Glyphosat und der sorglose Umgang mit Pflanzenschutzmitteln

Glyphosat und der sorglose Umgang mit Pflanzenschutzmitteln

Glyphosat ist ein sogenanntes „Pflanzenschutzmittel“, welche sehr häufig in der Land- und Forstwirtschaft verwendet werden. Dabei handelt es sich bei den „Pflanzenschutzmitteln“ um Pestizide. Sie sind giftig für Pflanzen, Insekten oder Pilze – je nach Zusammensetzung. Glyphosat ist dabei eines der bekanntesten Pestizide. Tonnenweise werden Pestizide auf Felder, in Schutzgebieten und direkt vor der Haustür versprüht. Sie sind überall erhältlich und gehören in vielen Bereichen zu dem anerkannten Stand der Technik. Doch sind Pestizide eine echte Gefahr für unsere Umwelt. Sie zerstören unsere Ökosysteme und verunreinigen das Grundwasser. Einige giftige Chemikalien, welche in Pestiziden enthalten sind, können Krebs erzeugen. Ihr seht schon: das Wort „Pflanzenschutzmittel“ ist hier falsch eingesetzt. Doch warum werden immer noch tonnenweise Pestizide eingesetzt? Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Bei Kommunen und im privaten Garten liegen die Motive jedoch anders. Hier werden Pestizide vor allem aus ästhetisch motivierten Anliegen wie unkrautfreie Beete, Wege und Straßen eingesetzt. 

Weizenfeld im Herbst (Dortmund 2023)

Glyphosat ist das meistverkaufte Pestizid, jeder kennt es und derzeit ist es wieder in aller Munde. Bei Glyphosat werden alle Pflanzen getötet, welche nicht gentechnisch so verändert wurden, dass sie den Einsatz überleben. Maßgeblich trägt Glyphosat zum Artensterben bei und ist laut WHO wahrscheinlich krebserregend. Durch Glyphosat können das Nervensystem geschädigt und das Mikrobiom im Darm beeinflusst werden. Außerdem wurden Glyphosat-Rückstände in zahlreichen Lebensmitteln, im Wasser, in der Luft und sogar im menschlichen Körper nachgewiesen. Darüber hinaus steht Glyphosat ebenfalls im Verdacht, oxidativen Stress zu verursachen. 

Glyphosat in der Umwelt 

Wird Glyphosat in der Umwelt verteilt, werden viele Nützlinge wie Insekten, Spinnen, Amphibien und Bodenlebewesen geschädigt. Da sich das giftige Mittel nicht nur auf Lebewesen auswirkt, werden die Böden und die Luft mitbelastet. Wie oben schon beschrieben, müssen die Nutzpflanzen entsprechend gentechnisch angepasst werden, um nicht abgetötet zu werden. Viele Wildpflanzen werden durch Glyphosat abgetötet. Durch Regen und Wind gelang das Glyphosat auch auf die benachbarten Flächen. Sogar in Gebieten, welche fern der Einsatzorte von Glyphosat liegen, kann das Gift nachgewiesen werden. Weniger Wildpflanzen bedeutet, weniger Nahrung und weniger Lebensräume für Insekten. Die Insekten dienen wiederum als Nahrungsquelle für Vögel, Fische und Säugetiere. Somit führt der Artenschwund bei den Insekten zu einem Artenschwund bei allen anderen Tieren. Ebenfalls betroffen sind Amphibien, da Glyphosat giftig für Wasserorganismen ist und langfristig auf diese einwirkt. Durch Glyphosat sind nicht nur die Organismen im Wasser betroffen, sonder auch das Grund- und Oberflächenwasser (wie z.B.: Seen und Flüsse). 

Doch warum wird derzeit wieder darüber diskutiert? 

Der Einsatz von Glyphosat war nur noch bis Mitte Dezember 2023 EU-weit zugelassen. Jedoch gab es in den letzten Monaten von den EU-Staaten Abstimmungen zum Einsatz von Glyphosat. Im Oktober und im November gab es keine Entscheidung der Mitgliedstaaten zur Verlängerung von Glyphosat um zehn Jahre. Am 16.11.2023 wurde die Entscheidung, das umstrittene Mittel bis 2033 weiterhin zuzulassen, von der EU-Kommission im Alleingang beschlossen. Der Einsatz soll jedoch künftig an Bedingungen geknüpft werden. Landwirte sollen unter anderem mindestens fünf Meter breite Pufferstreifen einhalten. Außerdem soll die Menge und die Häufigkeit für den Einsatz des Mittels durch die Mitgliedsstaaten beschränkt werden können. 

Vogelwelten in der Landschaft

Vogelwelten in der Landschaft

Heute kommen wir zum letzten Beitrag in meiner kleinen Vogelreihe. Gemeinsam waren wir schon im Wald und am Wasser. Heute stellen wir uns einmal auf einen Feldweg. Wenn du dich gerade „warum auf einen Feldweg?“ fragst, dann möchte ich dir das gleich erklären. 50 Prozent der Landesfläche von Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt. Daher hat die Landwirtschaft wie kaum ein anderer wirtschaftlicher Bereich einen großen Einfluss auf die Natur und unsere Schutzgüter Boden, Wasser und Luft. Ich möchte dir heute ein paar Vögel vorstellen, die in der freien Landschaft zu finden sind. Die freie Landschaft ist ein Mosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen. Es gibt besondere Landstriche, die ich dir schon in dem Beitrag „Zauber der Landschaft“ erläutert habe. Heute möchte ich dir Lebensräume vorstellen, die man in jeder Landschaft findet. Ich gehe dabei auf Felder, Wiesen und Hecken ein. Also fangen wir an!

Wie sieht es in der freien Landschaft aus? 

Blick auf Weizenfeld (Niederbonsfeld 2021)

Das landwirtschaftlich genutzte Feld sieht zunächst nach keinem besonders geeigneten Lebensraum aus. Meistens sind es Monokulturen von Weizen- oder Maisfeldern, die allenfalls für Parasiten der jeweilig angebauten Pflanze ein wahres Schlaraffenland sind. Doch auch hier leben andere Tiere, sodass der Anschein trügt. Viele Tiere und Pflanzen haben es geschafft, auch diesen eintönigen Lebensraum in Anspruch zu nehmen. Auch hierbei spielt die Intensität der Bewirtschaftung eine Rolle. Je intensiver das Feld genutzt wird und je mehr Chemie zum Einsatz kommt, desto weniger lebt auf einem Feld. Man kann auf Feldern in der Morgen- oder Abenddämmerung oftmals Rehe beobachten, die auf den Feldern Getreide fressen. In Maisfeldern kann sich auch mal eine Rotte Wildschweine verstecken und der Feldhase, der Feldhamster und die Feldmaus tragen in ihrem Namen schon den Bezug auf ihren Lebensraum. Der Feldhamster ist ein kleiner Profiteur der Landwirtschaft, denn er wurde in Mitteleuropa erst mit dem Einzug der Landwirtschaft heimisch. Ursprünglich kommt das possierliche Tierchen aus den Steppengebieten Osteuropas und Asiens. Auch der Fuchs besucht oft Felder, allerdings um zu jagen. Wie du siehst, kann man einiges entdecken. Was das Problem mit unseren Feldern ist, erkläre ich dir später in diesem Beitrag genauer. 

