Nahrung in Form von Insekten, Raupen, Kleintieren und noch seltener in Form von Eiern oder Jungvögeln zurück. Wenn du einen Vogel siehst, der sich zwischen Baumkronen und den Gebüschen rastlos und lebendig bewegt, wirst du einen Fitis gesehen haben. Der Fitis gehört zu den Langstreckenziehern. Man kann sie von Ende März bis Oktober beobachten. Er ist ein Verlierer der Forstwirtschaft. Wie die Forstwirtschaft Einfluss auf den Wald hat und damit auch Einfluss auf die Vogelwelt hat, erkläre ich dir weiter unten kurz. Wenn dich das Thema interessiert, kannst du später in einem weiteren Beitrag nachlesen. Ein Vertreter der Finken ist der Gimpel oder Dompfaff. Mit seinem rosaroten Gefieder ist er ein echter Hingucker an jeder Futterstelle. Jedoch ist er außerhalb der Futterstellen gar nicht so leicht zu entdecken. Der Gimpel bewohnt überwiegend junge Misch- und Nadelwälder, Parks, Friedhöfe, Gärten oder Feldränder. Für ihn zählt nur eines: viele Sträucher. Perfekt getarnt am Waldboden findet man ab und zu ein kleines Haselhuhn. Die Struktur des Gefieders ist perfekt an die Struktur einer Baumrinde angepasst. Schnell und heimlich bewegt sich das Huhn leise über den Boden und sucht nach Nahrung. Das Haselhuhn ist in Deutschland ebenfalls durch die intensive Forstwirtschaft aber auch durch die Jagd stark gefährdet. Was die Vögel für Probleme mit der Forstwirtschaft haben und wie ihr Lebensraum durch den Menschen überprägt wird, erzähle ich dir jetzt. 

Grünfink (Dortmund 2021)

Ein deutscher Wald wird immer von der Forstwirtschaft bewirtschaftet. Das bedeutet, im Wald ist keiner mehr ungestört. Große Maschinen, die große alte Bäume fällen und damit vielen Vögeln die Lebensgrundlage rauben, ist Alltag im Wald. Besonders während der Brutzeit benötigen Vögel Ruhe. Unnötiger Stress beim Brüten sollte vermieden werden. Aber nicht nur die Forstwirtschaft ist ein Risikofaktor, auch Spaziergänger können im Wald einiges verkehrt machen und damit Vögel besonders beim Brüten unnötig stressen. Wälder sind für alle frei begehbar. Daher finden wir im Wald immer viele gut ausgebaute Wege. Dies vereinfacht uns das Begehen der Wälder. Durch die ständigen Spaziergänger werden die Vögel regelmäßig aufgescheucht. Einige Arten haben sich an uns, als Besucher, gewöhnt, doch nicht alle. Wie die Forstwirtschaft uns die Lebensgrundlage klaut, kannst du in einem späteren Beitrag lesen. 

Die Waldprämie – das Märchen der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder?

Heute mal wieder ein aktuelles Thema, beziehungsweise ein Thema, das Ende letzten Jahres aufkam. Vielleicht hast du es in den Nachrichten mitbekommen: es geht um die Waldprämie. Konkret geht es um die Richtlinie zum Erhalt und zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder. Diese Richtlinie wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beschlossen. Was dahinter steckt und warum es nicht unbedingt förderlich ist, werde ich dir heute aufzeigen.  

