In meinem heutigen Beitrag wird es um das Thema Landschaft gehen. Die Grundlage unseres Lebens und des Lebens aller Tiere und Pflanzen ist die Landschaft. Du siehst also, der Begriff Landschaft ist schon sehr weit gefasst. Wollen wir uns dem gesamten Thema kurz von der sachlichen Seite aus nähern. Definiert wird der Landschaftsbegriff wie folgt: Landschaft beschreibt ein Gebiet, dass sich durch naturwissenschaftlich ermessbare Merkmale von einem anderen Gebiet abgrenzt. Ich muss jedoch gestehen, dass es keine einheitliche Definition vom Landschaftsbegriff gibt. So beschreibt der philosophisch-kulturwissenschaftliche Landschaftsbegriff die Landschaft als kulturell geprägte, subjektive Wahrnehmung einer Gegend als ästhetische Ganzheit. In der Landschaftsökologie, mit der wir uns heute ein bisschen näher beschäftigen wollen, wird der Begriff Naturraum dem Landschaftsbegriff vorgezogen. Ich möchte Euch heute einen kleinen Einblick in die deutschen naturräumlichen Einheiten geben und wie sie sich entwickelt haben. Wie wird die Gliederung der Naturräume vorgenommen? Welche Kriterien stehen hinter dieser Einordnung?

In erster Linie werden geomorphologische, geologische, hydrologische, biogeographische und bodenkundliche Kriterien berücksichtigt. Keine Rolle spielen dabei politische Grenzen. Die Landschaftsräume beziehen stärker die Nutzung der Regionen durch den Menschen mit ein und entsprechen deutlich anderen Grenzen. Wollen wir uns nun einmal die grobe Einteilung von Norden nach Süden ansehen.
Im Norden finden wir die Naturräume der Nord- und Ostsee, daran schließt südlich das Norddeutsche Tiefland an, in der Mitte von Deutschland liegt der Naturraum der Mittelgebirge und das Südwestdeutsche (Schicht-) Stufenland. Ganz im Süden von Deutschland liegen die Naturräume des Alpenvorlands und der Alpen.
Nord- und Ostsee

Die Nord- und Ostsee haben ihr ganz eigenes Ökosystem. Man könnte nun denken, es ist doch nur ein Meer, soviel kann dort nicht passieren. Doch dieser jemand irrt sich. Unterteilt wird die Nord- und Ostsee noch in zwei kleinräumigere Naturräume. Die Nordsee unterscheidet sich in die Deutsche Bucht und die Doggerbank. Die Ostsee unterteilt sich in die westliche und die östliche Ostsee. Mehr zum Meer wird es in einem weiteren Beitrag geben.
Norddeutsches Tiefland
Das Norddeutsche Tiefland erstreckt sich von den Küsten der Nord- und Ostsee bis hin zu den Mittelgebirgen in der Mitte von Deutschland. Im Westen erstreckt sich das niedersächsische Bergland mit dem Teutoburger Wald, dem Wiehen- und Wesergebirge diese grenzen die, noch zum Tiefland gehörende, Westfälische Bucht teilweise ab. Im Süden wirken der Sauerländische Norden zusammen mit der Eifel im Westen abgrenzend. Zum Norddeutschen Tiefland gehören auch die Landstriche der Kölner Bucht und der Niederrhein. Im Nordosten liegt die norddeutsche Seenplatte und im Südosten findet man die sächsischen Lößgefilde, welche durch das Erzgebirge begrenzt werden.
Betrachten wir das Norddeutsche Tiefland einmal aus der Sicht der Geologie, der Landschaft, der Böden und der Entstehung. Geologisch gesehen gehört das Norddeutsche Tiefland zum Norddeutschen Becken. Geprägt wird dieser Bereich durch die oberen, unverfestigten Sedimente, diese wurden abgelagert und geformt durch die wiederholte Abfolge von Kalt- und Warmzeiten. Im Norddeutschen Tiefland kann man Bodenschätze wie Salz, Erdgas und Erdöl finden.