Blick auf Grünländer (Tostedt 2019)

Neben den Feldern gibt es auch noch die Wiesen bzw. Grünländer. Wiesen und Weiden machen einen Großteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen aus. Sie sind schön und nützlich zugleich. Wildkräuter und Wildblumen, die hier wachsen, liefern gesundes Futter für die Milch- und Fleischindustrie. Darüber hinaus sind Wiesen ein Lebensraum für viele Insekten und andere Tiere. Die Wiesen in Deutschland bestehen überwiegend aus Mähwiesen, sprich sie werden in regelmäßigen Abständen gemäht. Der kleinere Teil der Wiesen sind klassische Weiden und werden durch Tiere gestutzt. Würde der Mensch die Wiesen und Weiden nicht nutzen, würden sich über kurz oder lang Sträucher und Bäume ansiedeln. So würden die Wiesen in die Sukzession übergehen und neue Wälder entstehen. Wiesen haben nicht nur eine hohe Artenvielfalt, sondern bieten mit ihrer zeitlich gestaffelten Blütenabfolge auch für uns immer wieder etwas Neues. Zwischen Flora und Fauna besteht außerdem eine enge Wechselbeziehung. Käfer, Bienenarten und Schmetterlinge erfreuen sich an dem Arten- und Blütenreichtum und finden so immer etwas zu fressen. Durch ihre Vielfalt und Strukturen in der Landschaft bieten Wiesen oder auch Weiden vielen unterschiedlichen Tierarten einen Lebensraum. Dazu gehören neben Vögeln auch Amphibien und Insekten. Je nach Lage der Wiese unterscheidet man in Blumenwiese, Magerrasen, Fettwiese, Trockenrasen, Feuchtwiese und Salzwiese. Blumenwiesen sind artenreiche Wiesen, die viele blühende, krautige Pflanzen aufweisen. Magerrasen sind extensiv genutzte Grünländer an besonders nährstoffarmen, „mageren“ Standorten. In Deutschland findet man sie eher selten und sie stehen daher unter Schutz. Trockenrasen sind den Magerrasen ähnlich, unterscheiden sich jedoch dadurch, dass sich die Biotope an trockenen Standorten bilden. Feuchtwiesen zeichnen sich dadurch aus, dass die Böden in den oberen Horizonten von Grundwasser beeinflusst oder zeitweise überschwemmt sind. Salzwiesen findet man in Deutschland nur an der See, da sie nur dort entstehen, wo das Meer periodisch oder unregelmäßig die Wiesen überflutet. Fettwiesen sind eine Folge der intensiven Bewirtschaftung des Menschen. Was genau dahinter steckt, werde ich dir später im Beitrag verraten. Wie du aber siehst, sind Wiesen oft durch den Menschen entstanden, bieten aber vielen Arten einen Rückzugsraum. Jetzt möchte ich dir noch den Einblick in eine Hecke geben, da sie ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der freien Landschaft ist. 

Feldgehlöze (Düsseldorf 2020)

Hecken sind in der freien Landschaft immer gern gesehen. Unter einer Hecke kannst du dir eine Ansammlung von niedrigen Bäumen, Sträuchern und Kräutern vorstellen, die meistens gradlinig angeordnet sind. Das resultiert daraus, dass eine Hecke typischerweise als Abgrenzung zwischen Feldern oder zwischen Feld und Weg fungiert. Die meisten Hecken wurden von Menschen angelegt und als „lebende Zäune“ benutzt, manche sind aber auch natürlichen Ursprungs. Diese findest du meist an Böschungen und Geländestufen. Hier können natürliche Hecken entstehen: durch Samenanflug bilden sich allmählich kleine Gemeinschaften aus niedrigen Kräutern, Sträuchern und kleinen Bäumen. Doch auch unsere Kulturlandschaft ist immer noch im Wandel und daher werden die meisten Hecken künstlich erhalten, indem ein regelmäßiger Schnitt erfolgt. Früher entstanden die Hecken durch die ausgedehnten Rodungsmaßnahmen. Hecken bieten Schutz vor Wind und verhindern so eine Erosion auf den Feldern. Die Felder waren während des Mittelalters noch sehr klein und deshalb gab es viele Hecken. In diesen Hecken findest du, ähnlich wie bei Wiesen, einen ausgeprägten Stockwerkaufbau. Die Krautschicht ist eher in Bodennähe, darüber bildet sich die Strauchschicht und schließlich kommt die Baumschicht. Diesen Aufbau findet man nicht nur in der Vertikalen. Eine Hecke ist auch in der Horizontalen deutlich gegliedert. Im Herzen einer Hecke liegt das Heckenzentrum. Daran anschließend liegt der Saumbereich, welcher am Boden ausläuft. Die unterschiedlichen Regionen einer Hecke werden von unterschiedlichen Pflanzen geprägt. Daher bietet die Hecke viele verschiedene Lebensräume für Tiere. Diese Artenvielfalt im Bereich Flora und Fauna macht die Hecken ökologisch sehr wertvoll. Für viele Tiere bietet die Hecke in der offenen Fläche einen Rückzugsraum. Außerdem können intakte Heckensysteme als „Verbindungsstraße“ zwischen unterschiedlichen Lebensräumen dienen. Die genaue Pflanzengesellschaft der Hecke hängt immer stark davon ab, wo sich der Standort der Hecke befindet. In der Kernzone der Hecken findet man oft Feld-Ahorn oder Hainbuchen. In der Mantelzone der Hecke kann man Gemeinschaften von Hartriegeln, Heckenrosen, Schlehen oder Weißdorn entdecken. Der Saum einer Hecke wird oft durch Johanniskraut oder Brennnesseln gebildet. Diese Arten kann man ebenfalls an einem Waldrand entdecken. Im Sommer sind Hecken oft kühler und feuchter als die umgebene offene Landschaft, im Winter hingegen werden die extremen Temperaturschwankungen abgemildert. Welche Tiere kannst du in einer solchen Hecke entdecken? Fuchs, Hermelin, Igel und Feldhasen, aber auch Kröten und Eidechsen. Darüber hinaus findet man unzählige wirbellose Kleintiere wie Insekten oder Spinnen in den Hecken. Ein Fünftel der heimischen Singvogelarten leben hier. Welche das sind, schauen wir uns jetzt einmal an. 

Welche Vögel kannst du in der freien Landschaft entdecken? 

Jetzt, wo du einen kleinen Einblick in die freie Landschaft erhalten hast, wollen wir uns anschauen, welche Vögel es hier so gibt. 

Eine typische Feldbewohnerin ist die Feldlerche. Sie ist vielen sehr geläufig. Die Feldlerche bevorzugt offene Lebensräume mit abwechslungsreicher Vegetation. Seit den Achtzigern musste die Feldlerche jedoch dramatische Bestandsverluste hinnehmen. Der Bestand in Deutschland hat sich bis heute halbiert. Eine Besonderheit der Feldlerche ist, dass sie typischerweise im Flug singt. Seltener kann man sie auch in Bäumen singen hören. Oft kann man sie auch auf Feldern und Wegen entdecken. Wenn Gefahr droht, duckt sie sich zunächst und fliegt dann katapultartig auf. Der Speiseplan der Feldlerche unterscheidet sich im Winter von dem im Sommer. Im Sommer stehen besonders Insekten auf dem Speiseplan, im Winter frisst sie eher Samen der verschiedenen Getreidesorten, Gräser und Kräuter. Eine der kleinsten Hühnervögel in Deutschland ist die Wachtel. Sie ist ungefähr so groß wie eine Amsel. Jeder, der eine Wachtel zu sehen bekommt, kann sich glücklich schätzen, da sie immer seltener wird und sich sehr gut verstecken kann. Wachteln fühlen sich an warmen, vegetationsreichen Orten wohl. Sie mögen Sandbäder in der Sonne und leben oft auf Getreidefeldern und brachen Wiesen mit Klee oder Luzernen. Wachteln sieht man kaum fliegen, auch wenn sie nicht gerade flugfaul sind: im Winter ziehen sie klammheimlich bis Afrika. Wie viele Vögel der freien Landschaft ist die Wachtel ebenfalls auf der Vorwarnliste der gefährdeten Vögel. Neben der intensiven Landwirtschaft, welche der Wachtel keinen Platz lässt, ist auch die Jagd auf dem Zugweg ein großes Problem. 