Typischer Wald in Deutschland (Eifel 2020)

Der erste Satz in der Präambel lautet: Der Wald ist systemrelevant. Dieses Wort haben wir während der Corona-Pandemie kennen und lieben gelernt. Ich glaube jeder weiß mittlerweile, welche Jobs in der Gesellschaft systemrelevant sind. Diesen Begriff kann man genauso auch im Naturhaushalt einsetzten. Wälder sind besonders im deutschen Naturhaushalt systemrelevant. Kaum ein Landschaftsbestandteil kann das leisten, was ein gesunder Wald leisten kann. Besonders wenn man sich ansieht, was Wälder für die Biodiversität und das Klima tun. Nach der Waldprämie sollen besonders klimastabile, naturnahe Wälder und ihre nachhaltige Bewirtschaftung bezuschusst werden. In der Präambel wird der Wald als Erholungsort für die Menschen und als klimafreundlicher Lieferant für den Rohstoff Holz beschrieben, der Arbeit und Einkommen sichert. Begründet wird diese Waldprämie durch die negativen Auswirkungen auf den Holz-Absatzmärkte, die Logistikstrukturen und die Folgen der Extremwetterereignisse der letzten Jahre. Durch die Corona-Pandemie wurden diese negativen Auswirkungen verstärkt. Der Klimawandel tut durch Stürme und Dürreperioden samt Schädlingsbefall sein Übriges. Dies bedeutet, die Förster verlieren Geld. Sie können durch den Borkenkäfer in ihren Plantagen nicht mehr verkaufen und die Fichtensetzlinge gehen ein. Leidet die Forstwirtschaft, leiden natürlich auch nachfolgende Gewerke wie die nachgeschaltete Logistik. Die Waldprämie soll die privaten und kommunalen Waldeigentümer für die entstandenen Schäden teilweise entschädigen. Darüber hinaus soll die Waldprämie eine nachhaltige Forstwirtschaft über den gesetzlichen Rahmen hinausgehen und unterstützen. Die Bilder der deutschen Wälder in den Medien kennt ja jeder, vor allem die der Fichtenforste, welche vom Borkenkäfer vernichtet worden sind. Daher verstehe ich, dass du denkst, dass es eine gute Sache sei. Doch müssen wir nicht nur die Absichten betrachten, sondern auch die Voraussetzungen für die Waldprämie.  
Die erste Frage, die sich stellt, ist, wer diese Leistung bekommt. Nach der Richtlinie bekommt jede natürliche oder juristische Person des Privat- oder öffentlichen Rechts, die als Unternehmer (gemäß §136 Abs. 3 des 7. Buches des Sozialgesetzbuch) rechtmäßig eine Waldfläche (nach §2 Bundeswaldgesetzbuch) bewirtschaftet und dies in Schriftform belegt. Man könnte sagen jeder, der einen Wald besitzt mit Ausnahme von Bund und Ländern.  

Gibt es noch weitere Voraussetzungen? Jeder Waldbesitzer, der die Waldprämie in Anspruch nehmen will, muss ebenfalls ein Zertifikat nachweisen. Es gibt zwei Zertifikate, die hier greifen. Einmal das Program for the Endorsement of Forest Certification Schemes Deutschland (PEFC) und das Forest Stewardship Council Deutschland (FSC). Neben diesen beiden Zertifikaten gibt es noch die Naturland Richtlinie zur ökologischen Waldnutzung (Naturland). Eines der Zertifikate muss der Waldbesitzer vorlegen oder nach bis zu einem Jahr nachreichen. Also musst du vor der Beantragung der Waldprämie nicht einmal die Zertifizierung haben. Die Waldprämie ist – nicht, dass du es falsch verstehst – kein Darlehen. Die Höhe der Prämie wird je Hektar und Zertifikat berechnet.  