Das Norddeutsche Tiefland ist eine reliefarme Landschaft, welche sich von Westen bis hin zum Osten erstreckt. Die Landschaft entstand während der letzten Eiszeit. Die Eismassen erstreckten sich vom Norden bis hin zur Mitte von Deutschland. Die glaziale Serie besteht aus Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtal. Vielleicht erinnerst Du dich an die Begriffe aus dem Erdkundeunterricht, wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. Es folgt eine kleine Auffrischung: Die Grundmoräne entsteht durch das Überfahren eines Gletschers über die ursprüngliche Landschaft. Ein Gletscher transportiert dabei üblicherweise viel Geröll und Schutt, in diesem speziellen Fall, waren es Granite aus Skandinavien, welche sich im Bereich der Grundmoräne ablagerten. An der Stirn des Gletschers schiebt sich die Endmoräne auf. Sie zeigt sich heute noch in Erhebungen in der eher flachen Landschaft. Durch das Abschmelzen des Gletschers, bildeten sich vor der Endmoräne Abflussrinnen. Diese Abflussrinnen münden in das Aller-Urstromtal. Die Aller mündet in der Nordsee. Beim Abschmelzen des Gletschers entstehen durch abgelagerte Sande, Kiese und Gerölle sogenannte Sander, welche vor der Endmoräne liegen. Die Lüneburger Heide entsteht auf einer solchen Sanderfläche. Über die Zeit wird aus der Moränenlandschaft Lössstaub ausgeblasen, welcher sich im Vorland der Mittelgebirge ablagern. Hier liegen stellenweise meterdicke Lössböden. Lössböden sind äußerst fruchtbare Böden und erkennt man heute teilweise schon am Namen, z.B. Magdeburger Börde. Börde ist immer ein Hinweis auf fruchtbare Böden.
Direkt hinter der Nordsee dehnen sich weite Marsch- und Geestgebiete aus. Die Marsch besteht aus Feinsand und Schlick. Das Material wird von Küstenabschnitten abgeschwemmt und durch die Gezeitenströme wieder an die Küste gespült. Die tiefsten Punkte im Norddeutschen Tiefland findet man in den Niedermooren und im Marschland. Die Geestlandschaften liegen etwas höher und schließen sich als flachwelliges Altmoränenland unmittelbar hinter der Marsch an. Hinter der Ostseeküste erstreckt sich eine hügelige Jungmoränenlandschaft. Der nördliche Landrücken und das nordöstlich liegende Hügelland entstanden während der Weichseleiszeit. Die nördlichen und südlichen Landrücken werden durch Urstromtäler voneinander getrennt und von Nord nach Süd verlaufenden Flüssen durchkreuzt. Vor den Urstromtälern liegen breite Sanderflächen, außerdem die Mecklenburgische Seenplatte. Im Süden findet man mehrere Buchten, die weit in die Mittelgebirgsregion hineinragen. Die wichtigsten Flüsse im Norddeutschen Tiefland sind der Rhein, die Ems, die Weser, die Elbe und die Havel, alle münden in der Nordsee. Besonders sind die Au- und Bruchwälder, welche in den Niederungen von Flüssen entstehen, z.B. der Spreewald. Das Einzugsgebiet der Oder und der Neiße gehören zu dem kleinen Flächenanteil, welcher in die Ostsee mündet.
Mittel-Gebirgs-Schwelle

Die Mittel-Gebirgs-Schwelle ist gezeichnet von Mittelgebirgen, Hügelländern mit dazwischen liegenden Talsenken. Die Mittel-Gebirgs-Schwelle schließt sich südlich an die Norddeutsche Tiefebene an. Die Trennlinie verläuft vergleichsweise scharf. Die höchste Erhebung, welche wir in der Mittel-Gebirgs-Schwelle finden sind der 1493 Meter hohe Feldberg im Schwarzwald und der 1456 Meter hohe Große Arber im Bayrischen Wald. Die tiefsten Punkte in dieser Region finden sich im Thüringer Becken, welches zwischen Harz und Thüringer Wald liegt. Die wichtigsten Gebirge sind im Westen das Rheinische Schiefergebirge, welches aus der Eifel, dem Hunsrück, dem Taunus, dem Westerwald, dem Bergischen Land und dem Sauerland auf. Im Süden wird die Region durch die Schwäbische Alb, Fränkische Alb und dem Bayerischen Wald begrenzt. Weitere Gebirgszüge sind der Harz, die Rhön, der Thüringer Wald und das Erzgebirge.
Was viele nicht wissen ist, dass wir in Deutschland ebenfalls Vulkane haben. Besonders in der Eifel findet man noch Spuren des Vulkanismus. Durch vulkanische Explosionen entstanden die bekannten Maare. Maare entstehen durch eine Wasserdampf-Eruption. Dabei trifft das aufsteigende Magma auf wasserführende Gesteinsschichten, wodurch es zu einer gewaltigen Explosion kommt. Das umgebende Gestein wird zusammen mit dem Magma in kleinste Bestandteile zerfetzt und aus dem Explosionstrichter geschleudert. Es entsteht ein Hohlraum, der zusammenbricht und wodurch ein Einsturz- oder Maartrichter entsteht. Nach dem Abklingen der vulkanischen Tätigkeiten füllen sich die Trichter anschließend mit Wasser. In der Eifel gibt es ca. 70 Maarvulkane. Davon sind heute nur noch zwölf Maare noch mit Wasser gefüllt, die restlichen sind bereits verlandet. Viele der großen Flüsse in Deutschland entspringen in der Mittel-Gebirgs-Schwelle.
Südwestdeutsches (Schicht-) Stufenland