Detail einer Wiese (Dortmund 2020)

Auf Wiesen findet man oftmals Wiesenbrüter. In intakten Feuchtwiesen sind es bspw. der große Brachvogel, der Kiebitz, das Braunkehlchen, die Bekassine, der Wiesenpieper, die Grauammer und der Wachtelkönig. Das Braunkehlchen ist in Deutschland stark gefährdet. Man kann es erst ab April beobachten, da Braunkehlchen zu den Langstreckenziehern gehören. Sie überwintern in den tropischen Regionen Afrikas. Tagsüber suchen sie nach Nahrung, wozu Insekten, Würmer und Spinnen gehören. Im Herbst greifen sie auch auf Beeren zurück. Sie suchen sich überwiegend blütenreiche Wiesen und Brachen aus, um ihre Bodennester zu bauen. Nicht zuletzt ist der Bestand durch den Rückgang dieser Wiesen und Brachen bedroht. Viele kennen den Kiebitz als eine weit verbreitete Art. Vielen ist er aufgrund des auffälligen Aussehens und Verhaltens bekannt. Sie leben ebenfalls überwiegend in Feuchtwiesen. Sie bevorzugen Flächen mit kurzer Vegetation und ohne dichte Gehölzstruktur in der Nähe. Früher hat man Kiebitze auch oft in Mooren angetroffen. Heute trifft man sie auch schon mal auf Äckern und Wiesen an. Auf dem Speiseplan des Kiebitzes stehen besonders Insekten und deren Larven. Daneben werden auch Regenwürmer, Getreidekörner, Samen und Früchte von Wiesenpflanzen verspeist. Auch er gehört in Deutschland zu den bedrohten Arten. Eine der wohl am häufigsten vorkommenden Pieperarten ist der Wiesenpieper. Der kleine Geselle ist mit seiner braunen Farbe gut an seinen Lebensraum angepasst. Beobachten kann man ihn gut, wenn er mal wieder seine erhöhte Warte auf einem Strauch oder Zaunpfahl einnimmt, da man ihn sonst in der Vegetation kaum entdecken kann. Er ist derzeit nicht bedroht. Jedoch ist der Bestand sinkend, da Brutgebiete durch die intensive Bewirtschaftung verlorengehen. Der Wiesenpieper lebt größtenteils auf dem Boden, wo er in dichter Vegetation sein napfförmiges Nest baut. 

Wenn du an Hecken vorbei gehst, welche viele Dornsträucher wie Weißdorn oder Schlehe besitzen, kannst du über merkwürdig aufgespießte Insekten und Raupen stolpern. Wenn du so etwas entdeckst, betrachtest du eventuell das Werk eines Neuntöters. Der hübsche Vogel mit dem komischen Namen legt dort seine Vorräte an. Er lagert – oft zum Schreck des Beobachters – auf diese Weise auch kleine Mäuse. Der Neuntöter gehört zu der Familie der Würger und ist hierzulande einer der häufigsten Vertreter. Er bevorzugt offen strukturierte Landschaften mit Plätzen zum Sonnen- und Staubbaden. Neben Äckern und Waldrändern, wo er Nahrung finden kann, liebt er viele Hecken mit Dornensträuchern. Ein besonderer Offenlandbewohner ist außerdem der Wendehals. Er liebt offene, strukturreiche Flächen wie Waldlichtungen, Windwurfflächen, Obstwiesen oder Parks. Dort bewohnt er meist Baumhöhlen oder Nistkästen. Der Wendehals gehört zur Familie der Spechtvögel. In seiner Optik und seinem Verhalten erinnert er jedoch in keiner Art und Weise an einen Specht. Er trommelt nicht, er baut keine Höhlen und läuft auch nicht senkrecht am Stamm entlang. Der Wendehals hüpft über den Boden und spürt Ameisen auf, die er dann mit seiner langen, klebrigen Zunge aufnimmt.

Mohn am Weizenfeld (Niederbonsfeld 2021)

Viele der Vögel, die ich dir vorgestellt habe, lieben strukturreiche Landschaften und sind heute bedroht. Wie es dazu kommen konnte, möchte ich dir auch erklären. 

Welche Probleme gibt es? 

Die größte Artenvielfalt gab es in Deutschland nach der Kleinen Eiszeit vor dem Jahr 1800. Die Menschen schufen eine vielseitige und mosaikartige Landschaft. Nach 1800 wurde mehr und mehr auf Erträge geachtet und die Bewirtschaftung intensiviert. Schon um 1849 wurde über die Ausmerzung von störenden Hindernissen in der Landwirtschaft geklagt. Damals wurden schon feuchte Mulden aufgefüllt, Tümpel zugeschüttet und störende Hecken und Feldgehölze beseitigt. Vor dem zweiten Weltkrieg wurden unerwünschte Beikräuter mit der Hacke von den Äckern beseitigt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde jedoch mehr und mehr auf Chemikalien gesetzt. In den letzten Jahrzehnten wurde die Intensivierung der Landbewirtschaftung mit hohem Nährstoffeintrag und Pestizideinsatz vorangetrieben. Dieser Einsatz hat leider gravierende Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Umwelt. Die Folgen daraus sind dramatisch: Insekten- und Vogelsterben, zu hohe Nitratwerte im Grundwasser, tote Böden und klimaschädliche Emissionen. Schlussendlich wurde durch Fungizide, Insektizide, Herbizide oder Rodentizide ein Vernichtungsfeldzug gegen Nager, Pilze, Insekten und unerwünschte „Unkräuter“ eingeleitet. Außerdem wurden die Böden von jeglichen Insekten befreit und durch Drainagen leitete man die Verödung und Trockenlegung riesiger Gebiete ein. Übrig geblieben sind fast reine Monokulturen, die weitestgehend frei von Wildtieren und -pflanzen sind. Überleben werden in dieser Wüste nur die hartnäckigen „Schädlinge“.

Du wunderst dich, dass es nicht mehr so viele Hecken gibt? Das hat einen einfachen Grund: zu Beginn der Neuzeit, liefen große Flurbereinigungsmaßnahmen. Diese dienten ausschließlich der Ökonomie und nicht der Ökologie. Bei diesen Flurbereinigungsmaßnahmen wurden viele kleine Flächen zusammengelegt. Daher gibt es heute eher riesige Ackerflächen. Die Hecken störten bei der Bewirtschaftung der kleinen Flächen, sodass sie zunehmend aus dem Landschaftsbild verschwanden. Viele Heckenbewohner verloren ihren Lebensraum und ihre Lebensgrundlage. Nicht nur die Hecken leiden unter der zunehmenden Bewirtschaftung. Auch die klassischen Wildblumenwiesen findet man heutzutage immer seltener. Durch die regelmäßige Mahd von vier- bis sechsmal im Jahr und das intensive Düngen der Wiesen gehen die Wildblumenwiesen verloren. Viele der Wildblumen kommen mit der intensiven Bewirtschaftung nicht zurecht und so verschwinden nach und nach viele der Wiesenkräuter mit der Nährstoffflut. Die Folge aus der Bewirtschaftung ist eine Einheitsfettwiese, die oft aus weniger als 20 Pflanzenarten besteht. Dazu gehören überwiegend Grasarten und einige wenige stickstoffliebende Gewächse. In Einheitsfettwiesen blüht oft der Löwenzahn, welcher mit seinen gelben Blüten nett anzusehen ist, jedoch nichts Gutes bedeutet. Das Merkmal solcher Fettwiesen ist eine extreme Düngung und die daraus folgende Artenarmut. Ganz am Ende einer solchen Übernutzung stehen monotone Grasäcker mit Wiesenfuchsschwanz oder Weidelgras. Eine überaus positive Gegenbewegung hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen: Biologische Landwirtschaft. Wie genau die Unterschiede zur konventionellen Landwirtschaft sind und was vielleicht noch besser wäre, erzähle ich dir in einem ausführlichen Beitrag zur Landwirtschaft. 

Vogelwelten am Wasser

Vogelwelten am Wasser

In meinem letzten Beitrag über Vögel habe ich dich mit in den Wald genommen. Da es so langsam wärmer wird und wir ein bisschen Sonne tanken können, dachte ich, dich heute mit ans Wasser zu nehmen. Ich hoffe, du hast Lust, ein etwas über Wasservögel zu lernen. Wie du weißt, bin ich in einem Ort südlich vor Hamburg groß geworden. Wann immer sich die Möglichkeit bot, waren wir natürlich alle in Hamburg. Dort kann man neben den gewohnten Stadttauben auch viele Möwen beobachten. Wie du jetzt schon merkst, muss man nicht unbedingt weit reisen, um Wasservögel zu treffen. Manchmal reicht schon ein Teich im Stadtpark oder ein innerstädtischer Fluss- oder Bachabschnitt, um eine Vielzahl an Wasservogelarten zu entdecken. Falls du in der nächsten Zeit Wasservögel beobachten möchtest, schlage ich dir Dorf- oder Parkteiche, Binnenseen unterschiedlichster Größe, Brücken, Landungsstege, Hafenanlagen oder Uferwege als Beobachtungspunkte vor. Manchmal kannst du aber auch keine Beobachtungsstände finden, wo man Wasservögel gut beobachten kann. Noch ein kleiner Tipp: Wasservögel in der Stadt zu beobachten ist besonders gut im Winter möglich. Da Vögel meistens dann von Menschen gefüttert werden, kann man sie aus nächster Nähe beobachten. Wenn man Glück hat, kann man im Frühling Wasservögel beim Brüten oder der Jungenaufzucht beobachten. Wichtig ist, nicht nur auf die offenen Wasserflächen zu achten, sondern ebenfalls auf die Uferzonen und Randbereiche der Gewässer zu blicken. Bevor ich dir nun ein paar der üblichen Wasservögel vorstelle, möchte ich dir erst zeigen, wie es typischerweise am Wasser aussieht. 