Wie hoch fällt die Waldprämie für die Waldbesitzer aus? Wälder nach PEFC-Zertifikat erhalten 100 Euro pro Hektar. Die Wälder die nach FSC- oder Naturland-Zertifikat erhalten 120 Euro pro Hektar. Kann die Auszahlung der Waldprämie verweigert werden? Eine Einschränkung gibt es: unter 100 Euro wird die Prämie nicht ausgezahlt. Naja, und die Kosten für die Antragsstellung werden ebenfalls nicht erstattet und einen Rechtsanspruch auf Bewilligung der Prämie hat man auch nicht. Klingt erstmal alles fair. Die Fragen, die sich mir jedoch stellten, waren, welche Punkte bei der Zertifizierung betrachtet werden und wie aussagekräftig diese Zertifizierung ist. Daher möchte ich einen kleinen Exkurs einbauen, um die Zertifizierung näher erklären zu können. Spannend ist, dass die Naturland-Zertifizierung nur die Einhaltung der FSC-Zertifizierung beinhaltet. Ich möchte die wichtigen Punkte für den Naturschutz einmal aufgreifen, bevor du zu einer Tabelle kommst, in der du die Zertifikate einmal gegenübergestellt siehst. Also die wichtigsten Punkte für gesunde Wälder sind: Baumartenwahl, Totholz und Biozideinsatz.  

Die Baumartenauswahl 

Die FSC/Naturland-Zertifizierung strebt eine langfristige und standortheimische Bestockung an. Fremdländische Gehölze sollen nur noch in Mischungen geduldet werden. Bei der PEFC-Zertifizierung werden Mischbestände mit standortgerechten Baumarten mit angepasster Herkunft angestrebt. Problematisch ist, dass es keinerlei Angaben dazu gibt wie diese Mischbestände sich zusammensetzten. Diese Problematik tritt auch bei der FSC/Naturland-Zertifizierung auf. Positiv bei der FSC/Naturland-Zertifizierung ist, dass die Douglasie und die Fichte als fremdländische Gehölze klassifiziert werden. Jedoch wird auch kein Verhältnis zwischen fremdländischen und heimischen Gehölzen genannt.  

Das Totholz 

Kurze Erklärung: Totholz sind abgestorbene Bäume, die entweder aufrecht im Wald stehen oder bei einem Sturm umgefallen sind. Sie sind wahre Archen im Waldgeschehen. Hier tummeln sich zahlreiche Pilze und Insekten, aber auch Vögel haben sich zur Aufgabe gemacht, ihre Bruthöhlen in diesen abgestorbenen Bäumen zu bauen. In einem späteren Artikel werde ich dir mehr dazu erklären. Das FSC/Naturland-Zertifikat stellt die Bedingung, dass es ein Totholzmanagement gibt, welches das Ziel verfolgt, in den Wäldern das Totholz zu steigern. Beim PEFC-Zertifikat wird gefordert, das Totholz und Höhlenbäume in einem angemessenen Umfang im Wald vorkommen zu lassen. Die Frage, die ich dir stellen möchte, ist: Wer kontrolliert das und wer legt fest, wie viel angemessen ist?  

Der Biozideinsatz 

Beim FSC/Naturland-Zertifikat ist der Biozideinsatz nur auf behördliche Anordnung einzusetzen. Das begiftete Holz darf anschließend erst nach sechs Monaten verkauft werden. Das PEFC-Zertifikat erlaubt die flächige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf der Grundlage einer fachkundigen Begutachtung. Die Polterbegiftung (Maßnahme gegen den Borkenkäfer) wird nicht reglementiert, da es nur eine punktuelle Anwendung darstellt. Das jedoch Biozid eingesetzt werden darf, ist fragwürdig. Das Biozid greift in den wenigsten Fällen nur punktuell, sondern flächig. Sie töten nicht nur Insekten auf den Bäumen, sondern auch Insekten im Boden. Die Voraussetzung für einen Schädlingsbefall findet man in den meisten Fällen nicht in einer Mischwaldkultur, sondern in einer Monokultur. Fraglich ist also, wieso der Einsatz von Biozid erlaubt ist, wenn es sich bei den zertifizierten Wäldern um gesunde Waldökosystem handeln soll.  