Das Südwestdeutsche (Schicht-) und Stufenland liegt im Südwesten von Deutschland an der Grenze zu Frankreich. Die Landschaft wird von unterschiedlichen Gebirgen geprägt. Die Schwäbische Alb und die Fränkische Alb bilden eine Schichtstufenlandschaft mit markanten Schichtstufenkanten. Die beiden Schichtgebirge sind namensgebend für den gesamten Naturraum. Die Geomorphologie bzw. die Reliefform im Schichtstufenlandschaft zeigt sich aus leicht geneigten, fast parallel übereinander liegenden Gesteinsschichte. Die Ausprägung und Steilheit hängt im Wesentlichen von der Verwitterungsbeständigkeit und Lage der aufgebauten Gesteinsschichten ab. Gesteine verwittern unterschiedlich schnell und stark und prägen das gesamte Landschaftsbild. Eine Besonderheit in diesem Naturraum ist das langgestreckte Oberrheinische Tiefland im Südwesten. Das Oberrheinische Tiefland ist ein Becken, das während der Aufwölbung der Vogesen und des Schwarzwaldes entstanden sind. Begrenzt wird es im Westen vom Pfälzer Wald und den Vogesen, im Osten vom Odenwald und dem Schwarzwald. Das Oberrheinische Tiefland wird von mächtigen jungen Sedimenten, insbesondere Rheinschotter, bedeckt. Eine weitere Besonderheit ist der Oberrheingraben, dessen Untergrund durch zahlreiche Verwerfungen zerbrochen ist und dem vulkanischen Material die Möglichkeit gibt, entlang der Verwerfungen nach oben zu gelangen. Durch solche Vorgänge wurde der Kaiserstuhl geformt. Eine weitere Besonderheit ist das Nördlinger Ries. Vor rund 15 Millionen Jahren entstand das nahezu kreisrunde Nördlinger Ries. Die ca. 25 Kilometer große Vertiefung entstand durch einen Einschlag eines Meteoriten und ist heute noch in der Landschaft zu erkennen.
Alpenvorland

Als Alpenvorland wird das nördlich der Alpen gelegene Hochland. Die Alpen haben mehrere unterschiedliche Vorländer. Südlich der Alpen liegt das südliche Alpenvorland in Italien, östlich finden wir das Alpenvorland in Österreich und auch in Frankreich gibt es ein Alpenvorland. Schauen wir uns erst einmal das nördliche Alpenvorland, welches in Deutschland liegt, genauer an. Das nördliche Alpenvorland beschreibt einen Bogen und wird zum Osten hin schmaler und zieht sich vom Schwarzwald über Württemberg und Bayern bis hin nach Österreich. Das Alpenvorland ist eine Endmoränenlandschaft, die ich in der Beschreibung zum Norddeutschen Tiefland schon näher erklärt habe. Hier gibt es viele Seen, die teilweise ins Gebirge hineinragen. Die Seen entstanden im Zuge der Riß- und Würmkaltzeit, die Eismassen breiten sich Richtung Norden aus und ebneten das Land vor den Alpen ein. Durch Ausschürfungen der Eiszungen – auch Zungenbecken genannt – sind sie heute noch mit Wasser gefüllt. Viele der bekannten Seen gehören dazu, wie z.B. der Bodensee, der Tegernsee, der Starnberger See, der Chiemsee, der Attersee, der Mondsee und der Traunsee etc. Einige Seen sind mit der Zeit verlandet oder vermoort. Zu den Seenlandschaften gehört ebenfalls das Moränenland, welches sich durch kuppige Grundmoränen mit Becken auszeichnen und werden durch Randmoränen und bewaldete Endmoränen getrennt. Eine weitere Besonderheit der Landschaft sind die Drumlinschwärme (kleine Hügel). Im Nordwesten wird die Landschaft durch die Schwäbische Alb und im weiteren Verlauf durch die Donau begrenzt. Früher war das Alpenvorland eine Mulde, die sich im Laufe der Jahrhunderte mit Ablagerungen füllte. Entlang der Flüsse entstand in den Zwischeneiszeiten durch das Abschmelzen der Eismassen eine Schotterebene. Geschiebe wie Steine, Schotter und anderes mitgeführtes Material lagerte sich durch die geringen Transportkräfte der Flüsse ab. Die gesamte Landschaft ist geprägt durch ebene Flächen mit Schotterterrassen entlang der Flüsse. Im Tertiär gab es keine Vereisung, angewehtes feines Gesteinsmaterial aus den Schotterebenen formten die Landschaft in ein flachwelliges und hügeliges Land. Mit der Zeit entstanden Anhebungen aus groben und feinen Sedimenten und werden Tertiärhügelland genannt.
Alpen
Die Alpen sind nicht nur in Deutschland das größte Gebirge, sondern in ganz Europa. Der höchste Gipfel ist der Montblanc, in Deutschland hingegen ist die Zugspitze der höchste Berg. Die Alpen sind ein junges Faltengebirge und dies gliedert sich in die nördlichen Kalkalpen, die Zentralalpen und die stark verkarsten südlichen Kalkalpen. Relikte der Eiszeiten findet man in Gletschern im Gebirge. Die Gletscher haben seit jeher die Gestalt der Alpen geprägt.