Stockentenweibchen mit ihren Küken (Phönix See Dortmund 2020)

Ich nehme dich mit an die Elbe, genauer gesagt in den Leipziger Auwald. Hier wird’s spannend. Ein Auwald ist eine natürliche Pflanzengesellschaft entlang von Bächen oder Flüssen, eben wie hier in Leipzig an der Elbe. Auwälder werden von Überschwemmungen und hohem Grundwasserstand stark beeinflusst. Auwälder sind jedoch nicht vergleichbar mit nassen, sumpfigen Bruchwäldern oder von zuweilen trockenfallenden Sumpfwäldern. 

Doch wie sieht jetzt so eine Aue aus? 

Man untergliedert Flüsse entlang ihres Verlaufs, also starten wir bei der Quelle. Ein Fluss entspringt oft im Gebirge und im Quellbereich ist der Fluss meistens wegen der hohen Dynamik vegetationsfrei in Schotterbänke gebettet. Neben Weiden können sich hier manchmal niederwüchsige Gebüsche niederlassen. Im Mittelgebirge und im Tiefland sind die Auen der Quellen meistens so schmal, dass sich kein eigenständiger Au- oder Uferwald bilden kann. Oftmals werden diese Quellen vom angrenzenden Waldbestand mit überschirmt. In der Krautschicht kannst du jedoch durch besondere Arten Hinweise auf „Quellwälder“ finden. Der Auwald am Oberlauf ist meist ein schmales, flussbegleitendes Band. Typisch für diese Auwälder sind Erlen und Eschen. Am Mittellauf nimmt die Fließgeschwindigkeit eines Flusses deutlich ab. Hier überwiegt die Sedimentation und nährstoffreiches Feinmaterial (Auenlehms) nimmt zu und überwiegt. Die Vegetation verändert sich und es bilden sich Weichholz- und Hartholzauen. Am Unterlauf des Flusslaufes, ändert sich die Situation erneut. Der Fluss mäandert stark und das Gefälle im Flussbett nimmt ab. Daraus resultiert, dass die Fließgeschwindigkeit sinkt und mit ihr ebenfalls die kleinsten Schwebteilchen (Ton und Schluff). Ein Fluss kennzeichnet sich durch periodische oder zeitweise Überschwemmungen. Durch diese Überschwemmungen entstehen in Abhängigkeit vom Ausgangsgestein oder -substrat nährstoffreiche Böden. Charakteristische Bodentypen in Auen sind Braune Auenböden oder Vega, in den Alpen kann man aber auch häufiger Schwarze Auenböden finden. Außerdem findest du hier oft ein Mosaik aus Altarmen, Brüchen, Uferzonen und Weichholz- bzw. Hartholzauen. Am Mündungslauf entwickelt sich die Vegetation in Abhängigkeit der Gezeiten und wie sehr der Wasserstand des Flusses dadurch beeinflusst wird. Hier können sich besonders oft Röhrichte ausbilden, darüber hinaus sind diese Standorte von Salz beeinflusst. Dadurch sind Flussmündungen von Natur aus waldfrei. Jeder Fluss hat eine eigene Entstehungsgeschichte und ich habe dir jetzt auch nur den optimalen Zustand aufgezeigt. Durch den Einfluss des Menschen hat sich die Gestalt vieler Flüsse stark verändert. Wie, kannst du später in diesem Beitrag lesen. Jetzt, wo du ein bisschen mehr über Flüsse weißt und welche Lebensräume es hier gibt, wollen wir uns den Vögeln widmen. 

Kanadagans am See (Dortmund 2020)

Welche Vögel man also überwiegend beobachten kann sind Enten, Gänse und Möwen. Die bekanntesten Enten sind sicherlich die Stockenten. Durch lautes Quaken kündigen sie sich schon an und sind uns wohl am vertrautesten. Früher wurden sie auch Wildenten genannt. Da dies jedoch sehr ungenau war, einigte man sich auf Stockente. Der Name lässt Rückschlüsse auf den Bau ihrer Nester zu, da die Stockenten ihre Nester auf den auf den Stock gesetzten Weiden, Knicks und Röhrichten bauen. Im Frühling können wir uns am Ententeich über die flauschigen Küken erfreuen, wenn diese das erste Mal das Gewässer erobern. Auch wenn die langläufige Meinung vorherrscht, dass Stockenten sehr gerne altes Brot essen, erfreuen sich die Stockenten eher an leichterer Kost. Wie beispielsweise Pflanzen, die am Ufer oder an Land wachsen, Wasserpflanzen, Sämereien, Beeren und Früchte aber ihnen schmecken auch Frösche, Schnecken, Würmer, Laich, Larven und sogar kleine Fische. An den Gewässern kann man auch andere Enten oder Taucher beobachten, wie zum Beispiel: Zwergtaucher, Krickente, Teichhuhn, Blässhuhn, Haubentaucher, Löffel- und Mandarinente, um nur ein paar zu nennen. Durch ausgesetzte fremdländische Arten gibt es mittlerweile bei den Enten viele Bastradierungen mit den ausgesetzten Arten. Bastradierung beschreibt Kreuzungen zwischen zwei unterschiedlichen Arten.

Schauen wir uns mal eine andere Familie an, die du vielleicht schon lange kennst: die Möwen. Wenn man im Binnenland mal Fernweh bekommt, dann kann es am Ruf der Lachmöwe liegen. Die Lachmöwe kann man leicht an ihrem Hochzeitskleid und ihrem dunklen Kopf erkennen. Den Namen verdankt die kleine Möwe vermutlich ihrem heiseren Geschrei, welches in großen Gruppen an spöttisches Gelächter erinnert. Sie bevorzugen große Süßgewässer im Binnenland, man kann sie aber auch an Flussmündungen, Feuchtgebieten und an der Küste antreffen. Ihre Nahrung beziehen sie oft von frisch gepflügten Feldern und Weiden. Neben den Lachmöwen findest du manchmal auch die Zwergmöwe, Steppenmöwe, Schwarzkopfmöwe und die Mittelmeermöwe an Gewässern. Ein sehr bekannter Reiher ist der Graureiher. Der Graureiher ist die häufigste Reiherart in Mitteleuropa. Mittlerweile findet man ihn in den verschiedensten Lebensräumen. Am häufigsten wirst du ihn in der Flachwasserzone von Seen oder auf Wiesen treffen, wo er seiner Beute auflauert. Manch ein Fischteichbesitzer klagt schon über den Besuch des Graureihers. Im Flug kann man den Graureiher durch den eingezogenen Kopf vom Kranich und vom Storch unterscheiden. Der Graureiher hat neben der typischen Flugsilhouette auch sein Gefieder als durchaus auffälliges Merkmal, da die Scheitelfedern leicht verlängert sind. Doch neben diesem Vertreter der Reiher gibt es auch den Silber- und Seidenreiher. Ein besonderer Zugvogel, den man in Deutschland beobachten kann, ist außerdem der Kranich. Er ist der bekannteste Zugvogel am europäischen Himmel. Der Kranichzug ist jedes Jahr ein besonderes Naturschauspiel. Mit lauten Rufen ziehen sie in Keilformationen am Himmel entlang. Sie versammeln sich mit mehreren tausend Tieren an Rastplätzen. In Deutschland findet man solche Rastplätze im Norden und Nordosten. Neben dem Zug der Vögel besticht der Kranich durch seine spektakuläre Balz und sein Aussehen. Der Kranich ist größer als ein Weißstorch (96-116 Zentimeter). Das Gefieder ist in einem hellen Blaugrau und auffallend sind die langen, schwarz zulaufenden Schirmfedern, welche buschig über den Bürzel hinausragen. Kopf und Hals sind schwarz-weiß gefärbt und auf dem Kopf zeichnet sich eine unbefiederte rote Kappe ab. Während der Brutzeit ist der Mantel des Kranichs rostbraun gefärbt.

