Todeszonen in den Weltmeeren und ihre Ursachen

In den letzten Jahren wird immer wieder vom menschengemachten Klimawandel gesprochen. Welche Auswirkungen die Menschheit auf die Natur hat, können wir uns jedoch meist nicht vorstellen. Heute möchte ich dir jedoch zeigen, wie gravierend der Eingriff der Menschen in die Ökosysteme ist und was es für den Klimawandel bedeutet.

Hast du schon mal etwas über Todeszonen gehört? Der Begriff könnte dir im Zuge von Wüsten mal über den Weg gelaufen sein. Wüsten sind der Inbegriff von lebensfeindlichen Lebensräumen. Doch ist das Image der Wüste meistens schlechter als der Lebensraum eigentlich ist. Einen kleinen Einblick in den Lebensraum Wüste erhältst du in meinem Beitrag „Wüsten, eine Krankheit oder einzigartiges Ökosystem?“. Heute möchte ich dir weitere Todeszonen vorstellen. Diese liegen jedoch nicht an Land, daher haben wir sie meistens nicht auf dem Schirm. Sie liegen im Meer und haben Ausmaße, die wir uns bildlich nicht vorstellen können. Beginnen wir mit ein paar Fakten aus dem „World Ocean Assessment II“-Bericht aus dem Jahr 2021. 

World Ocean Assessment II – Bericht

70 Prozent des Planetens wird durch die Weltmeere bedeckt. Etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung lebt in den Küstenregionen. Als Küstenregion bezeichnet man den Bereich von etwa 100 Kilometern vor der Küste. Dieser Anteil steigt stetig an. Etwa 90 Prozent des internationalen Handelsvolumens wird von der Schifffahrt getragen. Die Schifffahrt ist damit einer der grundlegenden Pfeiler der Weltwirtschaft. Auch wenn sie sich derzeit noch von der Wirtschaftskrise der Jahre 2008 bis 2011 erholt. Die Ozeane dieser Welt unterstützen eine breite Palette von wirtschaftlichen Aktivitäten. Zum einem gehören die Gewinnung von Nahrungsmitteln, Gewinnung von Süßwasser durch Entsalzung, die Produktion von Salz, die angesprochene Schifffahrt, aber zum anderen auch der Meeresbodenbergbau, Offshore-Kohlenwasserstoffexploration und -ausbeutung sowie Tourismus und Erholung dazu. Die wirtschaftliche Aktivität nimmt stetig an Umfang zu. Dabei übernehmen unsere Weltmeere wichtige Funktionen – insbesondere auf das Weltklima gesehen. Dies können die Weltmeere jedoch nur leisten, wenn ihre Biodiversität bewahrt und die Ökosysteme nicht durch menschliche Aktivitäten zerstört werden. Wie groß der menschliche Einfluss auf die Weltmeere ist, wird im „World Ocean Assessment“ der Vereinten Nationen (UN) untersucht. In diesem Bericht wird der Zustand der Weltmeere bewertet. Der Bericht wurde von hunderten internationalen Wissenschaftler:innen in den Jahren 2017 bis 2020 erstellt.  Er ist der zweite seiner Art und stellt detailliert den Zustand der Weltmeere dar. Die Faktoren, die den größten Einfluss auf die Meeresumwelt und ihre Nachhaltigkeit haben sind: Das Bevölkerungswachstum und die damit eingehenden demographischen Veränderungen, die wirtschaftlichen Tätigkeiten in den Meeren, der technologische Fortschritt, die sich ändernden Regierungsstrukturen und geopolitische Instabilität sowie der Klimawandel. Die Beziehung zwischen den Triebkräften und der Belastung sowie deren Auswirkungen sind komplex und dynamisch. Der Bericht umfasst mehr 1000 Seiten. Ich habe dir den Bericht unten noch einmal verlinkt. 

Ursachen

Entstehung einer Todeszone (Eigene Darstellung)
1 Nährstoffreiches Wasser strömt ein
2 Algen wachsen unnatürlich stark und sterben
wieder ab.
3 Zooplankton ernährt sich von den Algen.
4 Bakterien ernähren sich vom Kot des Zooplanktons und von den abgestorbenen Algen.
5 Bakterien verbrauchen den Sauerstoff im Wasser beim Abbau des Kots und der abgestorbenen Algen.
6 Sinkt der Sauerstoffgehalt des Wassers unter ein bestimmtes Niveau, fliehen die Meerestiere oder sterben.