Weitere Punkte sind in der folgenden Tabelle gegenübergestellt:  

Zertifikat / KategorieFSC / NaturlandPEFC
AkkreditierungDie Akkreditierung erfolgt durch den internationalen FSC Vorstand, nach einer Zahlung einer entsprechenden GebührBedient sich einer unabhängigen Zertifizierung, durch Personen die in Bereichen der Wirtschaft einen Namen gemacht haben (z.B. TÜV Nord). Die Zertifizierungsstellen setzen eine Zulassung bei der nationalen Akkreditierungsstellen voraus.
Referenzflächeim Staats- und Kommunalwald müssen die Flächen größer als 1.000 Hektar sein und 5% der Fläche aus der Bewirtschaftung genommen werden. Diese gelten dann als Referenzfläche.Hier wird keine Stillegung von Waldflächen gefordert, es wird dabei auf einen integierten Naturschutz gesetzt. Die Ausweisung von Totalreservaten wird nicht als Aufgabe des Zertifikats gesehen.
BaumartenwahlLangfristig soll die Forstwirtschaft eine standortheimische Bestockung anstreben. Fremdländische Gehölze wie Douglasie und Fichte sollen nur noch in Mischungen geduldet werden.Bei dem Zertifikat werden Mischbestände mit standortgerechten Baumarten und angepasster Herkunft angestrebt.
TotholzAls Vorbedingung wird ein Totholzmanagement gefordert, welches das Totholz in den Wäldern steigern soll.Hier wird nur gefordert, dass Totholz und Höhlenbäume in einem angemessenen Umfang erhalten ist.
BiozideinsatzDer Biozideinsatz ist nur auf behördliche Anordnung einzusetzen. Begiftetes Holz darf erst nach 6 Monaten verkauft werden.Das Zertifikat erlaubt eine flächige Anwendung von Pflanzenschutzmittel, auf der Grundlage fachkundiger Begutachtung. Polterbegiftung wird nicht reglementiert, da es nur eine punktuelle Anwendung darstellt.
Tabelle 1: Kriterien für die Waldzertifizierung

Es gibt also durchaus Punkte, die kritisch gesehen werden müssen, nicht nur bei der Zertifizierung als auch bei der Waldprämie. Der Bundesrat bemängelte an dem Beschluss, dass qualifizierte Kriterien fehlen und die Flächenprämie keine Lenkungswirkung hat. Das PEFC-Zertifikat beschreibt die gesetzlichen Standards für Wälder. Sprich es wird gerade Geld dafür ausgeschüttet, dass Wälder den gesetzlichen Mindeststandard erfüllen. So einen Fall finden wir nicht nur bei der Forstwirtschaft, sondern ebenfalls in der Agrarpolitik. Hier werden Gelder von der EU zum Teil als Direktzahlung an die Landwirte weitergegeben. Wofür? Dafür, dass sie einfach Landwirtschaft im Rahmen der gesetzlichen Regeln betreiben. Jetzt denkt bestimmt jeder, okay, man könnte an einigen Stellen nachbessern. Doch das Bundeslandwirtschaftsministerium sieht im Falle der Waldprämie keinen Nachbesserungsbedarf. Hauptargument ist, dass die kleinen Waldbesitzer derzeit kein Geld verdienen und dadurch die Motivation verlieren, Wald zu machen. Jedoch können Waldbesitzer nicht nur die Waldprämie beantragen, sondern konnten sie zuletzt ebenfalls Digitalisierung und Technik für nachhaltige Waldbewirtschaftung beantragen. Hier sind die Auflagen wesentlich höher und somit kann nicht jeder diese Gelder abgreifen. Also halten wir fest, die Waldprämie ist einfach zu haben, die Zertifikate bilden teilweise nur den gesetzlichen Mindeststandard ab und ohne die Waldprämie können kleine Waldbesitzer keinen Wald mehr machen. Ob man Wald machen kann und was die Forstwirtschaft noch für den Wald tut, werde ich dir in einem weiteren Kurzbeitrag erzählen.  

Worüber reden wir, wenn wir von Wald sprechen?