Eine bekannte Vertreterin in unseren Gärten ist die Amsel, die du mit Sicherheit kennen wirst. Am Wasser kannst du die Wasseramsel treffen. Der Vogel ist stark an Gewässer gebunden und der einzige heimische Singvogel, der auch tauchen und schwimmen kann. Das Gefieder der Wasseramsel ist überwiegend braun und sehr dicht. Mit diesem Gefieder sind die Vögel perfekt an die aquatische Lebensweise angepasst. Die Kehle und die Brust sind weiß gefärbt. Wenn du sie beobachten willst, dann findest du sie in Mittel- und Süddeutschland in der Nähe von geröllreichen, schnell fließenden Bächen und Flüssen im Wald- und Bergland. Wie du siehst, kann man auch bekanntere Arten an Gewässern beobachten. Daher gibt es natürlich auch Meisen am Wasser. Dazu gehören zum Beispiel die Bartmeise und die Beutelmeise. Auch wenn die Bartmeise eher mit der Lerche verwandt ist, ähnelt sie äußerlich dennoch eher den Meisen. Den Namen hat sie durch ihren markanten schwarzen „Bart“ am sonst grau gefärbten Kopf des Männchens. In Deutschland findet man Bartmeisen eher im Norden, aber du kannst sie auch woanders in Deutschland finden. Die Bartmeisen leben ausschließlich in dichtem Schilf in ausgedehnten Schilfflächen. Solche Lebensräume kannst du in den Uferbereichen verschiedenster Binnengewässer finden.

Die kleine Beutelmeise ist eine wahre Meisterin im Nestbau. Sie baut das Nest an herabhängende Zweige einer Birke, Erle oder Weide. Das Nest wird aus unterschiedlichen Naturmaterialien wie Bastfasern, Tierhaaren oder Samenhaaren von Pappeln oder Weiden gebaut, sodass sich ein flauschiges, beutelartiges Nest ergibt. Der Beutel ist abgesehen von der Einschlupfröhre fast komplett geschlossen. Eine Beutelmeise kannst du ausschließlich an Gewässern und Sumpfgebieten finden. Außerhalb der Brutzeit ist sie vor allem in Röhrichten und Büschen anzutreffen. 

Stockente auf dem Wasser (Dortmund 2020)

Bekanntere Vertreter am Wasser und besonders in den Städten sind die Gänse. Bei mir in Dortmund zum Beispiel sind die Nilgänse und die Kanadagänse die Arten, die man am häufigsten antreffen kann. Die beiden Vertreter sind jedoch keine einheimischen Arten. Die Kanadagans ist eine der wenigen Neozoen, was bedeutet, dass sie sich in Deutschland sehr erfolgreich eingebürgert hat. Ursprünglich kommt sie aus dem Norden Amerikas. Mittlerweile ist sie bei uns nach der Graugans die zweithäufigste Art. Sie ist sehr ruffreudig. Sie wurde wohl bei uns in die Freiheit entlassen, das teils versehentlich passiert, teils aber auch vorsätzlich. Seitdem vergrößert sie ihre Zahl kontinuierlich. Eine weitere Einwanderin ist die Nilgans. Im Gegensatz zu der Kanadagans zählt sie zu den invasiven Arten. Sie lebt oft in Parks auf Wiesen und in der Nähe von Seen. Mit ihrem exotischen Aussehen ist sie ein Hingucker in jedem Stadtpark, obwohl sie keine echte Gans ist, sondern nur zu den Halbgänsen gehört. Die typischste Gans auf unseren Feldern und Wiesen ist die Graugans. Auch in unseren Parks und Teichen fühlt sie sich heute wohl. Wenn Graugänse über uns hinweg fliegen, hört man sie gut an ihrem lauten, langgezogen Rufen. Die Graugänse warnen sich gegenseitig, vor vorbeikommenden Spaziergängern, welche dann von allen Vögeln aus dem Trupp skeptisch beobachtet werden. Sie ist die Vorfahrin unserer Hausgänse. Auf einigen Wasserflächen in der Stadt kann man auch Schwäne sehen. Manche sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Wie zum Beispiel die Alsterschwäne in Hamburg. Sie sind zum echten Wahrzeichen der Stadt geworden. Sie stehen besonders unter Schutz. Es ist bei Strafe verboten zu beleidigen, zu verletzten oder zu töten. Die Schwäne haben sogar einen sogenannten Schwanenvater, dessen Aufgaben die Überwachung des Lebensraums, die Notfallrettung verunglückter Wassertiere sowie die Aufzucht und Pflege verwaister Jungtiere sind. Darüber hinaus führt er Beratungen und Fortbildungen durch und verfolgt die Straftaten bei Gewässerverschmutzung, Tierquälerei und Wilderei. Ein spannender Job, der wohl so in Deutschland einzigartig ist. 

Natürlich bieten Gewässer auch für Räuber einen Lebensraum. Seeadler, Schwarzmilane, Rohrweihe oder Fischadler sind einige, die am Wasser Nahrung finden. Der Schwarzmilan ist sehr eng mit dem Rotmilan verwandt. Daher ähneln sich die beiden von ihrem Äußeren und in ihrer Lebensweise sehr. Der Schwanz ist schwarz, etwas kürzer und weniger stark gegabelt. Das Gefieder hat eine eher dunkelbraune Grundfarbe. Vorzugsweise lebt er in der Nähe von Gewässern und in Auenlandschaften. In Deutschland kommt er vor allem in den östlichen und südlichen Bundesländern vor, in den Wintermonaten zieht er nach Afrika. Eine weitere Gruppe, die mich immer wieder fasziniert, ist die Gruppe der Schwalben. Die kleinste Vertreterin der Schwalben ist die Uferschwalbe. Sie besiedelt schnell neue Lebensräume an Steilhängen und ist die kleinste europäische Art. Ihre Bruthöhlen gräbt sie 70 Zentimeter tief in die Steilhänge und sucht dafür bewusst vegetationsfreie Steilhänge aus. Die Leistung für die Bruthöhle ist für den sperlingsgroßen Vogel enorm. In Deutschland steht sie auf der Vorwarnliste, da ihr Bestand derzeit stabil ist. Doch der Lebensraum der Schwalbe ist bedroht. Ursprünglich kam sie nur an der Küste oder an Flussläufen mit natürlicher Dynamik vor. Nach und nach musste sie sich jedoch andere Lebensräume suchen, da viele der ursprünglichen Lebensräume verbaut wurden. Daher findet man sie jetzt auch an Abgrabungsstellen für Ton- und Sandgruben. Das nächste Problem taucht jetzt für die kleine Schwalbe auf: der Lebensraum, den sie zum Ausweichen genutzt hat, wird jetzt wieder knapper. Daher kann die stabile Population einbrechen. Am Wasser findest du insgesamt 115 unterschiedliche Arten wie den Bruchwasserläufer, den Drosselrohrsänger, den Eisvogel und den Kibitzregenpfeifer, aber auch den Kormoran, den Kuckuck, die Rohrammer, den Schwarzstorch und den Stelzenläufer. Da es so viele Arten sind, kann ich dir nur empfehlen, dich über einzelne Arten beim Nabu weiterzubilden. Der Lebensraum am Gewässer ist vielseitig und abwechslungsreich. Warum einige Arten bedroht sind und wieso wir immer weniger Vögel am Wasser beobachten können, will ich dir folgend kurz erklären. 

Welche Probleme gibt es am Wasser? 