Kommen wir nun zu den Todeszonen, die ich oben schon einmal angesprochen habe. Die Belastungen durch die vielen menschlichen Aktivitäten strapazieren die Ozeane und zerstören wichtige Lebensräume. Dazu gehören z.B. Mangrovenwälder und Korallenriffe. Dadurch werden deren Fähigkeiten, die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen behindert. Die Weltmeere sind verschmutzt, nicht nur durch die Unmengen an Plastikmüll, sondern auch durch die teils giftigen Substanzen, die eingeleitet werden. Aber nicht nur der Müll spielt bei der Zerstörung der Weltmeere eine Rolle, sondern auch der Lärm, der bei der Gewinnung von Erdöl und Gas oder durch Schiffe entsteht. Laut UN-Bericht sind die Todeszonen von 2008 bis 2019 von mehr als 400 auf etwa 700 Gebiete angestiegen.

Doch was sind überhaupt Todeszonen im Meer? Bei den Todeszonen handelt es sich um sehr sauerstoffarme Gebiete im Meer. In diesen Bereichen ist kaum noch Leben möglich, denn Sauerstoff ist die Grundlage für jedes Leben auf der Welt. In den letzten Jahrzehnten wurde die Sauerstoffbeobachtung ausgebaut. Heute ermöglichen diese Beobachtungen eine robuste Trendanalyse. Langzeitmessungen haben für viele Ozeanregionen eine Abnahme der Konzentration an gelöstem Sauerstoff ergeben. Daher dehnen sich die sauerstoffarmen Zonen weiter aus. Die temperaturbedingte Abnahme der Löslichkeit ist für oberflächennahen Sauerstoffverlust verantwortlich. Doch leider beschränkt sich die Sauerstoffabnahme nicht nur auf den oberen Ozean. Besonders in den Todeszonen ist die Sauerstoffabnahme in der gesamten Wassersäule vorhanden. Wenn du dich jetzt fragst, wo wir solche Todeszonen finden, will ich dir noch ein paar nennen und beschreiben. 

Todeszonen 

Im Golf von Mexiko an der Küste der US-Bundesstaaten Louisiana und Texas ist das Meer quasi sauerstofffrei. Aktuell erstreckt sich die Todeszone über eine Fläche von ca. 16.405 Quadratkilometern und ist damit größer als Thüringen. Nach neuen Daten der NOAA (US-amerikanische Behörde für Wetter und Ozeanografie) wird diese Todeszone immer größer. Das Ziel der USA ist es, die Ausdehnung des sauerstofffreien Gebietes bis 2035 auf weniger als 5.000 Quadratkilometer im Fünfjahresdurchschnitt zu begrenzen.

Sonnenuntergang im Wattenmeer (Büsum 2021)

Die Ursache dieser Todeszone in den USA ist der Mensch. Doch wie schafft es der Mensch, den Ozean sauerstofffrei zu bekommen? Überschüssige Nährstoffe aus städtischen Gebieten, wobei es sich überwiegend um Abwässer handelt, und landwirtschaftlichen Gebieten fließen in den Mississippi. Besonders die Rückstände der Düngemittel und Gülle der Viehzucht von großen Agrarkonzernen im Mittleren Westen sind problematisch. Der Mississippi ist der längste Fluss in den USA und spült diese überschüssigen Nährstoffe in den Golf. Dort wirken die entstandenen Nitrate und Phosphate als Dünger für Algen. Damit wachsen zum einen viel mehr Algen und zum anderen wachsen sie übermäßig schnell. Dies wird als Algenblüte bezeichnet. Diese ist jedoch nicht das eigentliche Problem. Da Algen Fotosynthese betreiben, produzieren sie Sauerstoff. Jetzt denkst du bestimmt, dass das doch eigentlich gut für eine solche Region sei. Doch das Problem zeigt sich erst später, wenn diese absterben und auf den Grund sinken. Hier werden sie von Bakterien zersetzt und bei diesem Prozess wird der Sauerstoff verbraucht. Je mehr Algen also sterben, desto weniger Sauerstoff steht den übrigen Meereslebewesen zur Verfügung. In diesem Zusammenhang spricht man von Eutrophierung (Überdüngung) des Meeres. Das führt dazu, dass Lebewesen, die sich frei bewegen können, abwandern. Organismen wie Muscheln haben diese Möglichkeiten nicht und sterben daher in diesem Gebiet aus. Forscherteams haben ein Modell zur Eindämmung des Stickstoffgehalts entwickelt. In diesem Modell lassen sich Szenarien errechnen, welche die Reduzierung des Stickstoffgehalts von 25, 75 und 100 Prozent durchspielen. Die Schlussfolgerungen der Forscher:innen zeigen jedoch, dass selbst wenn der Stickstoffgehalt aus der Landwirtschaft um 100 Prozent gesenkt werden könnte, der Stickstoff, welcher sich über die Jahre im Becken des Mississippi angesammelt hat, weiter auf die Todeszone einwirken und die Todeszone weiterhin bestehen bleiben würde. Wer jetzt jedoch denkt, dass wir ganz machtlos den Todeszonen gegen Überstehen, irrt. Durch kreative Ideen und durch einen geänderten Ablauf von Produktion und Ernte, könnte der Stickstoffgehalt, der durch Felder verursacht wird, eingedämmt werden. Das erste Ziel muss also ein reduziertes Wachstum der Todeszonen sein, bis durch neue Technologien eine Rückführung zu einem Lebensraum stattfinden kann.