Worüber reden wir, wenn wir von Wald sprechen?

Wald ist doch für jeden von uns etwas anderes und jeder verbindet unterschiedliche Emotionen mit Wald. Fakt ist, Wald gibt es schon seit ca. 300 – 400 Millionen Jahren auf dieser Erde. Zu dieser Zeit entstanden die ersten Bäume, wobei: Bäume allein machen keinen Wald aus. Doch was macht Wald aus? Die ökologische Definition sagt, dass Bäume eine wichtige Einheit in der Lebensgemeinschaft Wald sind. Wenn Bäume dicht und zahlreich stehen, kann sich das typische Waldklima bilden und erst dann wird von einem Wald gesprochen. Waldklima? Ein Waldklima zeichnet sich durch ausgeglichene Temperaturen aus. Die Lichtintensität und die Luftbewegungen sind geringer und die Luftfeuchtigkeit ist höher. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO folgt einer eigenen Definition. Hierbei wird davon gesprochen, dass Bäume im Reifealter von winterkalten Gebieten mindestens drei und im gemäßigten Klima mindestens sieben Meter hoch sind. Die Baumkronen müssen wenigstens zehn Prozent des Bodens überschirmen. Wie Du siehst, es gibt keinen Konsens zum Thema Wald. 

In den nächsten Millionen Jahren veränderten sich die Wälder immer wieder. Vor rund 100 Millionen Jahren entwickelten sich schließlich Laubbäume wie wir sie heute kennen, vielleicht nicht in denselben Arten wie heute. Diese bildeten die vorherrschenden Arten in dem damaligen Wald ab. 

Das letzte große Ereignis, welches die Wälder in Europa und auf der ganzen Welt verändert hatte, waren die Eiszeiten. Um 18.000 vor Christus war die Ausdehnung des Eises in Europa maximal. Während anschließend wärmerer Temperaturen konnte sich die Vegetation einige Flächen zurückerobern. Doch durch erneute Vereisung mussten sich die Pflanzen wieder zurückziehen. Wie wir wissen breitete sich das Eis der Eiszeit von Norden in den Süden aus. Zu dieser Zeit mussten wir einen großen Artenverlust hinnehmen. Gut, wir selbst haben davon nicht viel mitbekommen. 

Mischwald (2020)

Doch warum sind so viele Arten sind in Europa ausgestorben? Fangen wir mal bei den Basics an: in Deutschland haben wir rund 180 heimische Gehölzarten. In Nordamerika finden wir schon 1.500 unterschiedliche Arten und in Ostasien wird der Artenreichtum auf ca. 2.500 bis 5.000 Gehölzarten geschätzt. Der Grund dafür, dass wir die wenigsten Gehölzarten der Welt haben, liegt in der Exposition der Alpen. Die Alpen verlaufen von Ost nach West, bzw. West nach Ost, wie man es gerne sehen möchte. Die Alpen haben bei vielen unterschiedlichen Wetterlagen die Finger im Spiel und sind für das Artensterben während der Eiszeit hauptverantwortlich. Denn für viele Pflanzenarten waren die Alpen ein unüberwindbares Hindernis. Die Arten konnten nicht über Alpen wandern und wenn, dann war auf der anderen Seite durch die begrenzte Landmasse kaum Platz. Schauen wir uns die anderen Kontinente an, fällt uns auf, dass die Gebirge in Nordamerika von Nord nach Süden verlaufen. Hier konnten die Pflanzen entlang der Gebirge nach Süden wandern und so konnten mehr Arten die Eiszeit überstehen. In Asien liegen die Gebirge mittiger, jedoch verblieb südlich der Gebirge genügen Landmasse, um eine Ausweichfläche für die Pflanzen zu bieten. So raubte uns, dank der Alpen, die Eiszeit viele Arten. Die Eiszeit war zwar für den Wald kein großes Problem, lediglich für einige Arten. Die ersten Arten, die in der tundrenartigen Flora zurückkamen, waren die Pionierbaumarten wie die Birke und die Kiefer. Mit zunehmender Temperatur zogen Haselsträucher und Eichen nach. 