Für viele Vögel haben sich die Bedingungen durch das Eingreifen des Menschen geändert. Viele nasse und feuchte Biotope wurden durch den Menschen trockengelegt und entwässert. Diese Maßnahmen wurden bundesweit durchgeführt und reichen bis etwa 1800 zurück. Ähnlich schlimm wie diese Trockenlegungen wirkten sich die Begradigungen von Flüssen aus. Dabei spielen jedoch nicht nur die Begradigungen von Flüssen eine Rolle, sondern die Eindeichungen und die Befestigungen von Ufern wirken sich ähnlich schlimm aus. In meinem letzten Beitrag zum Thema Wasser habe ich schon von der Begradigung des Rheins erzählt. Besonders bei großen Flüssen wurden solche Begradigungen vorgenommen. Aber der Mensch hat nicht nur in große Flusssysteme eingegriffen, sondern ebenfalls in kleine Bäche, weshalb diese oft verdolt wurden. Verdolt bedeutet überdeckt. Damit einhergehend wurden die meisten Auwälder und Altwasser vernichtet. In Deutschland sind es die artenreichsten Biotope, die wir überhaupt hatten. Von den Auwäldern ist etwa ein Drittel übriggeblieben. Das sind weniger als 4000 Quadratkilometer. Besonders kritisch ist dies für Tierarten, die im Wasser leben. Sie werden durch die Aufstauung von Fließgewässern stark beeinträchtigt. Fließgewässer werden heute noch zur Energiegewinnung aufgestaut. Darüber hinaus werden Vögel und andere Lebewesen durch unmäßige Grabenräumungen gestört und Biotope zerstört. Bei einer Grabenräumung geht es darum, vorhandene Gräben auszuräumen und von Schlick zu befreien. Doch schauen wir noch einmal gemeinsam in die Vergangenheit. Während des Wirtschaftswunders wurden Abwässer Großteils ungeklärt in Bäche und Flüsse eingeleitet. Diese Einleitung von Abwässern aller Art haben vorrübergehend ganze aquatische Ökosysteme zerstört. Diese Zerstörung ist bis heute noch spürbar, auch wenn heute fast überall Kläranlagen im Einsatz sind. Die Flüsse und Bäche werden zum Teil renaturiert und trockengelegte Flächen werden in manchen Naturschutzgebieten wieder vernässt. Wenn dich das Thema Renaturierung von Feuchtgebieten interessiert, dann schau doch gerne mal bei meinem Beitrag „Mystisches Moor und Renaturierung“ vorbei. Das Traurige ist jedoch, dass viele Schäden die früher durch den Menschen entstanden sind, bis heute noch stark nachhallen und zu einem Großteil sogar irreparabel geschädigt sind. Nicht nur für die Menschen sind die Wasserwelten ein wertvolles und schützenswertes Gut, sondern auch für die Vögel. Je kleiner Ihre Lebensräume werden, desto mehr Vögel müssen sich neue Lebensräume suchen. Wie du Wasservögel unterstützen kannst, erzähle ich zu einem späteren Zeitpunkt.

Über Citizen Science und Mikroabenteuer

In den letzten Monaten während der Pandemie konnte keiner so richtig viel machen. Jeder musste sich neu organisieren und der Trend ging dazu hin, kleinere Abenteuer oder auch Mikroabenteuer zu erleben. Ich streife schon seit Jahren durch die Stadt und bewundere immer wieder, wie sich die Natur durch unsere gebaute Welt bricht. Es ist spannend zu beobachten, wo sich etwas entwickelt und wie lange manche Pflanzen in unserer feindlichen Welt überleben können. Während der Pandemie konnte ich auch immer mehr Menschen draußen beobachten. Meistens war ich allein unterwegs, doch das hat sich in den letzten Monaten verändert. Vielleicht hast du dir schon mal ein paar Fragen gestellt, wie bspw.: Was verraten uns unsere Stadtbäume über den Klimawandel? Wie sieht der Sternenhimmel über unseren Städten aus und wieso sehe ich mehr Sterne auf dem Land? Wie viele Igel leben eigentlich in Bayern? Wie kann ich Igel in meinem Garten schützen? Wie ist eigentlich die Qualität der Luft in meiner Heimatstadt? Wie funktioniert eigentlich Boden und ist der Boden eigentlich gesund? Viele dieser Fragen beschäftigen nicht nur mich oder vielleicht dich, sondern auch die Forschung. 

Mikro-Kosmos (Kirchhellen 2021)

Heute möchte ich dich wieder nach Draußen mitnehmen und dir zeigen, was Citizen Science ist und was es bewegen kann. Wenn du dich jetzt fragst, was Citizen Science ist, bist du hier genau richtig. Citizen Science beschreibt Methoden und Fachgebiete in der Wissenschaft, bei denen Forschungsprojekte unter Mithilfe oder auch komplett durch interessierte Laien bestritten werden. Wie in der Forschung werden auch hierbei Forschungsfragen formuliert, danach recherchiert, beobachtet und teilweise werden ebenfalls Messungen durchgeführt, die Daten ausgewertet und publiziert. Dabei werden die sog. Citizen Scientists meistens von Wissenschaftlern begleitet. Besonders im englischen Raum haben Citizen Science eine lange Tradition. In Deutschland wird ebenfalls auf die Methode der Citizen Science zurückgegriffen, jedoch nicht unter diesem Begriff. Doch was kann man als Citizen Scientist entdecken? 

Was kann ich als Citizen Scientist erleben? 

Es fängt eigentlich bei jeder kleinen Beobachtung von Tieren an. Beobachtest du eine Spinne, wie sie ihr Netz spinnt, lernst du automatisch etwas über die Spinne. Citizen Science sind meistens in Natur und Umwelt unterwegs. Ich möchte dir ein paar Beispiele an die Hand geben, wie du selbst ein Citizen Scientist werden kannst. 

Dieses Wochenende ist wieder die „Stunde der Gartenvögel“. Der Nabu (Naturschutzbund Deutschland) ruft jährlich mehrmals zu diesen Vogelzählungen auf. Mit einem Fernglas, einem Stift und einem Zettel bewaffnet kann man an diesem Wochenende viele Familien in Gärten beobachten, die die Vögel in ihrem Garten beobachten. Die Zahlen können dann online beim Nabu eingetragen werden. Sie helfen den Verbänden, Rückschlüsse auf die Veränderungen in den Vogelpopulationen zu ziehen. So kann zum Beispiel der Rückgang bestimmter Populationen genau dokumentiert werden. 

Vielleicht hast du ja schon mal einen Teebeutel vergraben, nur um ihn nach ein paar Monaten wieder auszubuddeln. Wenn du dich fragst, warum du das tun solltest, kommt hier die Antwort: vergräbst du einen Teebeutel im Boden, kannst du nach ein paar Monaten sehen, wie stark er verwittert ist. Den Rückschluss, den du aus diesem Experiment ziehen kannst, liegt eigentlich auf der Hand: wie stark und gesund sind der Boden und die Bodenfauna? Dieses Teebeutelexperiment wurde für die „Expedition Erdreich“ ins Leben gerufen. Es ist eine Aktion des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Bonares und dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung. Dadurch, dass die Teebeutel bei der Registrierung durch den GPS-Standort georeferenziert werden, erhalten die Institutionen wertvolle Informationen über den Boden vor deiner Haustür. Die Forscher können mithilfe von Bürger:innen eine umfassende Datenbank aufbauen, welche von weltweitem Nutzen wäre. 

Es gibt aber auch andere Aktionen, an denen man sich beteiligen kann. Bundesweit gibt es eine große Anzahl an Projekten. Man kann Eichhörnchen und Igel beobachten, Pflanzen bestimmen oder gefangene Mücken einschicken sowie spannende Flutmarken oder Grabsteine fotografieren. Auf der Plattform „Bürger schaffen Wissen“ findest du rund 160 unterschiedliche Projekte. Ein großer Motor der Bewegung ist die Digitalisierung. Über das Internet können mehr Menschen erreicht und über Apps Daten leichter übermittelt werden. Für alle genannten Aktionen habe ich dir am Ende Links eingestellt. Hier findest du weitere Informationen. 

Kaskade (Tostedt 2021)

Doch was bringt Citizen Science der Forschung? 