Grobe Darstellung der Todeszonen auf der Welt, Fokus Europa (Eigene Darstellung)

Wenn du denkst, dass es wieder nur ein Problem der anderen Länder ist, irrst du dich. Auch in Deutschland gelangen jährlich Hunderttausend Tonnen zusätzliche Nährstoffe in die Nord- und Ostsee. Besonders gefährdet ist die Ostsee: durch den eingeschränkteren Wasseraustausch sind die Zonen tiefer und größer als in der Nordsee. Die Nordsee kann solche Zonen durch Ebbe und Flut ausgleichen. Darüber hinaus findet noch ein Austausch mit dem Nord-Ost-Atlantik und dem Ärmelkanal statt. Die Todeszonen der Ostsee findest du besonders im Bereich zwischen der schwedischen Küste und den Küsten von Estland, Lettland und Litauen. Oben in der Karte kannst du die Todeszonen mit Fokus auf Europa sehen, hier sind nicht alle Todeszonen dargestellt. Bei 700 ist dies auch ein bisschen schwierig. Dennoch schafft die Karte einen kleinen Einblick auf die Situation der Küstenregionen.
Wenn dich das Thema jetzt mehr interessiert und du doch mal in den World Ocean Assessment Bericht schauen willst, kannst du auf den folgenden Link klicken und weiterlesen.

World Ocean Assessment II – Bericht: https://www.un.org/regularprocess/woa2launch

Das Ökosystem Wald und prägende Faktoren

Das Ökosystem Wald und prägende Faktoren

In meinem letzten Beitrag habe ich etwas über die Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang des Waldes benutzt werden, erzählt. Heute möchte ich dir näherbringen, wie die Zusammenhänge im Ökosystem Wald sind. Welche Faktoren beeinflussen den Wald? Was braucht es, damit ein Wald entsteht? Wälder sind früher immer ein Begriff der Sehnsucht gewesen. Heute ist von den einstigen Wäldern nicht mehr viel übrig. Wie die Gestalt der Wälder bestimmt wird, kannst du in dem heutigen Beitrag lesen. Fangen wir also mit der Grundlage an: den abiotischen Faktoren. 

Abiotische Faktoren

Die abiotischen Umweltfaktoren spielen bei der Gestaltung eines Ökosystems eine maßgebliche Rolle. Damit unterliegt ein Ökosystem immer den Zwängen der abiotischen Umweltfaktoren, an denen Lebewesen nicht erkennbar beteiligt sind. 

Abiotische Faktoren umfassen das Klima und die Atmosphäre sowie Wasser, Temperaturen, Licht, Strömungen und Salinität. Darüber hinaus auch die Konzentration an Nährsalzen und anderen chemischen Stoffen. Diese Faktoren sind alle nicht-belebten Interaktionspartner in einem Ökosystem. Doch wie wirken sich die abiotischen Faktoren auf ein Ökosystem aus? Gucken wir uns doch einmal die einzelnen Faktoren genauer an. 

Das Klima ist ein großer Faktor, der viele Bereiche umfasst. Dazu zählen die thermischen und hygrischen Faktoren. Unter thermischen Faktoren fallen die Strahlungsverhältnisse, Luft- und Bodentemperatur. Die hygrischen Faktoren umfassen Luftfeuchtigkeit, Niederschlag und Schneedecke. Besondere Wettererscheinungen wie Nebel, Winde oder Blitze fallen ebenfalls unter die hygrischen Faktoren. Alle Lebewesen haben je einen eigenen Temperaturbereich, in dem sie existieren können. Daher spielt die Lufttemperatur beim Klima eine entscheidende Rolle. Eine zu hohe oder eine zu niedrige Temperatur kann zu Einschränkungen beim Stoffwechsel führen, wie eine Hitze- oder eine Kältestarre. Zu hohe oder zu niedrige Temperaturen können im schlimmsten Fall den Stoffwechsel zum Erliegen bringen – wie bei einem Hitze- oder Kältetod. Das Relief ist maßgeblich für die Gestalt des Ökosystems. Hierbei spielen vorrangig die Lage, die Hangrichtung und die Hangneigung eine Rolle. Das Relief hat Einfluss auf die Höhe und Dauer der Sonneneinstrahlung sowie auf die Witterungsexposition (Wetterseite). 