Ab dem Jahr 2.500 v. Chr. dehnten sich Mischwälder aus Eichen, Linden, Ulmen und Eschen aus. Durch eine weitere Wetteränderung zogen sich die Eichen wieder ein bisschen zurück. Ohne menschliche Eingriffe in die Wälder hätten wir ausschließlich Buchenwälder in Deutschland. Wie Ihr seht, gab es in Europa schon immer Wald, die Zusammensetzung war jedoch immer unterschiedlich. Doch wann wurde der Wald in Mitteleuropa wirtschaftlich genutzt? 

Ahornspross (2020)

Der Einfluss der Menschen auf das Ökosystem Wald verstärkte sich seit dem Mittelalter stärker. Während der mittelalterlichen Rodungen wurden Laubwälder gefällt. So erhöhte sich das erste Mal der Nadelwaldanteil in Deutschland. Holz diente zu der Zeit und bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts primär zum Heizen, Kochen und Bauen. Vor dem 14. Jahrhundert war kein anderer Rohstoff zum Bauen bekannt. Ein besonderer Punkt beim Thema Bauen war der Schiffsbau. Besonders während der Kolonialzeit wurde viel Holz geschlagen. Der Schiffbau trug stark zum Niedergang der Wälder bei. Neben dem Schiffbau wurde ebenfalls viel Holz für den Bergbau, die Glashütten und die Salinen benötigt. Doch nicht nur für das Bauen wurde Holz gebraucht. Die Wälder wurden als Weidegrund für das Vieh genutzt. Nach der Einführung der Stallhaltung wurden Blätter und Nadeln als Einstreu im Stall gebraucht. Diese Streunutzung führte zur Verarmung der Wälder und ihrer Böden und zählt damit zu einer der waldschädlichsten Eingriffe. Erst im 20. Jahrhundert wurde diese Streunutzung eingestellt. Der Zustand des Waldes zu Beginn des 19. Jahrhunderts lässt sich so beschreiben: riesige Kahlflächen durch die jahrelange intensive Nutzung. Nährstoffarme Böden infolge der verheerenden Streunutzung. Fehlende Verjüngung durch hohe Wildbestände. Viele Laubbäume hatten in dieser Zeit kaum eine Chance. So wurde die Vegetation anspruchslos. Ein weiterer großer Faktor, der die geschwächten Wälder noch weiter beanspruchte, war die stark wachsende Bevölkerung. Die Wälder konnten dieser Ansprüche nicht mehr standhalten. Aus dieser Holznot entwickelte sich die moderne Forst- und Waldwirtschaft. Heute ist der Wald von anderen Faktoren bedroht. Die Emissionsbelastungen durch die Industriegesellschaft setzten dem Wald zu Beginn der 80er Jahre stark zu. Aktuell kämpft der Wald mit den höheren Temperaturen und fehlenden Niederschlägen als Folge des Klimawandels und der Forstwirtschaft, welche das Ganze noch verschärft. Dem deutschen Wald geht es also schlecht. Hier einmal ein paar Zahlen zu unserem Wald. Die Zahlen stammen aus der dritten und aktuellsten Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2012. Bei der Bundeswaldinventur wird der Wald von Wissenschaftlern vermessen. Hierbei wird mit einer Stichprobe gearbeitet. Die Wissenschaftler erfassen einen kleinen, repräsentativen Teil des Waldes. Dabei werden Informationen über den deutschen Wald abgeleitet. 