Wie sind die Alpen entstanden? Im Vergleich zur gesamten Erdgeschichte ist es ein junges System. Es handelt sich dabei um ein Faltengebirge. Vor 175 Millionen Jahren befand sich an der Stelle der heutigen Alpen und des Mittelmeeres ein einziger großer Ozean. Der Grund des Ozeans bestand aus Granit, Gneis und Schiefer. Auf diesen Gesteinen lagerten sich Kalk- und Tonschichten ab. Über Millionen von Jahren entstanden durch diese Ablagerungen mehrere tausend Meter mächtige Gesteinspakete. Während der Kreidezeit vor rund 100 Millionen Jahren und im anschließenden Tertiär erhielten die Alpen die typischen Faltenstruktur. Durch besonders starke tektonische Vorgänge im Erduntergrund mit vulkanischen Aktivitäten, veränderte sich die Gestalt der Alpen. Die Alpen liegen im Bereich der Kollisionszone zwischen den Afrikanischen und Europäischen Platten. Durch das Arbeiten der Platten, entstanden die Alpen durch Faltungen und Deckenüberschiebungen. Durch die Heraushebung der Alpen, setzte gleichzeitig die Abtragung der Gesteinspakte durch die Witterung ein. Sprich, die Alpen schrumpfen irgendwann. In den Zentralalpen, sind die Hebungen und Abtragungen am stärksten. Die überlagerten Kalk- und Tonschichten sind komplett abgetragen und dadurch liegt hier das Grundgebirge frei. Die nördlichen und südlichen Alpen sind nicht ganz so hoch und sind noch aus Kalkgestein aufgebaut. Hierbei ist eine stärkere Verkarstung eingetreten. Verkarstung meint im geomorphologischen Sinne die Korrosionsprozesse. Diese Prozesse führen zum Landschaftstyp Karst mit den charakteristischen Karstformen. Ein wesentliches Merkmal der Verkarstung ist ein deutlicher Anteil unterirdischer Entwässerung an der Gesamtentwässerung. In der verallgemeinerten Form wird das Freilegen des Gesteins durch die Vegetationsentfernung und Bodenerosion. Dies finden wir besonders in mediterranen Karstgebieten.
Die Alpen sind aber weitestgehend das Ergebnis des Eiszeitalters. Darüber hinaus zeichnen sich die Alpen durch ihren Formenreichtum aus. Die Eiszeiten weiteten Täler und Pässe durch die mächtigen Gletscherströme auf. Charakteristisch ist der Stufenbau der Hochtäler mit dem Wechsel von engen Klammen und breiten Becken, sowie den Wasserfällen an der Einmündung von Nebentälern ins Haupttal. Steilwandige Hangnischen, die Kare, treffen auf kleine Seen im Gipfelbezirk. Die Vegetation in den Alpen ist ebenfalls sehr abwechslungsreich. Es gibt eine natürliche Laubwaldstufe zwischen 800 und 1000 Metern Höhe. Danach folgt die Nadelwaldstufe. Oberhalb der Waldgrenze schließt sich die Zone des Krummholzes und der Almen an. Auch heute findet man in den Alpen noch Gletscher, die sich bis in die besiedelten Gebiete herabragen. Die Gletscher gehen jedoch immer weiter zurück. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den Alpen auch heute schon spürbar.
Wie die einzelnen Landschaften sich gebildet haben, wie der Mensch auf sie gewirkt hat oder noch wirkt und wie sie zur Milderung des Klimawandels beitragen können, erzähle ich Euch in weiteren Beiträgen.