Waldwanderweg (Eifel 2020)

Der abiotische Faktor Boden ist das was du am Ehesten kennst, weil man ihn anfassen kann und er die Grundlage unserer Zivilisation ist. Boden ist für alle Pflanzen und Tiere wichtig. Böden werden durch ihre Struktur, also der Körnung, den Humusgehalt und das geologische Ausgangsmaterial bestimmt. Von weiterer Bedeutung ist die Feuchtigkeit, der Nährstoffhaushalt, der pH-Wert und die chemische Zusammensetzung des Bodens. Die chemischen Faktoren beschreiben die Kohlendioxid- und die Sauerstoffkonzentration sowie die Gift- und Schadstoffe im Boden. Außerdem wird bei den chemischen Faktoren auch immer der pH-Wert bestimmt. Dieser reicht von sauer bis alkalisch. Wie sauer oder wie alkalisch ein Boden ist, liegt am Ausgangsgestein und wie dieses verwittert. Ein weiterer abiotischer Faktor ist das Licht. Licht ist als Energiequelle und Reiz für jedes Lebewesen zu sehen. Licht ist vor allem für Pflanzen ausschlaggebend, da der Lichteinschlag für die Photosynthese von essenzieller Bedeutung ist. Neben Boden und Licht ist für jedes Leben auch der Zugang von Wasser wichtig. Der abiotische Faktor Wasser wird durch den Grundwasserstand, das Bodenwasser und den Wassergehalt der Luft betrachtet. Der Grundwasserspiegel bestimmt maßgeblich die Gestalt von Biotopen und Ökosystemen. Ich bin eben schon auf die chemischen Faktoren eingegangen. Aber es gibt in jedem Ökosystem immer auch mechanische Faktoren, die Einfluss auf das Ökosystem nehmen. Dazu gehören Wind, Raumeinengung und die Schneelast im Winter. Jetzt weißt du, wie der Wasserkreislauf im Wald funktioniert und welche Faktoren maßgeblich für ein Ökosystem sind. Wasser ist für den Wald ein wichtiger abiotischer Faktor. Damit du verstehst, was das Ökosystem so wertvoll für unsere Landschaft macht, will ich dir den Wasserkreislauf in Erinnerung rufen. Was ein Wasserkreislauf macht, wie er funktioniert und was der Wald damit zu tun hat, liest du jetzt. 

Die Funktion des Wasserkreislaufs

Vom Wasserkreislauf hast du bestimmt schon etwas in der Grundschule gehört. Ich denke, jeder weiß etwas damit anzufangen, doch möchte ich dein Wissen noch einmal auffrischen und erweitern. Ich gehe davon aus, du kennst das Grundprinzip des Wasserkreislaufes. 

Das Wasser der Erde bewegt sich ständig in einem Kreislauf. Der Wasserkreislauf wird, wie alles auf der Erde, von der Sonne angetrieben. Die Meere sind der größte Wasserspeicher der Erde, sie bedecken den Großteil der der Erdoberfläche. Durch die starke Sonneneinstrahlung erwärmen sich die Meere und auch andere Gewässer der Erde. Es bildet sich nach oben steigender Wasserdampf. Diesen Vorgang nennt man Verdunstung. Bei diesem Vorgang der Verdunstung entsteht Luftfeuchtigkeit. Die verdampfenden Wasserteilchen sind für unsere Augen unsichtbar. Die feuchte, warme Luft trifft in höheren Lagen auf kühlere Luftschichten. Durch die kalten Temperaturen kondensiert das Wasser zu Nebel. Die unzähligen Tropfen Wasser im Nebel sammeln sich und es entstehen Wolken. In den Wolken sammeln sich immer mehr Wassertropfen und wenn sie groß genug sowie voller Wasser sind, bilden sich Niederschläge. So kehrt das Wasser als Regen, Schnee oder Hagel auf die Erde zurück. In den meisten Fällen fallen die Niederschläge auf den Boden und auf Pflanzen jeglicher Art. Die Niederschläge, die auf den Boden fällt, versickern langsam. Boden besteht überwiegend aus vielen kleinen Hohlräumen und ist ein ausgezeichneter Wasserspeicher. Das in den Hohlräumen gespeicherte Wasser nennt man Grundwasser. Der Boden spielt dabei eine entscheidende Rolle. Kies, Erde und Gestein wirken wie ein Filter und säubern das Wasser. Der andere Teil fällt direkt in die Gewässer und der Wasserkreislauf kann erneut beginnen. Die Niederschläge fließen entweder oberirdisch über Gewässer oder unterirdisch als Grundwasser zurück zum Meer. Dieser Kreislauf ist Voraussetzung für das Leben. Doch was hat der Wasserkreislauf mit Wäldern zu tun? Das erkläre ich dir jetzt.