Ein großer Vorteil dieser Projekte ist, dass Daten in Massen erhoben werden können. Meistens ist es mit herkömmlichen Methoden gar nicht möglich, sodass die Forschung durch die schiere Menge der Daten an ganz neue Erkenntnisse erlangen kann. Schauen wir uns noch einmal die „Stunde der Gartenvögel“ genauer an. Die „Stunde der Gartenvögel“ findet jedes Jahr am zweiten Maiwochenende statt. An diesem Wochenende zählen viele Menschen im eigenen Garten eine Stunde lang Vögel. Das ist durchaus machbar und nicht nur für die Eltern spannend. Kinder haben durch ihren Wissens- und Tatendrang durchaus Interesse daran, ihre Umwelt kennen zu lernen. Letztes Jahr hat die Aktion alle Rekorde gebrochen. Erstmalig nahmen über 150.000 Vogelfreund:innen teil. Möchte man diese Daten nur durch Expert:innen sammeln, wäre das in diesem Fall unbezahlbar. Was passiert mit den Ergebnissen der Zählung? Das wichtigste Ergebnis ist für jede Art die Zahl der beobachteten Individuen pro Stichprobe (z.B. Garten). Der Nabu kann die Arten zwischen den verschiedenen Regionen und über einen längeren Zeitraum hinweg vergleichen. So können frühzeitig Trends zur Häufigkeit der Arten in Siedlungsräumen erkannt werden. Die Antreffwahrscheinlichkeit einer Art, also der Anteil der Gärten, in denen eine bestimmte Art zu beobachten ist, ist sehr aussagekräftig. Dafür werden ebenfalls die Beobachtungsumstände und die Eigenschaften des Zählortes in den Datensätzen ergänzt, sodass zusätzliche Analysen getroffen werden können. Die absolute Zahl der Vögel einer einzelnen Art zu ermitteln ist nicht möglich. Doch auch diese Einschränkung kommt auch bei anderen Monitoringprogrammen vor, da ein unbekannter Anteil zwar anwesender, aber nicht erfasster Vögel vorstellbar ist. 

Jetzt könnte man denken, dass solche Erhebungen ungenau sind, weil Arten verwechselt werden können. Die Wissenschaft ist sich jedoch einig, dass die Masse, das Rauschen reduziert. So ist in manchen Bereichen Citizen Science ein großer Bestandteil der Forschung. Die Wissenschaft hat erkannt, welches Potential in den Bürger:innen steckt. Sie sind wissbegierig, kennen sich aus und können sich durch Citizen Science einbringen. 

Ein sich entfaltender Farn am Uferrand (Tostedt 2021)

Warum sollten wir alle selbst forschen? 

Viel Wissen über die Natur ist über die Generationen verloren gegangen. Viele haben das Interesse an den Abläufen in der Natur verloren. Mit den kleinen Projekten der Citizen Science können die Wunder der Natur selbst erlernt und erforscht werden. Die Gesellschaft wird durch Citizen Science Projekte für viele Umweltthemen sensibilisiert. Darüber hinaus bekommt jeder, der an den Projekten teilnimmt, einen Einblick in die Forschung. Die Wissenschaft wird für jeden ein bisschen greifbarer und durch die erlangten Erkenntnisse verständlicher. Forscher:innen werden von Bürger:innen auf gesellschaftlich relevante Fragen aufmerksam gemacht und viele bringen oft ihr eigenes Wissen ein. Ich finde es immer spannend, wenn ich draußen etwas Neues entdecken und dir hier davon berichten kann. Nachfolgend findest du wie versprochen die Links für die Projekte und in den nächsten Tagen erzähle ich dir mehr über spannende Themen aus der Welt der Natur und Tiere.  

Links für weiterführende Informationen:

https://www.buergerschaffenwissen.de
https://www.expedition-erdreich.de
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/index.html

Heute im Wald: Deutschlands Vogelwelt

Heute im Wald: Deutschlands Vogelwelt

Heute melde ich mich mit einer besonderen Serie zurück. Es geht um Vögel. Es gibt ja viele Menschen, die sich für Vögel interessieren. Ich meine, wer saß nicht schon mal in einem Café in der Stadt und hat die Stadttauben beobachtet?! Ich denke, das hat jeder irgendwann schon mal gemacht. Doch was macht Vögel so interessant für uns Menschen? Ich möchte dich heute für eine Welt sensibilisieren, die wir als durchaus selbstverständlich hinnehmen. Also, was fasziniert uns an der Vogelwelt? Das Offensichtliche werde ich denke ich mal zuerst nennen: das schillernde Federkleid. Zum Beispiel wenn man aus der Hecke das Orange des Rotkehlchens blitzen sieht oder wenn ein Grünspecht mit seiner roten Kappe über den Rasen hüpft. Natürlich gibt es durchaus auffälligere Vögel wie den Eisvogel oder die farbenfrohen Papageien und Kolibris in anderen Ländern. Neben dem auffälligen Federkleid machen sich Vögel besonders im Frühling durch ihre zahlreichen Stimmen bemerkbar. Kein Vogel klingt gleich und man kann es wohl mit Menschen und ihren unterschiedlichen Sprachen vergleichen. So kann man Vögel nicht nur mit den Augen, sondern auch durch das Gehör beobachten. Wenn man Vögel beobachtet, wird man durch ihren Flug in den Bann gezogen. Bspw. wenn Möwen ohne große Anstrengung im Sturm Schiffen folgen können oder Greifvögel sich durch den Aufwind höherschrauben. Das größte Rätsel bleibt jedoch der Vogelzug. Ob die Vögel nun große Strecken zurücklegen oder im kleineren Rahmen ziehen, bleibt es für den Menschen nahezu unvorstellbar, wie die Tiere diese Strecken zurücklegen können. Worüber kaum einer nachdenkt, ist, die Allgegenwärtigkeit von Vögeln. Sie sind kleine Kumpel, die sich mit uns einen gemeinsamen Lebensraum teilen. Über die Tropen und Halbwüsten sowie Wüsten findet man Vögel, aber man findet sie ebenso in polaren Eisfeldern, höchsten Bergregionen und in unseren gebauten Betonwüsten, den Großstädten. Wenn du dich jetzt fragst, wo es die meisten Vogelarten in einer Großstadt geben soll, dann wird Berlin die Antwort sein. Hier kann man bis zu 300 unterschiedliche Arten beobachten – und das tagsüber. Du merkst also, die Faszination des Menschen gegenüber unseren gefiederten Freunden ist groß. 

Taube im Gras (Dortmund 2021)

Vögel im Wald 

Kommen wir zuerst zu den Vögeln, die im Wald leben. Man kann viele unterschiedliche Arten im Wald entdecken. In Deutschland leben ca. 70 unterschiedliche Arten in den Wäldern. Bevor wir uns die unterschiedlichen Familien einmal genauer anschauen, möchte ich dir noch ein paar Vorzüge des Waldes für die Vögel aufzeigen. 