Ergebnis der Bundeswaldinventur

Ergebnis der Bundeswaldinventur ist, dass der deutsche Wald bzw. Forstflächen in den letzten Jahren konstant geblieben sind. Der Wald in Deutschland umfasst eine Fläche von rund 11,4 Millionen Hektar. Das sind 32 Prozent der Gesamtfläche des Landes. Die natürliche Waldentwicklung ist in Deutschland nur in verschiedenen Naturschutzgebieten möglich. Auf einer Fläche von 213.000 Hektar kann sich ein natürlicher Wald entwickeln. Die meisten Wälder in Deutschland sind forstwirtschaftlich genutzt. Rund 55 Prozent der Wälder bestehen aus Nadelgehölzen. Hierbei gilt die Fichte als der häufigste Vertreter und als Brotbaum der Forstwirtschaft. Sie wächst in rund 25 Prozent der Nadelwälder. Dicht hinter der Fichte folgt die Kiefer mit rund 22 Prozent der Fläche. Beide Baumarten wachsen auf Standorten, auf denen von Natur aus Buchen und Eichen anzutreffen sind. Die restlichen 45 Prozent der Waldflächen werden von Laufgehölzen dominiert. Hier überwiegt die Buche mit rund 15 Prozent, dicht gefolgt von unterschiedlichen Eichenarten mit 10 Prozent. Neben den Buchen und Eichen zeichnen sich die Laubwälder durch einen hohen Artenreichtum aus. Bei einem Waldspaziergang kannst Du neben Buchen und Eichen ebenfalls Berg- und Spitzahorne oder Eschen sowie Pappeln und Weiden finden. Im Diagramm sind die Gehölzarten unter ALH und ALN zu finden. Diese Punkte bezeichnen Gehölze hoher Lebensdauer (ALH) und niedriger Lebensdauer (ALN). Das ist der Stand heute. Das wichtigste, das wir in Deutschland natürlich betrachten sollten, ist das Gesetz. Für Wald haben wir das Bundeswaldgesetz (BWaldG). Dieses besagt: „Wald im Sinne dieses Gesetzes ist jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Fläche.“ (nach §2 Abs.1) 

Fichtenforst im National Park Eifel (2020)

Wie Du siehst, wird Wald immer gleich mit Forstpflanzungen gesetzt. Das bedeutet, dass der Wald immer bewirtschaftet werden darf. Und so ist es heute der Fall. Selbst Wirtschaftswege und Holzlager gelten nach heutigem Gesetz zum Wald dazu. Dies führt beispielsweise zu Schlagzeilen, dass der deutsche Wald stirbt. Gemeint ist dabei jedoch der Fichtenforst. Die Fichte hält den heißen Sommern und den trockenen Wintern nicht stand. Die Fichte als Brotbaum der Forstwirtschaft hat total versagt. Anfang der 90er gab es zwei große Stürme, bei denen viele Fichten einfach umgefallen sind, da sie diesen Stürmen nichts entgegen setzten konnten. Damals gab es Debatten in der Forstwirtschaft, um die Wälder sturmsicherer zu machen. Die Forstwirtschaft wollte weg von den Nadelgehölzen und hat angefangen, Laubbäume wie Buche, Ahorn, Eiche, Birke sowie ab und zu ein paar Nadelbäume zu pflanzen. Es wurden viele Laubbäume gepflanzt, was vom Bund gefördert wurde. Innerhalb von zehn Jahren hätte eine gut durchmischte Waldfläche erzielt werden können. Doch wurde dieser Waldumbau nicht konsequent durchgezogen. So findet man heute viele Fichtenforstflächen, welche durch den Borkenkäfer zugrunde gehen. Der nächste Waldumbau und die nächsten Debatten laufen in der Forstwirtschaft. Es bleibt also spannend. Wichtig ist, dass wir unsere Wälder schützen müssen, um den Klimawandel entgegen zu wirken. Die deutschen Wälder speichern viel CO2, was sie für uns sehr wertvoll machen. Wie genau unsere Wälder Einfluss auf den Klimawandel nehmen können, erzähle ich Dir in einem späteren Beitrag.