Wälder bilden ihren eigenen kleinen Wasserkreislauf. Ein Wald ist ein sehr großer Wasserspeicher und der Waldboden kann sehr viel Wasser aufnehmen: bis zu 3 Millionen Liter Wasser pro Hektar Waldboden. Die Verdunstung im Wald läuft verzögert ab. Der größte Teil des Niederschlags landet im Wald nicht auf dem Boden, sondern auf den Blättern, Nadeln und Zweigen. Der restliche Niederschlag fließt entlang des Stammes in Richtung Boden und versickert gezielt im Wurzelbereich. Aus dem Boden wird das Wasser von den Bäumen und Sträuchern wieder aufgenommen. Das Wasser wird in luftige Höhen in die Baumkronen transportiert. Die Blätter geben das Wasser wieder an die Luft ab, dies wird Evapotranspiration genannt. Die Konsequenz ist eine höhere Luftfeuchtigkeit im Wald. Durch die Wärme der Sonne steigt die Luftfeuchtigkeit aus dem Wald in höhere Luftschichten auf. Es bilden sich Wolken und es beginnt zu regnen. Nach dem Abregnen der Wolken beginnt der Kreislauf von Neuem. So sind gesunde Wälder in der Natur riesige Wasserpumpen. Die Bäume sind in dem gesamten Ökosystem Wald die Wassersammler und das Kraftwerk, welches das Wasser aus dem Boden wieder in die Luft befördert.

Die Gänge, Hohlräume und Poren im Boden ermöglichen dem Niederschlagswasser ein rasches Einsickern in den Waldboden. Dadurch ist der Waldboden ein idealer Wasserspeicher. Im Boden bewegt sich das Wasser nur langsam durch die Humusauflage und den Mineralboden. Das Niederschlagswasser wird in den Gängen, Hohlräumen und Poren gebunden, da sie meist „blind“ enden und das Wasser so nicht einfach auslaufen kann. In das Grundwasser kann der Niederschlag erst gelangen, wenn er langsam durch den Boden gesickert ist. Doch warum erzähle ich dir von diesem kleinen Wasserkreislauf? Dieser Kreislauf des Wassers, welcher auf kleinem Raum vollzogen wird, ist so sensibel, dass jeder Eingriff fatale Auswirkungen haben kann. Heute merken wir immer mehr, dass unser Eingreifen in den Wald diese kleinen Wasserkreisläufe immer mehr stört. Die Folge von den gestörten Wasserkreisläufen ist, dass unsere Wälder immer weiter austrocknen. Dadurch werden die Wälder anfälliger für Krankheiten und Schädlingsbefall. In einem weiteren Beitrag möchte ich dir noch erzählen wie der Mensch in den Wald eingreift und welche krassen Folgen das hat. Jetzt möchte ich dir noch unterschiedliche Waldgesellschaften vorstellen.

Waldgesellschaften 

Wald auf einem trockenen Standort (Müden 2020)

In der Landschaftsökologie spricht man häufig von Gesellschaften, in denen Pflanzen leben. Deshalb beginne ich mit dem Buchenwald. Ein Buchenwald wird wie eben schon erklärt durch abiotische Faktoren geprägt. Deshalb muss über den Bodensauren Buchenwald gesprochen werden. Diese Art von Buchenwald wächst auf mehr oder weniger basenarmen Sand-, Lehm- und Gesteinsböden. Die Böden, die sich auf dem Gestein bilden, sind meist oligotrophe, zum Teil podsolierte Braun- und Parabraunerden, manchmal aber auch Ranker. In einem Buchenwald hat die Rotbuche (Fagus sylvatica) die Oberhand. Die Krautschicht hingegen ist eher artenarm und hier überwiegen Säureanzeigende Arten wie zum Beispiel Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica) oder die Pillen-Segge (Carex pilulifera). Ein anderer Buchenwald ist der mesophile Buchenwald. Diese Gesellschaft wächst eher auf mäßig trockenen bis mäßig Feuchten, mehr oder weniger basenreichen Lehm- und Lössstandorten. Diese findet man auf mittel- bis tiefgründigen Kalkverwitterungsböden und auf basenreichem Silikatgestein. Dazu gehört zum Beispiel Basalt- oder Diabas-Gestein. Die Böden, die sich auf diesem Gestein bilden, sind eutrophe Braun- und Parabraunerden oder Mullrenzina. Auch diese Waldgesellschaft wird durch die Rotbuche (Fagus sylvatica) dominiert. Die Krautschicht besteht hier aus mesophilen Arten wie zum Beispiel das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Waldmeister (Galium odoratum) oder auch der gefleckte Aronstab (Arum maculatum). Du siehst, je nach Standort kann ein Buchenwald unterschiedliche Gestalt annehmen. 