Ein Wald ist stufig aufgebaut. Er bietet damit zahlreiche ökologische Nischen für viele Vogelarten. In jeder Schicht findest du spezialisierte Bewohner. Das „Dach“ des Waldes, die Kronenschicht, besteht aus Baumkronen. Hier können viele insektenfressende Vogelarten Nahrung finden. Aber auch Arten, mit gemischter oder eher pflanzlicher Nahrung kann man in den Baumkronen entdecken. Nach der Kronenschicht folgt die Strauchschicht. Die Strauchschicht wird durch die Ausbildung der Kronenschicht geprägt. Ist die Kronenschicht geschlossen, so ist die Strauchschicht kaum vorhanden. Durch die Kronenschicht wird im Wald der Lichteinfall reguliert. In den Lücken beim Lichteinfall kann sich eine Strauchschicht entwickeln. In dunkleren Bereichen liegt der Stammraum offen. So entsteht ein abwechslungsreicher Lebensraum, mit vielen kleineren Pflanzenstrukturen. Die letzte Schicht ist die Kraut- und Moosschicht. Sie entwickelt sich über den Boden und wie bei der Strauchschicht spielt der Lichteinfall eine große Rolle. In geschlossenen Wäldern kann man oftmals ausschließlich frühblühende Arten betrachten. Dies wird durch den hohen Lichteinfall im Frühjahr bedingt. Dazu gehören auch die Buschwindröschen (Anemone nemorosa), die sich vor dem Austreiben des Laubes entwickeln. Nun zeige ich dir einen Teil der 70 unterschiedlichen Vogelarten, die es im Wald gibt. Ich denke jeder kennt ihn, jeder liebt ihn und jeder kann ihn im Wald hören. Es geht als erstes um die Spechte. Der bekannteste von den Spechten ist der Buntspecht. Mit seinem schwarzweißen Federkleid ist er eher auffällig. Besonders seine tiefrote Unterschwanzdecke fällt auf. Er ist ganzjährig zu beobachten, der häufigste Trommler und größer als der Klein- oder Mittelspecht. Etwas kleiner und ebenfalls im Wald anzutreffen sind der Mittel- und Kleinspecht sowie der Weißrückenspecht. Sie sehen dem Buntspecht sehr ähnlich. Dennoch ist das Muster des Federkleids anders. Besonders fällt bei beiden Arten die rote Kappe auf. Neben den bunten Spechten findest du im Wald auch die eher unauffälligen Grau-, Grün-, Schwarz- und Dreizehenspecht. Die Spechte haben ihren Namen durch die Farbe ihres Federkleides oder so wie der Dreizehenspecht durch die Anzahl ihrer Zehen. Normalerweise besitzen Spechte vier Zehen, der Dreizehenspecht aber wieder Name schon sagt drei. Der Grauspecht ist vor langer Zeit aus Asien eingewandert. Der Grünspecht ist ein waschechter Europäer. Der Schwarzspecht ist der größte Specht in Europa und bewohnt nur große zusammenhängende Buchenwälder. Einen Waldbewohner, den man ebenfalls durch das ganze Stimmengewirr hören kann, ist der Kuckuck. Du kennst ihn aus Kinderliedern und wahrscheinlich vom Ausdruck des Kuckuckskindes. Die Kuckuck-Eltern suchen sich Wirtseltern, die ihren Nachwuchs aufziehen. Daher rührt der Ausdruck „Kuckuckskind“. Der Kuckuck ist ein Zugvogel und kann bei uns von April bis September beobachtet werden. Kommen wir nun zu den mystischen Bewohnern des Waldes – den Eulen. In deutschen Wäldern findet man den Raufuß-, Wald- und Sperlingskauz, aber auch die Waldohreule. Die Waldohreule und der Waldkauz sind die häufigsten vertretenen Eulen im Wald. Sie bewohnen gerne Wälder, welche in der Nähe von offenen Flächen liegen. So können sie geschützt brüten und in der offenen Fläche jagen. Sie sind streng nachtaktiv und leben daher eher heimlich im Wald. Am besten kann man sie im Winter auf den Bäumen beobachten. Weitere Räuber im Wald sind Habichte, Schreiadler, Sperber und Wespenbussarde. Sie gelten als geschickte Jäger. Der Habicht jagt Kleinsäuger und Vögel, manchmal erbeutet er aber auch Fasane. Der Wespenbussard hingegen ernährt sich ausschließlich von Wespen und Larven. 

Meisen am Futterhaus (Dortmund 2020)

Bei 70 unterschiedlichen Arten von Vögeln werde ich nicht alle beschreiben können. Besonders bei den kleineren Vögeln können wir auf einige Arten einfach nicht verzichten. In den Baumkronen leben z.B. die Kernbeißer und der Pirol. Der Pirol ist ein farbenprächtiger Vogel, welcher in Deutschland mittlerweile auf der roten Liste steht, also stark bedroht ist. Der Kernbeißer kann mit seinem Schnabel auch Kirschkerne knacken. In der Strauchschicht findet man neben dem Rotkehlchen und dem Zaunkönig auch diverse Meisenarten. Die größte Meisenart in Europa ist die Kohlmeise. Die kennst du bestimmt aus deinem Garten. Das Rotkehlchen ist ein sehr zutraulicher Vogel und der diesjährige Vogel des Jahres. An den Stämmen findet man außerdem den Baumläufer. Dieser klettert spiralförmig die Bäume hoch und sucht nach Nahrung. Neben dem Baumläufer findet man auch noch den blau-orangen Kleiber, welcher ebenfalls den Baum hoch und runter klettert. Sein Spitzname ist Spechtmeise. Abwärts schafft es der Kleiber auch kopfüber den Baum herunter. Man kann ihn überall dort entdecken, wo einige ältere Laubbäume stehen.

In der untersten Schicht, der Krautschicht, findet man oft Drossel. Dazu gehört zum Beispiel auch die Amsel. Die Amseln kennen wir auch aus dem Garten. Das typische Konzert gehört zu jedem Sommerabend dazu. Amseln und andere Drosselarten hüpfen über den Boden auf der Suche nach Würmern. Für mich ist der Zilpzalp ebenfalls ein typischer Waldvogel. Man kann seinen typischen Ruf überall hören. Er ist eher unscheinbar und dennoch kann man ihn kaum überhören. Mittlerweile lebt er auch in naturnahen Gärten oder Parks. Ein farbenfroher Vertreter der Familie der Rabenvögel ist der Eichelhäher. Er ist groß und auffällig, auch da er gerne in lockeren kleinen Grüppchen unterwegs ist. Er ernährt sich von Eicheln, Bucheckern und anderen Sämereien sowie Beeren, Obst und Nüssen. In seltenen Fällen greift er auf tierische Nahrung in Form von Insekten, Raupen, Kleintieren und noch seltener in Form von Eiern oder Jungvögeln zurück. Wenn du einen Vogel siehst, der sich zwischen Baumkronen und den Gebüschen rastlos und lebendig bewegt, wirst du einen Fitis gesehen haben. Der Fitis gehört zu den Langstreckenziehern. Man kann sie von Ende März bis Oktober beobachten. Er ist ein Verlierer der Forstwirtschaft. Wie die Forstwirtschaft Einfluss auf den Wald hat und damit auch Einfluss auf die Vogelwelt hat, erkläre ich dir weiter unten kurz. Wenn dich das Thema interessiert, kannst du später in einem weiteren Beitrag nachlesen. Ein Vertreter der Finken ist der Gimpel oder Dompfaff. Mit seinem rosaroten Gefieder ist er ein echter Hingucker an jeder Futterstelle. Jedoch ist er außerhalb der Futterstellen gar nicht so leicht zu entdecken. Der Gimpel bewohnt überwiegend junge Misch- und Nadelwälder, Parks, Friedhöfe, Gärten oder Feldränder. Für ihn zählt nur eines: viele Sträucher. Perfekt getarnt am Waldboden findet man ab und zu ein kleines Haselhuhn. Die Struktur des Gefieders ist perfekt an die Struktur einer Baumrinde angepasst. Schnell und heimlich bewegt sich das Huhn leise über den Boden und sucht nach Nahrung. Das Haselhuhn ist in Deutschland ebenfalls durch die intensive Forstwirtschaft aber auch durch die Jagd stark gefährdet. Was die Vögel für Probleme mit der Forstwirtschaft haben und wie ihr Lebensraum durch den Menschen überprägt wird, erzähle ich dir jetzt. 

Grünfink (Dortmund 2021)

Ein deutscher Wald wird immer von der Forstwirtschaft bewirtschaftet. Das bedeutet, im Wald ist keiner mehr ungestört. Große Maschinen, die große alte Bäume fällen und damit vielen Vögeln die Lebensgrundlage rauben, ist Alltag im Wald. Besonders während der Brutzeit benötigen Vögel Ruhe. Unnötiger Stress beim Brüten sollte vermieden werden. Aber nicht nur die Forstwirtschaft ist ein Risikofaktor, auch Spaziergänger können im Wald einiges verkehrt machen und damit Vögel besonders beim Brüten unnötig stressen. Wälder sind für alle frei begehbar. Daher finden wir im Wald immer viele gut ausgebaute Wege. Dies vereinfacht uns das Begehen der Wälder. Durch die ständigen Spaziergänger werden die Vögel regelmäßig aufgescheucht. Einige Arten haben sich an uns, als Besucher, gewöhnt, doch nicht alle. Wie die Forstwirtschaft uns die Lebensgrundlage klaut, kannst du in einem späteren Beitrag lesen.