Fruchtstand vom gefleckte Aronstab (Trier 2020)

In Deutschland findet man natürlich auch andere Waldgesellschaften wie zum Beispiel den Eichen- und Hainbuchenmischwald nährstoffreicher Standorte. Diese Wälder sind eher Mischwälder aus Eichen und/oder Hainbuchen mit Buchen und anderen Edellaubhölzern wie Ahorn, Esche, Linde sowie Hasel. Du kannst diese Wälder auf mäßig bis gut nährstoffversorgten, mäßig trockenen bis feuchten (selten auch nassen) Standorten außerhalb der Flussauen finden. Der Anteil von Rotbuche ist deutlich geringer als in den vorherigen Waldgesellschaften. Es entwickeln sich Gley-, Pseudogley- und Pelosolböden auf Standorten die stark von Grund- und Stauwasser beeinflusst werden. Auf solchen Böden entwickeln sich Eichen- und Hainbuchenmischwälder, als potenziell natürliche Vegetation. Überwiegend findet man jedoch eine solche Waldgesellschaft nutzungsbedingt auf mesophilen Buchenstandorten. Die Krautschicht besteht aus überwiegend mesophilen Arten wie zum Beispiel der Hasel (Coryllus avelana), dem Wald-Knäuelgras (Dactylis polygama) und der gewöhnlichen Goldnessel (Lamium galeobdolon). Das sind drei Arten der Waldgesellschaften, die je nach Artausprägung noch einige Unterarten haben.

Ökogramm für Europa 

Ökogramm Wald (Eigene Darstellung)

In Deutschland ist die vorherrschende Baumart in Wäldern die Rotbuche (Fagus sylvatica). Würde man alle Naturräume in Deutschland der Natur überlassen, würde überall ein dichter Buchenwald entstehen. Diese Entwicklung würde natürlich nicht über Nacht geschehen, aber in ein paar hundert Jahren schon. Für jede Baumart gibt es ein dazugehöriges Ökogramm. Ein Ökogramm ist eine graphische Darstellung, die den Einfluss verschiedener Umweltfaktoren auf eine biologische Art darstellt. Natürlich gibt es solche Ökogramme auch für eine Artengemeinschaft wie zum Beispiel eine Pflanzengesellschaft. Du kannst dir also denken, dass es ebenfalls ein Ökogramm für die Rotbuche gibt. Dieses Ökogramm betrachtet verschiedene Faktoren, wozu der pH-Wert und die Bodenfeuchte gehören. Auf der y-Achse des Ökogramms ist die Bodenfeuchte von Wasser über sehr nass, nass, mäßig nass, feucht, mäßig feucht bis hin zu frisch, mäßig frisch, mäßig trocken, trocken und sehr trocken dargestellt. Auf der x-Achse wird der pH-Wert von stark sauer, sauer, mäßig sauer, schwach sauer über neutral und alkalisch angegeben. Das Vorkommen oder die Dominanz der betrachteten Art wird durch Punkte gekennzeichnet. Aus diesen Punkten kann für eine betrachtete Gruppe der charakteristische Bereich geschlossen werden. In der Natur gibt es keine klaren Grenzen. Daher können die Punkte unscharf begrenzt dargestellt werden. Im Ökogramm der Rotbuche (Fagus sylvatica) steht die Rotbuche im Mittelpunkt. Ihr Vorkommen erstreckt sich von sehr nassen bis zu trockenen und von stark sauren bis zu alkalischen Böden. Sie kommt in Reinbestand im Wald von feuchten bis mäßig frischen Standorten vor. Der pH-Wert ist im Reinbestand mäßig sauer bis alkalisch. Auf den anderen Standorten teilt sich die Buche ihren Lebensraum mit anderen Arten. Außer den Standorten sehr nass bis Wasser und sehr trocken wird nicht von der Rotbuche besiedelt. Auf sehr nassen bis wasserreichen Standorten entwickeln sich Hochmoore sowie Großseggen- und Röhrichtgesellschaften. Auf den sehr trockenen Standorten findet man Silbergrasrasen oder Trockenrasen. Du siehst, die Rotbuche hat eine große Standortamplitude. Wie weitere Waldgesellschaften aussehen und was die Rotbuche noch alles kann, werde ich dir in einem weiteren Beitrag erzählen. 

Wüsten, eine Krankheit oder einzigartiges Ökosystem?

Heute kommt wieder ein neuer kleiner Beitrag online. Du begleitest mich heute nach Marokko. Marokko ist ein Staat im Nordwesten Afrikas und ist durch die Straße von Gibraltar vom europäischen Kontinent getrennt. Normalerweise geht es in meinen Beiträgen um die Natur bzw. Landschaft in Deutschland, heute zeige ich dir erst etwas anderes. Ob man so eine Besonderheit auch in Deutschland findet, findest du am Ende dieses Beitrages heraus. Stell dir vor, du reist ohne Handy, ohne Pass und ohne Geld durch die Wüste. Du hast dich einer Karawane in der Sahara angeschlossen. Klingt für die meisten nach einer Horrorvorstellung, für manche jedoch nicht. Heute erzähle ich euch von zwei Frauen, die versuchen die Wüste zu begrünen. Viele Reisen haben sie zum Handeln bewegt. Denn nicht nur in Deutschland macht sich der Klimawandel bemerkbar, sondern ebenfalls in den Wüsten dieses Planeten. Wie kann es helfen, die Wüste begrünen? Das Projekt, welches von zwei Frauen ins Leben gerufen wurde, verbindet ökologische, bildungspolitische, ökonomische und soziale Aspekte. So sollen die Lebensbedingungen in der marokkanischen Wüstenregionen verbessert werden. Auf einer großen Fläche auf dem Gelände Boutious oberhalb der Sandwüste entsteht nun etwas Neues. Unter dem steinigen Oberboden befindet sich eine fruchtbare Bodenschicht und in tieferen Schichten findet sich sogar Süßwasser. Beste Voraussetzungen für die Entwicklung von Palmenhainen mit Mischkulturen. Die Planung der Palmenhaine erfolgt nach nachhaltigen und ökologisch sinnvollen Aspekten. Es werden weder Kunstdünger noch Pestizide verwendet. Als Dünger wird der Ziegenmist verwendet. Für eine geeignete Verschattungen wird durch die richtige Pflanzkombination gesorgt, was gleichzeitig die Austrocknung des Bodens verhindert. Jetzt kennst du die Rahmenbedingungen für das Projekt. Im Frühjahr 2020 haben Frauen und Männer aus Deutschland zusammen mit Berbern 320 Dattelpalmen und 300 Moringabäume auf die Fläche gepflanzt. In den nächsten Jahren sollen weitere Aufforstungen stattfinden. Nach etwa 3 Jahren sollen die Moringabäume die ersten Ernteerträge aufweisen, diese können auf dem Markt verkauft werden. Mit der ersten Dattelernte kann nach 6 Jahren gerechnet werden. Durch die Einkünfte von der Ernte können auch gewünschte Fördereinrichtungen für Mädchen, Frauen und Männer finanziert werden. So wird durch das Projekt in Marokko Hilfe für Selbsthilfe geboten. 

Lage der Sahara in Afrika (eigene Darstellung)

Doch wie sieht es denn im restlichen Land aus? Marokko ist im Vergleich zu den anderen afrikanischen Staaten eher klein. Im Norden des Landes findet man an der Mittelmeerküste das Atlasgebirge mit dem Riffgebirge. Die atlantische Region wird geprägt durch die marokkanische Meseta. Im nordöstlichen Grenzgebiet findet sich die transmontane Region mit den Plateaus, woran sich das Antiatlas mit den Beckenlandschaften im Randbereich der Sahara anschließt. Jetzt kennst du die grobe Einordnung der Naturräume, allerdings fehlt noch eine kurze Beschreibung des Klimas, der Flora und Fauna. Fangen wir mit dem Klima an. 

Das Klima im Land Marokko hat trockenheiße Sommer mit mittleren Temperaturen von ca. 23°C und einem Temperaturmaximum von 26°C (Casablanca) bis 29°C (Tanger). Die Winter sind eher mild und regenreich, wobei die Niederschlagsmenge nach Süden hin geringer wird. Der mildere Einfluss des Meeres nimmt Landeinwärts rasch ab, in der zentralen Meseta und im Atlasgebirge herrscht ein ausgeprägtes Kontinentalklima. Die Vegetation ist genauso abwechslungsreich wie das Klima. Nordwestlich des Gebirges überwiegt der mediterrane Bewuchs und südöstlich davon findet man Wüstensteppe. In regenreichen Gebirgszonen und in den westlichen Ebenen findet man noch geschlossene Waldbestände mit Stein- und Korkeichen, Thujen, Atlas-Zedern und Aleppokiefern. Jahrhundertelang wurde in Marokko im Raum der Mittelmeervegetation Raubbau betrieben, so wie es in allen übrigen Ländern ebenfalls der Fall ist. Hier ist die Vegetation auf Baumheiden, Erdbeerbäume, Pistazien, Wacholderarten und Zwergpalmen reduziert. Ab 3100 m, oberhalb der Waldgrenze, gibt es eine kleine Stufe mit Polsterpflanzen. Hinter des Atlasgebirges wird die Vegetation von Trockensteppen mit Büschelgräsern und Dornsträuchern geprägt. In der nordöstlichen Hochsteppe wächst widerstandsfähiges Halfagras. Dattelpalmen kann man in den wenigen Oasen finden. Die Tierwelt von Marokko ist genauso abwechslungsreich wie die Vegetation. Einige Arten sind jedoch auch hier vom Aussterben bedroht – wie etwa der Leopard und der Wüstenluchs. Weitere Säugetiere, die in Marokko leben, sind Berberaffen, Gazellen, Hyänen, Schakale und Wüstenfüchse. Zahlreiche Reptilien wie Eidechsen, Chamäleons, Schildkröten und Schlangen sind gut an die Vegetation angepasst und kommen zahlreich vor. Neben Reptilien und Säugetieren leben auch die verschiedensten Vogelarten in Marokko. Unter anderem Störche, Adler, Geier, Bussarde und Milane. Um die Vegetation und die Tierwelt zu schützen, wurde das Gebiet um den Jabal Toubkal im Hohen Atlas bereits 1942 durch die Ernennung als Nationalpark geschützt. Die ausgedehnten Zedernwälder, in denen die Berberaffen leben, werden durch den Ifrane-Nationalpark geschützt. 

Das klingt nun erst einmal gut. Sehr abwechslungsreich und ausgewogen, aber in Marokko bekommt man auch immer mehr Probleme mit der Sahara. Die Sahara ist mit über neun Millionen Quadratkilometern die größte Trockenwüste der Erde. Das klingt zwar groß, aber um eine Einschätzung zu bekommen, wie groß das ist: Deutschland würde 26-mal in die Sahara passen. Was beunruhigend ist, ist, dass die Sahara wächst. Im letzten Jahrhundert wuchs die Fläche um 10 Prozent an. Die treibenden Faktoren bei der Verwüstung von Landstrichen ist der Klimawandel, die Abholzung von Vegetation und die übermäßig landwirtschaftliche Nutzung von Land. Die größte Folge ist, dass der Boden erodiert. Oberboden wird bei Bodenerosion weggeweht oder weggespült und geht damit für immer verloren. So wachsen Wüsten immer weiter. Besonders betroffen ist die Sahelzone. Die Sahelzone ist eine Übergangszone zwischen der Sahara im Norden und der Feuchtsavanne im Süden. Es klingt jetzt alles düster und schmerzhaft, als seien Wüsten eine Art Krankheit, die sich auf umliegende Gebiete und Ökosysteme ausbreitet. So ist es jedoch nicht, denn eine Wüste ist eher ein eigenes gesundes und wertvolles Ökosystem, welches zur Vielfalt und zum Reichtum der Erde beiträgt. Seit Jahren gibt es schon Bestrebungen, die Wüste wieder in fruchtbares Land zu verwandeln. Viele Wissenschaftler:innen raten jedoch davon ab. Besonders wird davon abgeraten, die gleichen Techniken in allen Ländern umzusetzen. Das führt zu neuen Monokulturen, welche den äußeren Einflüssen kaum gewachsen sind. Besser ist es, flexibel auf die Gegebenheiten vor Ort zu reagieren und auf das Know-how bereits erfolgreicher örtlicher Initiativen zurückzugreifen. Eines solcher kleinen innovativen und integrierten Initiativen haben ich dir am Anfang vorgestellt.

Lage der Lieberoser Heide (Eigene Darstellung)

Wenn ich dir heute auch von Wüsten in fernen Ländern berichtet habe und was es für tolle Projekte und Landschaften in diesen Ländern gibt, wollen wir Deutschland nicht aus den Augen verlieren. Was meinst du? Gibt es auch in Deutschland eine Wüste? Wenn du jetzt denkst, nein, auf gar keinen Fall, dann liegst du leider falsch. Auch in Deutschland findest du ein Wüstengebiet. Das Areal liegt in Brandenburg und umfasst eine Gesamtfläche von 550 Hektar. Die Lieberoser Heide ist durch einen Großbrand und die anschließende Nutzung als Panzer-Übungsplatz entstanden. Deutschlands größte Wüste ist mittlerweile ein Eldorado für Forscher:innen geworden. Das gesamte Gebiet ist nur teilweise begehbar, durch den Naturschutz geschützt und kann sich ohne den Einfluss vom Menschen erholen. Wie genau die Lieberoser Heide entstanden ist und ob eine Verwüstung von Landstrichen in Deutschland droht, erfahrt in einem meiner nächsten Beiträge. 

Wenn du mehr zu dem Projekt Wüste begrünen in Marokko lesen möchtest, folge einfach dem Link: https://die-wueste-begruenen.org